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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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nicht geschlafen. Das würde ihr kaum etwas ausgemacht haben, wenn sie seelisch nicht so verwirrt gewesen wäre. Sie wollte allein Domnik gehören, spürte aber, daß sie von Fedor nicht loskam.
    Er begrüßte sie bei ihrer Rückkehr, als sei sie eine sehnsüchtig erwartete Frau, und er tat alles, um ihr zu gefallen und vergessen zu machen, daß sie vor ihrer Reise in ein gespanntes Verhältnis geraten waren. Auch wurde erkennbar, daß er den guten Kontakt mit Pater Rochus wiederherzustellen wünschte. Seine Fragen betrafen weniger den Verlauf der Reise als das Wohlbefinden des Pauliners, und er bekannte in aller Offenheit, daß er ihn baldmöglichst sprechen müsse.
    Natascha klopfte sogleich auf den Busch. »Möchtest du ihm den Kelch verkaufen?«
    Er trat näher an sie heran. »Warum stellst du eine Frage, von der du weißt, daß sie unsinnig ist?«
    Sie sah ihn unsicher an.
    »Weil du nicht mehr an meiner Seite stehst?«
    »Das ist nicht wahr«, verteidigte sie sich. »Meine Einstellung zu dir hat sich nicht geändert.«
    »Aber deine Bindung an Pater Rochus wurde enger?«
    »Ja. Sehr viel enger sogar.«
    Fedor legte den Arm um sie. »Anständig, daß du das zugibst.«
    Sie gab sich burschikos. »Bei dir ist das kein Problem. Dir macht es ja nichts aus, was ich denke und fühle.«
    »Vielleicht doch.«
    »Hast du nicht erklärt, daß ich tun und lassen kann, was ich will?«
    »Wäre es nicht denkbar, daß ich das inzwischen bereue?«
    Natascha stutzte.
    »Deine Abwesenheit zwang mich, über einiges nachzudenken.«
    »Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
    Ihm war nicht anzusehen, daß er dachte: Ich wäre schön dumm, wenn ich ihr jetzt nichts vormachen würde. Er umarmte und küßte sie leidenschaftlich.
    »War das deine Antwort?« fragte sie Luft holend.
    »Ja. Ich liebe dich.«
    In dieser Nacht blieb Fedor bei Natascha. Und sie war glücklich in ihrer Hingabe und trug am nächsten Morgen keinen Trauerflor im Herzen.
    Bei Babuschka hatte sie jedoch ihren letzten Kredit verspielt. »Ich werde dir keine Vorschriften machen«, sagte die alte Dame, als sie mit Natascha frühstückte. »Ich bitte dich aber, zur Kenntnis zu nehmen, daß ich den Herrn Pauliner nicht mehr in meinem Haus sehen möchte.«
    »Hat er dir was getan?«
    »Ich wünsche ihn nicht zu sehen, weil ich ihm sonst die Wahrheit über Fedor und dich sagen müßte. Genügt dir das?«
    Natascha beglückwünschte sich insgeheim. Sie hatte schon überlegt, wie sie sich verhalten sollte, wenn Pater Rochus zum Jahreswechsel nach Warschau kam. Weihnachten mußte er diesmal in Czenstochau sein, aber den Silvesterabend wollte er mit ihr verbringen. Nun brauchte sie auf Babuschka keine Rücksicht mehr zu nehmen.
    Sorge bereitete ihr jedoch der Gedanke an ihren Bruder Roman. Wenn der kam und von Babuschka alles erfuhr, war mit dem Schlimmsten zu rechnen.
    Natascha fühlte sich deshalb um vieles erleichtert, als der Bruder schrieb, daß er das diesjährige Weihnachtsfest leider allein verbringen müsse. Er stehe im letzten Semester und habe sich gründlich auf die Klausurarbeiten vorzubereiten.
    Die wiedergewonnene Sicherheit gab ihr Auftrieb und ließ sie Fedor erneut fragen, was er so dringend mit Pater Rochus zu besprechen habe.
    Er hätte Natascha gerne von seinem Plan erzählt, hielt es aber für richtiger, sie nicht einzuweihen.
    Natascha deutete seine Zurückhaltung als Mißtrauen. Zwangsläufig erhöhte sich dadurch ihr Vertrauen zu Pater Rochus, dem sie gleich nach seiner Ankunft in Warschau erklärte: »Fedor brennt darauf, dich zu sprechen. Halte dich also zurück und mache nicht den Fehler, das Gespräch einzuleiten. Laß ihn den Anfang machen. Das stärkt deine Position.«
    »Glaubst du wirklich, daß er in der gleichen Sache …?«
    »Belegen kann ich es nicht«, fiel sie ungestüm ein. »Ich bin aber davon überzeugt, daß ich mich nicht täusche.«
    »Von fünf Steinen habe ich schon die Maße genommen.«
    Ihre Augen glänzten. »Dann haben wir es ja bald geschafft.«
    »Nicht ganz. Ich möchte so viele Juwelen haben, daß wir für alle Zeiten über den Berg sind.«
    Noch am gleichen Abend suchte Fedor das Hotel Bristol auf. Pater Rochus sah ihn kommen und ging ihm im Foyer entgegen. »Schön, Sie wieder einmal zu sehen«, begrüßte er ihn lebhaft.
    »Ja, ich freue mich auch sehr«, erwiderte Fedor, im Bestreben, einen möglichst liebenswürdigen Eindruck zu erwecken.
    »Natascha deutete an, Sie wünschten mich zu sprechen.«
    »Das hab'

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