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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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brauchte er sich in Zukunft nicht mehr zu verstellen und konnte offen mit ihr über alles reden.
    Natascha ging in ihren Überlegungen einen entscheidenden Schritt weiter. Nur Schwache werden schwach, wenn Stärke gebraucht wird, dachte sie und sagte, nachdem sie ein Glas Danziger Goldwasser getrunken hatte: »Unser Verhältnis zueinander ist unmöglich und kann nicht ewig so bleiben. Könntest du dich entschließen, den Orden zu verlassen und mich zu heiraten?«
    Pater Rochus schnappte förmlich nach Luft. »Ich habe ein Gelübde abgelegt … Ohne weiteres würde es niemals möglich sein … Natürlich würde ich gerne … Wir werden dann aber das Land verlassen müssen.«
    »Und anderswo neu anfangen«, fügte Natascha gelassen hinzu. »Einfach würde es nicht werden, es sei denn«, sie machte eine wohlberechnete Pause, »wir wären im Besitz einiger glitzernder Andenken, deren Verkauf uns auf Jahre hinaus unabhängig machen könnte.«
    Seine Augen flackerten. »Du meinst …?«
    »… daß ein Pferd nur von einem guten Schmied richtig beschlagen wird.« Sie dämpfte ihre Stimme. »Wer in der Lage ist, seinem Freund einen Saphir zuzuschanzen und seiner Freundin einen kostbaren Rubin zu vermachen, müßte eigentlich auch an sich selbst denken und sich einige Diamanten, Smaragde und sonstige Edelsteine besorgen können.«
    Pater Rochus kam aus dem Staunen nicht heraus. »Du bist kühner, als ich annehmen konnte.«
    »Und du?«
    »Was soll ich da noch sagen? Ich habe meinen Meister gefunden.«
    Egoistische Motive hatten Natascha veranlaßt, das Heft in die Hand zu nehmen, aber ihr bangte vor der Rolle, die sie nun zu spielen hatte. Die Erkenntnis, entweder verzichten zu müssen oder alles gewinnen zu können, hatte sie eine fatale Entscheidung treffen lassen. Dazu war es nur gekommen, weil sie nichts hatte hinausschieben wollen. Die Folge war, daß sie sich ausgebrannt und hohl fühlte, als sie an diesem Abend nach Hause zurückkehrte. Wo mochte ihr Weg enden? Und was war mit Fedor? Er hatte ausgesehen wie ein Sieger, als Pater Rochus von der Rubin-Imitation sprach. Führte er etwas im Schilde? Wenn das der Fall sein sollte, würde sie sein Gegner werden. Aber vielleicht täuschte sie sich. Vielleicht hatte er sich nur zur Schau gestellt, um Pater Rochus zu übertrumpfen. Er mußte in ihm ja einen Rivalen sehen.
    Natascha hoffte, am kommenden Abend, den sie gemeinsam bei Babuschka verbringen wollten, Klarheit zu gewinnen. Ihr ging es vor allen Dingen darum, das gute Einvernehmen zu erhalten. Ohne Fedor gab es keine Imitationen und ohne diese keine kostbaren Edelsteine.
    Zu ihrer Überraschung erschien Fedor mit einem Karton, der so gar nicht zu seinem eleganten Äußeren paßte. »Was ist darin?« fragte sie verwundert.
    »Wirst du schon sehen.« Babuschka, die ihn von Monat zu Monat mehr in ihr Herz geschlossen hatte und bei ihm suchte, was Natascha ihr seit der Reise nach Wien nicht mehr gab, bewegte sich in katzenhafter Haltung auf Fedor zu. »Ich weiß, was in der Schachtel ist.«
    Er umarmte sie. »Dann behalte es für dich und nimm mir meine Freude nicht.«
    Sie blinzelte ihm zu. »Auf mich kannst du dich verlassen.«
    Draußen fuhr ein Wagen vor. »Pater Rochus kommt«, rief Natascha und warf schnell einen Blick in den Spiegel.
    Fedor rümpfte die Nase. »Da hätte er mich gut mitnehmen können.«
    Babuschka strich über ihr Taftkleid. »Eigentlich unmöglich, ihn hier im Entree zu empfangen.«
    Fedor löste die Schnur vom Karton. »Er gehört doch schon zur Familie.«
    Die alte Dame machte ein indigniertes Gesicht. Pater Rochus hatte sie zu sehr enttäuscht. Von sich aus hätte sie ihn nicht mehr eingeladen. Ihre Nichte war seit der Reise nach Wien völlig verändert und nicht mehr so natürlich wie einst. Das hielt Babuschka aber nicht davon ab, ihren Gast mit vollendeter Höflichkeit zu begrüßen und ihn um Entschuldigung für den ungebührlichen Empfang zu bitten.
    »Wir standen gerade hier, als dein Wagen vorfuhr«, erläuterte Natascha.
    Die beiden duzten sich? Babuschka schaute betroffen zu Fedor hinüber.
    Der verstand, was sie meinte, und zuckte die Achseln.
    Welch eine Welt, dachte die alte Dame und rauschte verstimmt in den Salon.
    Pater Rochus und Natascha folgten ihr.
    Sie bat den Pauliner, Platz zu nehmen.
    Er schaute zum Entree zurück, wo Fedor immer noch mit der Schachtel beschäftigt war. Man hörte das Rascheln von Papier. »Eine Überraschung«, sagte Natascha mit einem etwas

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