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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Staatsanwalt zwar g’sagt, dass da a öffentliches Interesse vorliegt und mir in jedem Fall Anklage erheben müssen, weil die G’schicht hat ja g’stunken wie d’ Schellen-Sau. Aber kennst es ja, die Brüder. Öffentliches Interesse, bloß weil einer sich a Auto ausleiht? Ja wo kommen wir denn da hin! Die faulen Socken, die g’stinkerten. Wenn des der Porsche von am Prominenten gewesen wär, des hättst sehen sollen, wie schnell da a öffentliches Interesse dag’wesen wär. Da kann der Herr Staatsanwalt nämlich seine eigene Visage im Fernsehen bewundern. So schaut’s doch aus. Mach ma uns doch nix vor.«
    »Ja«, sagte Wallner. »Da hast du völlig recht. Aber wir sollten uns jetzt wieder beruhigen und überlegen, wie wir weiter vorgehen.«
    Schweigen legte sich über die Anwesenden. Mike meinte schließlich, man solle weitermachen wie bisher und darauf warten, dass sich Herr Falcking meldete. Zwei Dinge seien bis dahin zu tun: Zimbeck auftreiben und mit dem Detektiv reden, den Kummeder bezahlt hatte, um Kathi Hoogmüller zu finden. Wallner bat Mike, sich zunächst um Zimbeck zu kümmern. Gegen halb eins würden sie dann zusammen nach Rosenheim fahren, um den Detektiv aufzusuchen.
    Nachdem Wallner die Versammlung aufgelöst hatte und alle gegangen waren, stand mit einem Mal Vera Kampleitner in seinem Büro. Wallner war zu überrascht, um zu lächeln.
    »Hallo«, sagte Vera Kampleitner.
    »Hallo«, sagte Wallner.
    »Ich dachte, Sie würden sich freuen, mich wiederzusehen.«
    Wallner bot ihr einen Stuhl an. »Warum dachten Sie das? Setzen Sie sich.«
    »Weil …«, sie war sichtlich irritiert. »Weil Sie das gestern gesagt haben. Das waren Ihre letzten Worte, bevor ich gefahren bin. Aber vielleicht hab ich mich auch verhört.«
    »Nein, nein. Das stimmt. Ich wollte was Nettes sagen, damit der Abend nicht so unversöhnlich ausklingt.«
    Sie sah ihn an, lange, ungläubig, in seiner Mimik forschend, ob dort etwa Ironie lauerte. Nein, da lauerte nichts. Keine Ironie, kein charmantes Lächeln. Der meinte es ernst. Auch Wallner sah Vera Kampleitner an. Sie trug die Haare heute offen. Das stand ihr gut. Die Strenge der hinter dem Kopf zusammengebundenen Haare hatte ihr durchaus gestanden. Das hier war anders. Ein wenig – erotischer. Der Geruch von Leder machte sich breit im Büro. Er kam von ihr. Die Lederjacke, die sie anhatte, strömte ihn aus. Auf dem schweren Lederduft schwebte eine zitronige Kopfnote, vermutlich von Vera Kampleitners Eau de Toilette. Wallners Augen wanderten zu einer Stelle an ihrem Hals, gleich unter dem Ohr, wo ein quer laufendes Fältchen endete und die Schlagader sich wölbte – da musste sie sein, die Stelle, an der sie das Eau de Toilette aufgetragen hatte. Nicht gesprüht. Das würde den ganzen Raum füllen. Getupft. Nur eine frische Nuance, die sie dem wuchtigen Lederodeur ihrer Jacke beigefügt hatte. Wallner sog die Luft etwas tiefer ein, unmerklich, wie er hoffte, um den Duft ihrer Haare zu spüren. Vera Kampleitner jedoch schloss ihren halbgeöffneten Mund, schluckte und sagte: »Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.« Sie ging. Wallner begriff erst spät, dass er etwas tun musste.
    »Warten Sie. Das war nur ein Spaß. Vielleicht nicht der witzigste, den Sie je gehört haben, aber …«
    »Ah ja? Ist Ihnen aufgefallen, dass ich nicht gelacht habe?« Sie war stehen geblieben, hatte sich wieder umgedreht, funkelte Wallner an.
    »Sehen Sie’s mir nach. Ich habe um die Zeit mit meinem Kreislauf zu kämpfen. Deswegen sieht man mir die Freude nicht gleich an. Aber hier drin …«, Wallner legte seine rechte Hand auf die Brust, »… mein Herz, das hat gelacht und sich gefreut, wie Sie plötzlich hier im Zimmer standen. Ehrlich, Sie müssten mein Herz sehen. Aber leider gibt es für Außenstehende nur dieses müde Gesicht. Meine Mitarbeiter haben sich schon dran gewöhnt. Denen macht das nichts, dass sie vormittags einen scheinbar – und ich sage bewusst ›scheinbar‹ – miesepetrigen Chef haben.«
    »Während Ihr Herz gleichzeitig diese Varieté-Step-Nummer tanzt.« Ihre Miene wechselte ins Spöttische. »Ich finde, Sie übertreiben ein bisschen.«
    »Wie kann ich meiner Freude sonst noch Ausdruck verleihen außer durch mein wirres Gerede?«
    »Ich könnte noch einmal durch diese Tür hereinkommen, und wir fangen von vorn an.«
    »Gute Idee – prinzipiell. Bringt in dem Fall leider nichts, weil mein Kreislauf davon auch nicht auf Touren kommt. Ohne Kreislauf kein

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