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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Gutes. Natascha fand dadurch genügend Zeit, sich eine plausible Erklärung für die bevorstehende Reise zurechtzulegen, und sie sagte Babuschka zu später Stunde: »Ich will dir reinen Wein einschenken. Domnik, das ist der bürgerliche Name von Pater Rochus, will seinen Austritt aus dem Orden beantragen. Wir lieben uns und möchten heiraten.«
    Für die alte Dame brach eine Welt zusammen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich von ihrem ersten Schreck erholt hatte.
    »Weiß Fedor von eurem Plan?«
    »Er scheint etwas zu ahnen. Darum wahrscheinlich seine Kratzbürstigkeit.«
    »Ist Pater Rochus bekannt, daß du nicht Fedors Schwester bist?«
    »Nein«, antwortete sie widerstrebend. Sie wollte keine Fragen beantworten, sondern ihre Reise begründen.
    Babuschka schüttelte den Kopf. »Und wovon gedenkt ihr zu leben?«
    »Domnik hat gute Beziehungen zum Vatikan. Er möchte dort den Posten eines Archivars übernehmen. Wir wollen nichts tun, ohne abgesichert zu sein. Darum auch jetzt die Fahrt nach Rom.«
    Babuschka war zutiefst beunruhigt. Aber sie hatte, wie immer, für alles Verständnis. »Gott sei mit euch«, sagte sie und meinte es ehrlich. »Er verzeiht mehr, als der Mensch sündigen kann.«
    Wie verabredet trafen sich Pater Rochus und Natascha im Abteil Erster Klasse des Zuges nach Krakau. Und wieder hatten sie das Glück, ein Coupé für sich zu haben, so daß Pater Rochus sich während der Fahrt umziehen konnte. Dies war gut, weil er in Krakau gleich eine Bank aufsuchen wollte, um sich einen Safe zu mieten. Er wünschte zu deponieren, was ihm der letzte ›Besuch‹ der Schatzkammer eingebracht hatte: einen herrlichen, vielkarätigen Rubin sowie zwölftausend Rubel, die er en passant hatte mitgehen lassen. Es erschien ihm zu riskant, das viele Geld und den kostbaren Edelstein mit nach Rom zu nehmen. Unabhängig davon war er zu der Überzeugung gelangt, daß es zweckmäßig sei, sich in dem von Österreich tolerant verwalteten Galizien ein Depot anzulegen. Und zwar auf Nataschas Namen. Dies war eine vielleicht etwas übertriebene Vorsichtsmaßnahme, aber er hielt es für notwendig, Natascha abzusichern. Das gespannte Verhältnis zwischen den ›Geschwistern‹ hatte ihn ebenso nachdenklich gestimmt wie Fedors Verhalten an dem Morgen, da er die Rubin-Imitation ins Hotel gebracht hatte. Er war von einer fast übertriebenen Höflichkeit gewesen, hatte es aber strikt abgelehnt, für die Nachahmung auch nur eine einzige Kopeke anzunehmen.
    »Sie haben das letzte Mal zuviel gezahlt«, war seine Begründung gewesen. »Außerdem möchte ich mit Ihnen in ein Geschäft kommen, über das wir uns nach Ihrer Rückkehr unterhalten werden. Es könnte lukrativ für uns beide sein.«
    Auf Pater Rochus' Bitte, sich nicht so geheimnisvoll auszudrücken, hatte er lachend erwidert: »Fahren Sie erst mal mit Natascha nach Rom.« Und hintergründig hatte er hinzugefügt: »Ich bin lieber in Warschau der Erste, als der Zweite in Rom.«
    Pater Rochus hatte sich vergeblich gefragt, was Fedor damit wohl habe zum Ausdruck bringen wollen. Der Goldschmied beunruhigte ihn, und nicht zuletzt aus diesem Grund wünschte er, etwas zur Absicherung Nataschas zu tun.
    Als er sich im Zug umgezogen hatte und wieder den englischen Zivilanzug trug, rief er Natascha mit gewichtiger Geste in das Abteil zurück. »Madame! Monsieur Dabrow steht Ihnen für die nächsten vierzehn Tage zur Verfügung.«
    Sie umarmte ihn.
    »In den Speisewagen kann ich dich heute leider nicht führen; dafür ist die Fahrt zu kurz. Wir werden aber nachher exquisit im Hotel Kleyn essen.«
    »Wohnen wir dort auch?«
    »Ich hoffe, daß ein Zimmer frei ist. Leider vergaß ich, von Warschau aus eine Reservierung vornehmen zu lassen. In Czenstochau wagte ich kein Telegramm aufzugeben.«
    Sie erhielten in dem renommierten Hotel sogar ein sehr schönes Zimmer, in dem es allerdings kein fließendes Wasser, dafür jedoch eine prächtig gewachsene Stechpalme gab. Der Raum wirkte dadurch wohnlich-lauschig.
    In der Nähe des Hotels befand sich die ›Galizische Bank für Handel und Industrie‹, in der Monsieur Dabrow auf Nataschas Namen einen Safe mietete und sich das Recht einräumen ließ, selbst Einlagen zu machen oder Entnahmen zu tätigen. Vorsorglich ließ er sich einen zweiten Schlüssel geben, so daß sie unabhängig voneinander den Safe öffnen konnten.
    »Den ersten Rubin hätten wir in Sicherheit«, sagte er beim Verlassen des Geldinstitutes. »Schon jetzt könnten wir einige

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