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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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weit gediehen zu sein.«
    »Der Gedanke ist mir eben erst gekommen.«
    Sie blickte nachdenklich vor sich hin. »Du bist durchtriebener, als ich es für möglich gehalten habe. Aber es gefällt mir, daß du mit allen Mitteln versuchen willst, dein und damit wohl auch mein Leben auf eine andere Ebene zu stellen. Ich werde dich also unterstützen; es war ohnehin schon lange mein Wunsch, einmal nach Czenstochau zu fahren. Ob dein Pater Rochus von meiner Anwesenheit allerdings angetan sein wird, wage ich zu bezweifeln. Er hat sich immerhin für ein beschauliches Leben entschieden und sehnt sich bestimmt nach keiner Briseïs.«
    »Wer ist denn das nun wieder?«
    »Das war die Geliebte des Achilles.«
    Die Tür wurde geöffnet, und Babuschka trat in den Raum. »Was höre ich da? Ihr sprecht von Achilles?«
    »Ist etwas dagegen einzuwenden?«
    Babuschka sah die Scherben der zerstörten Vase und kombinierte: Mit den dreißigtausend Rubelchen hat es nicht geklappt. »Ich kann diesen Griechen nicht ausstehen«, antwortete sie. »Dreimal hat er Hektor um Troja herumgeschleift. Er war noch tausendmal schlimmer als Boleslaw Smialy, der den Bischof von Krakau in der Kirche erschlug. Traurige Gestalten sind das. Eine Schande sind sie und kein Gesprächsthema!«
    Natascha lachte. »Aber wir haben Achilles doch nur …«
    Die alte Dame wurde ungehalten. »Schluß damit! Ich will von dem Kerl nichts hören.« Sie wandte sich an Fedor Zadek. »Wie ist der Überfall ausgegangen? In der Zeitung hat nichts gestanden.«
    »Weil die Russen sich nicht blamieren wollen«, antwortete er und reichte ihr die Hand. »Nachrichtensperre! Aber es ist alles glatt über die Bühne gegangen.«
    »Kein Schuß ist gefallen«, betonte Natascha.
    »Dafür danke ich dem Herrgott.«
    »Roman bringt das Geld jetzt nach Krakau.«
    Babuschka stellte sich verwundert. »Sollte das nicht deine Aufgabe sein?«
    »Ja. Aber für Roman ergab sich unerwartet eine günstige Transportmöglichkeit.«
    »Und Fedor nahm die Gelegenheit wahr, die Schwarze Madonna aufzusuchen«, fiel Natascha lebhaft ein. »Dabei lernte er einen Pater kennen und hofft, über ihn einen Goldschmiede-Auftrag zu erhalten.«
    Babuschka hob die Augenbrauen. Deshalb also hatten die beiden sich so schnell gefangen.
    Fedor fing wieder an zu schwärmen. »Der Pauliner ist ein großartiger Mann. Ganz anders als andere Patres.«
    Natascha umarmte Babuschka übermütig. »Halte dir die Ohren zu. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln, dann erzählt er auch dir, der Mönch habe das Aussehen eines Adonis und sei von einer Männlichkeit, die an Achilles erinnert.«
    Babuschka wandte sich entrüstet an den Goldschmied. »Ja, bist du denn überhaupt noch ein Pole? Unter Männlichkeit verstehen wir doch wohl etwas anderes. Zum Beispiel Aufrichtigkeit, Festigkeit und vor allen Dingen Ritterlichkeit.« Sie ging auf einen Sessel zu. »Setzt euch! Ich möchte euch etwas aus der polnischen Geschichte erzählen.«
    Natascha und Fedor sahen sich an, als wollten sie sagen: Das hat uns gerade noch gefehlt.
    Babuschka nahm Platz. »Ich erinnerte mich eben an den jungen König Sigmund II. dessen Leben wahrhaftig erzählenswerter ist, als das eures vielgerühmten griechischen Helden. Der König hatte Barbara Radziwill geheiratet und lehnte sich standhaft gegen die Würdenträger des Reiches auf, die von ihm verlangten, sich von seiner Frau zu trennen. Man forderte dies, weil die Radziwills dem Landadel und nicht der Aristokratie angehörten. Vor allen Dingen Sigmunds Mutter, die Italienerin Bona aus dem Hause Sforza, war gegen diese Ehe. Um das Volk auf ihre Seite zu bringen, stellte sie die Behauptung auf, König Sigmund I. sei aus Kummer über die Eheschließung seines Sohnes gestorben. Unversöhnlich drängte sie, Barbara notfalls mit Gewalt fortzuschaffen. Der Kastellan von Wilna entwarf einen Entführungsplan und schlug vor, sie in ein Kloster zu sperren. Der Aristokratie war das nicht genug. Sie wünschte Barbaras Tod und verlangte, daß sie in der Weichsel ertränkt werde. Ebenso unmenschlich reagierte der Woiwode von Sandomir. Er verstieg sich zu der Erklärung, er sehe lieber den türkischen Erzfeind Suleiman in Krakau, als eine Radziwill auf dem polnischen Thron. Sogar Bischöfe forderten Sigmund II. auf, sich scheiden zu lassen. Als er einwandte, gemäß Lehre der katholischen Kirche sei Scheidung doch eine Sünde, erklärten sie heuchlerisch, in diesem Fall sei es lediglich eine kleine Verfehlung, an der

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