Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlichkeit, dass er sich das Gewehr auf dem Schwarzmarkt in München besorgt hatte. Informanten der Münchner Kripo hatten tatsächlich gemeldet, dass vor einiger Zeit eine Dragunow nachgefragt wurde. Man ging der Spur nach. Im Lauf der Woche sollten die Miesbacher hoffentlich konkrete Ergebnisse bekommen.
    Wallner wollte gerade die Aufgaben für den nächsten Tag verteilen, als ihn Janette ansprach. Der Kreuthner sei am Telefon gewesen. Wallner solle dringend zurückrufen. Der Fall Kathi Hoogmüller sei gelöst.

[home]
38 . Kapitel
    D as Dumme mit Kreuthner war, dass man bei ihm nie wusste, ob er gerade Unsinn redete oder einen wesentlichen Beitrag zur Lösung des Falls lieferte. So auch hier. Angeblich hatte Kreuthner eine Zeugin für den Mord an Kathi Hoogmüller aufgetrieben. Wenn das stimmte, dann konnte das durchaus Bedeutung für den Mordfall Kummeder haben. Vielleicht war Kummeder ja auf der Spur des Mörders seiner Freundin gewesen und wurde deswegen aus dem Weg geräumt. Wallner konnte die Vernehmung jedenfalls nicht Kreuthner überlassen, sondern musste sich das selbst anhören. Nun war die Zeugin aber nicht bereit, ihr Haus zu verlassen, weil sie gerade irgendetwas auf dem Herd hatte – so hatte Wallner Kreuthner jedenfalls verstanden.
    Martha Gruber war kein Kräuterweib im klassischen Sinn. Sie war nicht mit der Gegend verwachsen, sondern kam aus Metzingen und war vor fünfzehn Jahren mit ihrem damaligen Lebensgefährten ins Voralpenland gezogen, um einen esoterischen Lebensstil zu pflegen. Das halb zerfallene Häuschen, das sie auf einem Ausflug entdeckt hatten, schien Martha Gruber in besonderer Weise geeignet, um darin Kräuter zu trocknen, Horoskope zu erstellen und im Einklang mit den Mondphasen zu menstruieren. Das Mangfalltal, das sich an dieser Stelle in die Haglandschaft hinein öffnete, erfüllte Martha Grubers Anforderungen an Verwunschenheit und Mystik auf das Vortrefflichste. Vor vier Jahren war es dem Lebensgefährten zu einsam geworden. Den Kräutern hatte er, wenn er ehrlich war, noch nie viel abgewinnen können, und den Mondphasen noch weniger, da er selbst nicht menstruierte und die Regel seiner Lebensgefährtin ihn nicht mehr interessierte, seit ihr Geschlechtsleben darniederlag. Martha Gruber aber war geblieben und lebte vom Verkauf ihrer Heilkräuter, die nicht nur bei den Bäuerinnen der Gegend in gutem Ruf standen.
    Kreuthner hatte im Bauerngarten auf Wallners Ankunft gewartet. »Schau, da hätten mir schon mal a wichtige Frage beantwortet«, sagte Kreuthner zur Begrüßung.
    Wallner betrat den Bauerngarten und sah sich um. »Wie hast ’n die aufgetrieben?«
    »Instinkt. Instinkt und Erfahrung.« Kreuthner warf einen kurzen Blick zu Holl, dem die Aufsässigkeit aus dem Gesicht gewichen war. Wallner sog die nebelige Luft ein. Es roch nach dem Holzfeuer, das im Anbau des Hauses brannte. Auf dessen Dach war ein kleines, rundes Kaminrohr, aus dem schwärzlicher Qualm drang und mit dem Nebel eins wurde. In den Feuergeruch mischten sich Noten von Alkohol und Fuselöl.
    »Was treibt denn deine Zeugin da drin?«
    »Die hat da was am Kochen. Deswegen hat sie ja net kommen können.«
    »Bist deppert? Wir können der doch nicht tatenlos beim Schwarzbrennen zusehen.«
    »Samma ’s Finanzamt? Geht mich doch nix an, was die da z’sammbraut.«
    Wallner hatte ebenfalls wenig Lust, ein förmliches Verfahren loszutreten. »Hol sie raus.«
    »Magst net reingehen?« Kreuthner wies einladend auf die Tür zum Anbau.
    »Und ihr beim Einschüren helfen?«
    Kreuthner ging maulend hinein. »Man kann’s auch übertreiben mit der Paragraphenreiterei. Frau Gruber – täten Sie kurz rauskommen?«
    Frau Gruber kam heraus, gab aber zu verstehen, dass sie sich gerade im Mittellauf des Feinbrandes befinde, der Brennphase, in der eine konstante Temperatur unerlässlich sei, weshalb sie gelegentlich hineingehen und ein Scheit nachlegen müsse. Wallner fragte, wo denn der Finanzbeamte sei, der für gewöhnlich den Brennvorgang überwache. Frau Gruber gab zu, ihn nicht eingeladen zu haben, was aber gute Tradition sei bei ihr. Das mache sie seit vierzehn Jahren so, ohne dass sich jemals jemand beschwert habe. Wallner bat Frau Gruber, keine weiteren Details zu nennen und ihm lieber mitzuteilen, was sie auszusagen habe, woraufhin sie erst im Anbau verschwand, um ein Scheit nachzulegen, kurz darauf wieder in den Garten kam, um abermals zu verschwinden, diesmal im Haupthaus. Eine Minute später stand sie

Weitere Kostenlose Bücher