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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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allerdings auch für all das verantwortlich ist, was sonst noch geglaubt wird, steht dahin.« Er schlug den Weg zu einer der Bastionen ein, die das Kloster umgeben. »Haben Sie etwas Zeit?«
    »Zufällig sogar sehr viel.«
    »Dann begleiten Sie mich. Ich muß die Arbeiten am Kreuzweg überwachen, der da drüben«, er wies nach Norden, »außerhalb der Verteidigungsmauer errichtet wird.«
    Ein sympathischer Mensch, dachte Fedor Zadek und musterte den Pater unauffällig von der Seite. Er hatte sehr gleichmäßige Züge, einen außerordentlich gepflegten Bart und auffallend volle Lippen. Hervorstechendes Merkmal aber war seine weiche, vertrauenerweckende Stimme.
    »Der Kreuzweg wurde von Stefan Szyller entworfen«, sagte der Pauliner, nachdem sie einige Schritte gegangen waren.
    »Ein guter Name.«
    »Er sagt Ihnen etwas?«
    Fedor Zadek nickte. »Ich bin Goldschmied. Da interessiert man sich für Künstler aller Art.«
    »Goldschmied sind Sie?« Der Mönch schlug die Hände zusammen. »Wie schade, daß unsere Schatzkammer zur Zeit geschlossen ist. Die Restauration ist erst in drei Wochen beendet. Können Sie nicht nochmals kommen? Sie müssen sich unsere Schätze unbedingt ansehen. Die Schönheit und Kostbarkeit der Monstranzen, Kelche, Szepter, Statuetten und was es sonst alles gibt, ist unbeschreiblich. Wenn Sie kommen, werde ich Sie führen. Sie sollten mir vorher nur eine Karte schreiben, damit ich mich freimachen kann. Ich bin Pater Rochus. Werden Sie sich melden?«
    »Gerne. Mein Name ist Fedor. Ich komme aus Warschau.«
    »Eine herrliche Stadt. Wenn ich Urlaub habe, verbringe ich stets einige Tage dort.« Er dämpfte seine Stimme. »Ich wohne dann im Bristol.«
    Das möchte ich mir auch leisten können, dachte der Goldschmied verblüfft und nicht ganz neidlos. »Man ist dann in der Nähe des Palais Potocki«, schwärmte der Mönch, »kann bequem die Gemäldeausstellung der polnischen Künstler aufsuchen oder sich in einer der herrlichen Parkanlagen ergehen. Die Hautevolee findet man im Sächsischen Garten, die Juden im Krasmskischen, und die jungen Paare«, er schnalzte mit der Zunge, »treffen sich im Park Frascati.«
    Fedor Zadek kam aus dem Staunen nicht heraus. Fast zwei Stunden begleitete er den Pauliner, der immer gelöster wurde und es offensichtlich genoß, einmal über etwas anderes als über Gott, Gebete und Gehorsam sprechen zu können.
    »Werden Sie wirklich kommen und sich die Schatzkammer ansehen?« fragte er beim Abschied.
    »Ganz gewiß!«
    Sie gaben sich die Hand und schieden wie Freunde, die einander gut verstehen.

6
    Für Fedor Zadek wäre es vielleicht ein Trost gewesen, wenn er die Worte von Papst Innozenz III. gekannt hätte: ›Des Reichtums Erwerb ist mit Mühe und Arbeit verbunden, sein Besitz von Furcht und sein Verlust von Schmerzen begleitet: immer ermüdet und beschwert er die Seele. ‹ Der ehrgeizige Goldschmied mußte die Erfahrung machen, daß schon die Nichterfüllung eines Traumes vom Reichtum in Ratlosigkeit und Verzweiflung stürzen kann. Bis zum Abend, an dem er sich um sieben Uhr mit Roman Górski in der Bahnhofshalle von Czenstochau treffen wollte, hatte er keine Sekunde daran gezweifelt, daß er das erbeutete Geld nach Krakau bringen sollte. Zur verabredeten Zeit war aber nicht Nataschas Bruder, sondern einer der beiden Metallarbeiter erschienen und hatte ihm zugeraunt:
    »Der Transport hat sich erledigt. Für Roman gab es eine günstige Gelegenheit, die Koffer direkt zur Grenze zu schaffen. Er hat mir für jeden von uns fünfzig Rubelchen gegeben. Wir sollen getrennt nach Hause fahren.«
    Fedor Zadek war wie erstarrt. Er hatte sich bereits als Inhaber eines eleganten Juweliergeschäftes in der Ujazdower Allee gesehen, und nun sollten all seine weittragenden Pläne wie eine Seifenblase geplatzt sein? Dreißigtausend Rubel waren dahin? Die Tatsache, daß ein lächerlicher Zufall ihn um den schon sicher geglaubten Besitz des Geldes gebracht hatte, raubte ihm fast den Verstand. Er betrank sich an diesem Abend, bewies am nächsten Morgen jedoch, daß er mehr Rückgrat hatte, als zu vermuten gewesen war. Denn etwas gab er von seinem vermessenen Traum nicht wieder her: den Wunsch, sich selbständig zu machen. Und er sah eine Möglichkeit, ihn zu verwirklichen. Natürlich nicht so mühelos, wie er sich das vorgestellt hatte. Viel Arbeit würde es kosten. aber es war zu schaffen, wenn Natascha ihm half und Babuschka ihm entgegenkam.
    Es war überraschend: der eher leichtsinnige

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