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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Lächeln. Das Herz freut sich, aber keine Sau merkt’s. Weswegen sind Sie eigentlich hergekommen?«
    »Ich hab mir die Videoaufnahmen jetzt vollständig angesehen. Die vom Riederstein sind leider nichs geworden. Da sind gerade Wolken aufgezogen. Ich dachte, es geht noch. Aber es ist nicht viel zu erkennen.«
    »Versuchen Sie’s heute noch mal.«
    »Das war der Plan. Aber so wie’s da draußen aussieht …« Sie deutete auf die Waschküche vor Wallners Fenster.
    Wallner sah ebenfalls hinaus, dachte ein bisschen nach, sog Luft durch die Nase – Kokos. Das musste ihr Shampoo sein. »Okay«, sagte er schließlich. »Tun wir was für meinen Kreislauf.«

[home]
24 . Kapitel
    W allner hatte sich Sportschuhe angezogen. Er hatte immer ein Paar im Büro. Man wusste nie, in was für Bodenverhältnisse man im Dienst geriet. Obwohl ihm ein bisschen schlecht war, trug er Veras Kamera. Da hatte er keine Einwände gelten lassen.
Veras
Kamera deswegen, weil Wallner Frau Kampleitner zum Zeichen seiner Herzensfreude das Du angeboten hatte. Also trug Clemens jetzt Veras Kamera auf den Riederstein. Wie Vera nach wenigen Metern Wanderung auffiel, hatte Wallner seine Daunenjacke im Auto gelassen. Ob das bei arktischen Temperaturen um die zwölf Grad nicht reichlich gewagt sei, hatte sie gefragt. Wallner hatte gesagt, sie könne sich ihren Spott sparen. Er wisse sehr genau, was er tue. In Sachen Kälteschutz erlaube er sich keine Nachlässigkeit. Wie wohl auch sonst nicht, stichelte Vera. Wie – richtig erkannt – auch sonst nicht, sagte Wallner. Vorliegend gelte zu beachten, dass sie bergauf gingen. Da werde es einem von innen warm, selbst ihm, Wallner. Freilich bestehe die Gefahr, dass man den Berggipfel verschwitzt erreiche, dort oben abkühle und die Körpertemperatur ins Bodenlose falle. Aber dazu werde es nicht kommen, wie Vera in Kürze sehen könne.
    Vera hatte den Sinn ihrer Wanderung von vornherein in Zweifel gezogen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Sicht auf den Bergen, wo doch die Wolken wohnten, besser sei als unten in Miesbach. Doch mit einem Mal – sie hatten zwei Drittel des Wegs zur Galaun zurückgelegt – wurde es heller um sie herum. Je mehr sie an Höhe gewannen, desto lichter wurde der Nebel. Dann, von einer Sekunde auf die andere, riss der Schleier auf. Die Sonne übergoss die Fichten und Birken vor ihnen mit gelbem Licht. Kurz nur, dann schwappte von hinten wieder der Nebel heran, und der Bergwald ward abermals düster und grau. Nach einer Weile wiederholte sich das Schauspiel. Es wurde heller, der Dunst verzog sich, die Sonne brach durch. Diesmal erschien hoch über ihnen der blaue Himmel, und in den Himmel hinein ragte der Riederstein mit der Kapelle auf seiner Spitze, umwabert von Federwolken, als schwimme der Fels im blubbernden Kessel einer Alchimistenküche. Vera blieb stehen und staunte. »Sonne. Unglaublich«, sagte sie.
    »Es wird noch besser«, sagte Wallner. »Schauen wir’s uns von oben an.«
    Das Wirtshaus auf der Galaun lag bereits über der Wolkengrenze. Ein paar wenige Gäste genossen die Oktobersonne bei einem Weißbier auf der Terrasse. Vera und Wallner ließen das Wirtshaus linker Hand liegen und stapften den Kreuzweg hinauf. Der Weg war steil, in den Waldboden waren Holzstufen eingelassen. Wallner kam ins Schnaufen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ein Tropfen war bereits auf sein linkes Brillenglas gefallen. Er musste stehen bleiben und das Glas putzen.
    »Soll ich mal die Kamera nehmen?«, fragte Vera.
    »Auf keinen Fall. Ich hab mich grad dran gewöhnt. Tropft bei dir nichts auf die Brille?«
    »Ich tupfe rechtzeitig.« Vera hielt ihm ein zerknülltes Papiertaschentuch vor die Nase.
    Wallner nickte, setzte seine Brille wieder auf, packte den Kamerakoffer und setzte sich in Bewegung.
    »Geht’s deiner Schwiegermutter besser?«
    »Ja. Ich war gestern Nacht noch bei ihr im Krankenhaus. War nur eine Knöchelprellung. In ein paar Tagen kommt sie wieder raus. Ich soll dich von ihr grüßen.«
    »Mich? Wieso?«
    »Ich hab ihr erzählt, dass du einen Großvater hast, der mit jungen Mädchen flirtet. Und dass du dir deswegen Sorgen machst. Das fand sie interessant.«
    »Das erzählst du deiner Schwiegermutter? Ich meine, ihr seid nicht mal verwandt.«
    »Sie freut sich, wenn ich ihr aufregende Dinge erzähle.«
    »Die Frau ist gestern in ihrer Wohnung zusammengebrochen. War das nicht aufregend genug?«
    »Ist doch egal. Sie kennt weder dich noch deinen

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