Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
Vom Netzwerk:
als zielstrebige Fedor Zadek, den Natascha einmal einen ›mißlungenen Herkules‹ genannt hatte, kehrte nicht enttäuscht und entmutigt, sondern hoffnungsvoll nach Warschau zurück. Er trug einen grünen Zweig im Herzen und war überzeugt, daß sich ein Vogel darauf niederlassen würde.
    Zunächst sah es freilich nicht danach aus. Als Natascha erfuhr, daß ihr Bruder die Koffer mit dem Geld selbst nach Krakau bringen würde, schleuderte sie unbeherrscht eine Vase an die Wand. Sie tobte wie von Sinnen, nannte ihren Geliebten einen Versager und weinte schließlich bittere Tränen.
    Fedor strich über ihr Haar. »Wer weiß, wofür es gut war, daß es nicht geklappt hat. Geld, das einem auf diese Weise zufliegt, kann zum Fluch werden.«
    Natascha glaubte nicht richtig zu hören. Das waren ja völlig neue Töne.
    »Ich habe die Schwarze Madonna besucht …«
    »… und bist von ihr verwandelt worden?«
    »Wer weiß«, antwortete er hintergründig. »Immerhin habe ich einen Pater kennengelernt, der mich auf eine tolle Idee gebracht hat.«
    »Da bin ich aber neugierig.«
    Fedor erzählte, was er in Czenstochau gesehen und erlebt hatte. Er berichtete vom Reichtum des Klosters, von seinem Gespräch mit dem Pauliner und von dessen Absicht, ihm die Schatzkammer zu zeigen, und er fügte in aller Offenheit hinzu: »Daran erinnerte ich mich heute morgen, als ich meinen Rausch ausgeschlafen hatte. Und dann kam mir ein Gedanke, der mich nicht mehr losläßt.« Er setzte sich zu Natascha. »Es ist doch so, daß ein Goldschmied, der nicht selbständig ist, nur seine Arbeit, nicht jedoch ihren künstlerischen Wert bezahlt bekommt. Um selbständig werden zu können, braucht man aber Kapital, es sei denn, man hat jemanden, der den Auftrag erteilt, dieses und jenes anzufertigen. Zum Beispiel eine Monstranz, einen kostbaren Kelch oder dergleichen. Sakrale Kunstgegenstände werden fast ausschließlich im Auftrag hergestellt.«
    »Du meinst, das Kloster könnte dir einen solchen geben?«
    »Warum nicht? Zumindest versuchen will ich es. Und ich bin überzeugt, daß Pater Rochus mir helfen wird.«
    Natascha lachte verächtlich. »Nur, weil du dich einmal mit ihm unterhalten hast?«
    »Nein, weil er anders ist als andere. Stell dir vor: er wohnt im Bristol, wenn er nach Warschau kommt! Er mischt sich unter die Hautevolee, ist nicht bigott, sondern aufgeschlossen, spricht mit einer Stimme, die so weich ist, daß man glaubt, in Watte eingepackt zu werden, hat das Aussehen eines Adonis und ist von einer Männlichkeit, die … die an Achilles denken läßt.«
    »Der sich bekanntlich für eine von zwei Möglichkeiten entscheiden mußte«, entgegnete Natascha spöttisch. »Entweder bei frühem Tod ewigen Ruhm zu erringen oder ein langes, ruhmloses Leben zu führen. Dein Pater Rochus dürfte sich für letzteres entschieden haben.«
    Fedor wurde unsicher wie immer, wenn Natascha über Dinge sprach, die ihm ein Buch mit sieben Siegeln waren. »Denk, was du willst«, sagte er unwillig. »Ich werde jedenfalls auf Biegen und Brechen versuchen, mit den Paulinern ins Geschäft zu kommen. Die verfügen über Millionen und abermals Millionen und können Aufträge ungeahnten Ausmaßes erteilen. Durch sie will und werde ich selbständig werden, das habe ich mir geschworen. Als simpler Angestellter arbeite ich auf die Dauer keinesfalls weiter.«
    Natascha war von dem starken Willen ihres Geliebten überrascht. »Gratuliere!« sagte sie anerkennend.
    »Wozu?«
    »Zu deiner Wandlung. Die wundertätige Madonna scheint dich geküßt zu haben.«
    »Du hilfst mir?«
    »Wobei?«
    »Einen großen Auftrag einzuheimsen. Wenn wir Hand in Hand arbeiten, wird es uns gelingen.«
    Natascha glich plötzlich einer Katze. die auf der Lauer liegt. »Du meinst, ich soll frauliche Reize ins Spiel bringen?«
    »Ein bißchen Knistern könnte nicht schaden.«
    »Du bist verrückt.«
    »Überlege, Natascha! Ein Auftrag, wie er mir vorschwebt, wird nicht von heute auf morgen erteilt. Da muß zuerst ein entsprechender Kontakt geschaffen werden.«
    »Und das soll meine Aufgabe sein?«
    »Unsere! Wenn du mitmachst, könnten wir den Mönch einladen, uns zu besuchen.«
    Sie lachte schallend. »Uns, ein Paar, das in sündiger Verstrickung lebt?«
    »Wir geben uns einfach als Geschwister aus. Babuschka wird Verständnis dafür haben, da es auch ihr Vorteil sein wird, wenn ich die erforderliche Werkstatt bei euch einrichte und Miete zahle.«
    Natascha wurde ernst. »Deine Pläne scheinen

Weitere Kostenlose Bücher