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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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wies auf die Akte, »… ist einer von diesen Zufällen. Nur kurz, damit du auf dem Stand bist: Ich habe vorhin ein paar Dinge ausgelassen, um nicht die Pferde scheu zu machen. Und was ich dir jetzt erzähle, bleibt bitte in diesem Raum.«
    Kreuthner fühlte sich in gewisser Weise geehrt, hier im Zentrum der Ermittlungen ins Vertrauen gezogen zu werden. Andererseits bohrten auch Unbehagen und Missmut in ihm. So war das also im »inner circle«. Da erzählten sie sich, was Krethi und Plethi draußen im SoKo-Raum vorenthalten wurde. Da wurde das dicke Süppchen derer gekocht, die erster Klasse ermittelten, während sich das Fußvolk mit niederen Arbeiten abschinden musste und dumm gehalten wurde. Aber hier – hier verfügten sie über alles, was man zur Lösung des Falles brauchte! Das würde sich Kreuthner merken.
    »Dieser Anwalt, Jonas Falcking, hat mich gestern Abend im Büro angerufen. Angeblich will er eine Aussage machen, die uns beim Mord an Kummeder entscheidend weiterbringen soll. Ob da was dran ist, wissen wir nicht. Bis jetzt hat er sich noch nicht wieder gemeldet. Zweiter Punkt: Kummeder wollte sich mit Zimbeck auf dem Riederstein treffen, wird da oben aber erschossen, bevor Zimbeck da ist. Kurz davor oder danach ruft Zimbeck Kummeder auf dem Handy an. Dritter Punkt: Zimbeck und Falcking haben eine gemeinsame Vergangenheit. Gemeinsame Vergangenheit ist vielleicht zu viel gesagt. Aber was sie verbindet, ist diese Strafakte.« Wallner legte seinen Finger auf die Akte, die Kreuthner noch immer in der Hand hielt. »Zimbeck hat Falckings EC -Karte geklaut, gefunden oder was immer und damit Geld abgehoben. Wär jetzt nicht so wahnsinnig aufregend. Aber das Ganze spielt sich zufällig in der Nacht im Juni vor zwei Jahren ab, in der Kummeders Freundin verschwindet. Irgendwo gibt’s da Zusammenhänge. Und deswegen wüssten wir gern, was damals genau passiert ist. Und da kommst du ins Spiel.«
    Kreuthner nickte, blätterte ein wenig in der Akte, um sein Gedächtnis aufzufrischen. Schließlich legte er die Akte auf den Schreibtisch und die Hände hinter seinen Kopf, starrte zur Decke und sagte: »Krieg ich noch an Kaffee?«
    Wallner schenkte ihm persönlich ein. »Milch, hast du gesagt?«
    »Ja«, sagte Kreuthner. »Gibt’s eigentlich schon Weihnachtsplätzchen?«
    »Nein. Gibt’s nicht. Und wenn du nicht bald anfängst zu reden, gibt’s auch keinen Kaffee mehr.«
    »Ja, ja, ja. Immer mit der Ruhe. Die G’schicht damals war relativ kompliziert. Aber dass die gestunken hat – das hab ich schon vor zwei Jahren gesagt. Schön, dass ihr endlich auch draufkommt.«

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22 . Kapitel
    16 . Juni 2007 , 8  Uhr 21 : Der Streifenwagen rollte durchs morgendliche Voralpenland. Kreuthner trug das Polizeihemd mit den kurzen Ärmeln, den Ellbogen im offenen Fenster der Beifahrertür. Draußen war Sommer, siebenundzwanzig Grad. Am Steuer des Wagens saß Benedikt Schartauer, der von Kreuthner gelegentlich mit einem Blick bedacht wurde. Schartauer war noch in Ausbildung, hatte viel zu lernen und machte Fehler. Wenn Kreuthner nicht auf den jungen Kollegen aufpasste, scannte sein Blick die Umgebung. Konzentriert, präzise, unaufgeregt. Die Routine führte ihm das Auge. Jede Abweichung vom Normalzustand wurde sofort bemerkt und sicherheitstechnisch bewertet. Der Gscheindl-Hof, um ein Beispiel zu geben: Da standen alte Möbel vor dem Haus. Noch nie in zwanzig Jahren hatten dort Möbel gestanden, schon gar keine alten. Denn der Gscheindlbauer war einer, zu dem sie heute Messie sagen würden. Einer, der nie etwas wegwarf. Dem hatten sie 1992 einen Anbau an die Scheune genehmigt, damit er sein Geraffel da hineinstellen konnte. Der Hof war ein Schwarzes Loch. Was einmal hineingeriet, kam nie wieder heraus. Jetzt aber stand da altes Zeugs, dass man meinen konnte, der Gscheindlbauer hielte einen Flohmarkt ab. Natürlich tat er das nicht. Denn wer einmal ein Messie ist, dem kann man das nicht mehr austreiben. Der wird sich lieber vierteilen lassen, als die schimmelige Kommode aus den Sechzigerjahren herzugeben. Was also war da los? Diese Frage stellte Kreuthner dem in Ausbildung befindlichen Kollegen Schartauer.
    Schartauer überlegte lange, bevor er antwortete, denn er wollte sich vor Kreuthner nicht blamieren. Wollte Kreuthner zeigen, dass der seine Mühe auf die Ausbildung nicht vergeblich aufwandte. Schartauer stellte den Streifenwagen in eine Ausweichbucht, von der aus man den Hof gut sehen konnte. Gerade trug eine Frau in

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