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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Jahre sorglos leben.«
    Frohgestimmt wanderten sie um den weiten Ringplatz, vor dessen sehenswertem Tuchhaus völlig ungetarnt polnische Freiheitskämpfer exerzierten. Zu Mittag aßen sie einen delikaten Karpfen, und am Nachmittag bewunderten sie in der Marienkirche den von Veit Stoß geschnitzten Hauptaltar. Den Rest des Tages verbrachten sie auf dem ›Wawel‹, dem ehemaligen Sitz der Könige Polens. Berühmte Architekten, wie die Italiener Berecci und Francesco sowie der Pole Benedykt, hatten die alte Burg in ein grandioses Renaissance-Schloß umgebaut. Nach einem Besuch der Schloßkirche und der Grabstätten der polnischen Könige und Feldherren hatte Natascha nur noch den Wunsch, ins Hotel zurückzukehren.
    Monsieur Dabrow war sehr damit einverstanden. Er vermutete, daß ihr Temperament durch die Müdigkeit ihrer Füße nicht beeinträchtigt sein würde.
    Der zweite Reisetag führte das ›Ehepaar‹ Dabrow über Wien nach Triest, wo es im exklusiven Grand Hotel in der Nähe des künstlichen Canale Grande abstieg. Angesichts der im Hafen liegenden riesigen Ozeandampfer interessierte sich Natascha für die Sehenswürdigkeiten der Stadt überhaupt nicht. Auf der Piazza Grande sah sie weder die Marmorstatue Karls VI. noch den Maria Theresia-Brunnen, und auf der Piazza della Stazione würdigte sie das Denkmal der 500jährigen Zugehörigkeit Triests zu Österreich keines einzigen Blickes. Sie schaute unentwegt zu den stählernen Kolossen hinüber, die nach Indien und Ostasien, nach Bombay, Kalkutta, Singapur und Hongkong fuhren. Sogar die mächtigen schwarzen Rauchfahnen, welche die Schiffe beim Auslaufen aus dem Hafen hinter sich ließen, fand sie beeindruckend. Sie träumte nur noch davon, die Welt zu bereisen.
    »Werden wir mit einem solchen Dampfer fahren?« fragte sie unvermittelt.
    Der weniger phantasievolle Monsieur Dabrow fragte verwundert: »Wohin?«
    »Nach Amerika, wenn wir auswandern.«
    Er lächelte nachsichtig. »Noch ist es nicht soweit. Erst müssen wir uns die Steinchen besorgt haben.«
    Natascha war enttäuscht. Wann immer sie der Zukunft vorausgriff, wurde ihr Partner nüchtern. Verstimmt, und um nicht weiter durch die Stadt laufen zu müssen, schlug sie vor: »Laß uns zum Lustschloß ›Miramar‹ fahren.« Sie wußte, daß die Schienen der Pferdebahn am Meer entlang führten.
    Er war einverstanden und erzählte sofort lebhaft von dem tragischen Geschick des Erzherzogs Maximilian, der das Lustschloß einstmals bewohnt hatte. Sein Unglück war gewesen, daß Napoleon III. ihn dazu überreden konnte, die Kaiserkrone von Mexiko anzunehmen. Als die Vereinigten Staaten den Abzug der napoleonischen Truppen erzwangen, weigerte er sich, das Land mit ihnen zu verlassen, und geriet in die Gewalt des Präsidenten Juárez, der ihn zum Tode verurteilen und erschießen ließ.
    Natascha hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie schaute sehnsüchtig über das Meer, das in der Sonne wie ein Brillant glitzerte und ihr Fernweh in beängstigender Weise steigerte. Sogar das Lustschloß des unglücklichen Kaisers beachtete sie kaum. Einzig und allein sein Park, der einen Ausblick auf das Meer gestattete, fand Gnade vor ihren Augen. Und sie war nicht mehr zu halten, als sie feststellte, daß die Möglichkeit bestand, mit einer Barkasse nach Triest zurückzufahren.
    Monsieur Dabrow war hiervon weniger erbaut. Er ließ sich jedoch nichts anmerken.
    Am nächsten Morgen ging es weiter nach Mailand. Über der Po-Ebene lag trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit noch ein so intensiv grüner Schimmer, daß die Nähe des Winters fast unglaublich erschien. Die Landschaft ließ Monsieur Dabrows Herz höher schlagen. Die Weite der Ebene, der Duft ihrer endlosen Felder, in denen wenige, aber reiche Gehöfte wie Schmuckstücke verstreut lagen, bewegte ihn. Etwas Gesundes und Natürliches ging von dieser Landschaft aus. Ihr Boden kannte keine Mißhandlung. Wege waren vom Tritt der Menschen gebildet und nicht künstlich angelegt. Erst mit der Annäherung an Mailand änderte sich das Bild. Die Luft wurde dunstig. Vor der Stadt wehte der rote Qualm eines Eisenwerkes.
    Sie quartierten sich gleich am Bahnhof im riesigen Albergo Gallia ein. Hier war Natascha wieder in ihrem Element. Nicht zuletzt, weil es im Hotel eine Geschäftsstraße gab, wie sie sie noch nicht gesehen hatte.
    Mit einem Fiaker fuhren sie zur Piazza del Duomo. Der Anblick der zweifellos schönsten gotischen Kathedrale Italiens schlug beide in Bann.
    »Alles weißer Marmor vom

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