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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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nicht zu erkennen. Heute aber weiß ich, daß diese beiden die von mir Gesuchten sind.«
    Der junge Mann wandte sich abrupt an den Alten. »Wenn du in Rudniki warst – ich war es nicht! Da schwöre ich tausend Eide! Und nun«, er drehte sich dem Kriminalmeister zu, »bin ich gespannt auf das, was Sie uns zu sagen haben. Kommen Sie, kommen Sie! Legen Sie Ihre Karten auf den Tisch. Ich möchte wissen, was Sie uns anhängen wollen.«
    Pawel Bobak hätte sich ohrfeigen mögen. Warum nur hatte er so unüberlegt gehandelt? Einzeln hätte er die beiden vernehmen müssen! Dazu war es jetzt zu spät. Der junge Mann hatte dem Alten unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß er um jeden Preis schweigen würde. Und sein aggressives Auftreten sollte zweifellos deutlich machen, daß kein Grund zur Sorge bestehe. Unter diesen Umständen war es vermessen anzunehmen, den Alten durch Einschüchterung zu einem Bekenntnis bewegen zu können.
    Natürlich kapitulierte der Kriminalist nicht. Aber wie drängend und drohend er auch wurde, die beiden Kutscher ließen sich nicht beirren. Nach wie vor beharrten sie darauf, niemals in der Nacht durch Rudniki gefahren zu sein.
    »Ich weiß überhaupt nicht, warum ich das abstreiten sollte«, war das immer wiederkehrende und durchaus überzeugende Argument des jungen Mannes. »Nachts durch Rudniki zu fahren ist doch nicht verboten. Ich würde es also zugeben, wenn es den Tatsachen entspräche.«
    Pawel Bobak ersparte es sich, seinen Verdacht zu begründen. Er besaß keinen Beweis, und er wollte nicht noch mehr einstecken müssen. Schon hatte er sich als Sieger gesehen, nun glich er einem blessierten Krieger.
    Am Abend quartierte er sich im Czenstochauer Gasthof ein. Hier bestellte er sich einen großen Wodka und rauchte Machorka. Ihm graute davor, dem Natschalnik, dem russischen Vorsteher des Landkreises Petrikow, bekennen zu müssen, daß sein hoffnungsvoller Bericht, den er gleich nach Ausdeutung der auf dem Korb vorgefundenen Zahlen erstattet hatte, zu einem wertlosen Fetzen Papier geworden war. Hatte sich denn alles gegen ihn verschworen? Oder waren ihm gravierende Fehler unterlaufen?
    Pawel Bobak wußte nicht mehr ein noch aus. Er saß da und grübelte und trank und rauchte. Kein vernünftiger Gedanke wollte ihm kommen. Er wurde sich nur darüber klar, daß er neu anfangen und alle bisherigen Ermittlungen überprüfen mußte. Aus diesem Grund entschloß er sich, zunächst einmal nach Nowo-Radomsk zurückzukehren.
    Als er am nächsten Morgen auf dem Perron des Bahnhofs stand, fiel ihm das Telegramm ein, das an Pater Markus gerichtet gewesen war. Da der Zug Verspätung hatte, suchte er die Telegrafenstation auf. Er wollte sich die Depesche nochmals genau ansehen. Vielleicht gab es einen Hinweis, der ihm weiterhalf.
    Der Beamte grinste, als der Kriminalist ihm seinen Wunsch vortrug. »Der Streifen ist längst in den Papierkorb gewandert.«
    »Schade.«
    »Das verstehe ich nicht. Ich hab' dir den Text doch genannt.«
    »Gewiß. Ich habe aber nicht darauf geachtet, wo das Telegramm aufgegeben wurde.« Der Beamte griff nach einem Folianten. »Das kann ich dir sagen. Bei uns werden alle Ein- und Ausgänge gewissenhaft notiert. An welchem Tag war das noch?« Pawel Bobak sagte es ihm.
    »Hier hab' ich's schon. Die Depesche wurde um elf Uhr fünfzig in Nowo-Radomsk aufgegeben.«
    »Wo?« rief der Kriminalist überrascht.
    »In Nowo-Radomsk! Was ist daran so verwunderlich?«
    Pawel Bobaks Backen blähten sich. »Mensch, ich bin doch von dort. Und zwischen Nowo-Radomsk und Gidle …« Er sah, daß der Zug einlief, und eilte nach draußen. In spätestens einer Stunde würde er das Aussehen der Person kennen, die das Telegramm aufgegeben hatte. Glücklicherweise wurde nur selten telegrafiert. Da konnte man sich die Leute merken. Und den Schalterbeamten in Nowo-Radomsk kannte er als zuverlässigen Burschen. Diesmal hatte sich Pawel Bobak nicht zu früh gefreut. Die Beschreibung des Mannes aber, die ihm der Beamte gab, ließ ihn den Atem anhalten: Pauliner in weißer Kutte. Ungewöhnlich gepflegter Vollbart. Weich klingende Stimme. Das konnte nur der Mönch sein, den er beim Büttel Tadeusz Minka kennengelernt hatte!
    Dem Kriminalmeister wurde es siedend heiß. Er erinnerte sich an das Gespräch, das er mit diesem Pauliner geführt hatte. Als der Büttel dem Mönch gesagt hatte, daß er, Pawel Bobak, den Mord aufzuklären habe, hatte der Pater ihn gefragt, ob er schon etwas herausgefunden hätte.

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