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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Natascha als erstes in dieses Heiligtum. Ihn quälte immer noch ihre in Warschau ausgesprochene Anklage, er habe sich widerrechtlich bereichert. Wenn sie inzwischen auch auf seiner Seite stand, so kam er doch nicht über ihre erste Stellungnahme hinweg. Er wollte ihr die Kahlheit des Pantheons zeigen, um zu dokumentieren, daß höchste Würdenträger schlimmere Plünderungen durchgeführt hatten als er.
    »Der letzte, der sich hier bereichert hat, war Papst Urban VIII. Barberini«, sagte er, als sie den alten Tempel aufsuchten. »Er raubte den kostbaren Belag der Decke, ohne deshalb unter Anklage gestellt zu werden. Nur ein bissiger Spruch erinnert an seine Tat: ›Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini!‹ Machen wir uns also keine Gedanken um die paar Edelsteine, die wir an uns bringen wollen. Hier in Rom stößt man unablässig auf Namen von Männern, die sich ungeniert auf räuberische Weise bereichert haben, dabei selbst vor Morden nicht zurückschreckten und heute für würdig befunden werden, einer Straße ihren Namen zu geben.«
    Unwillig entgegnete Natascha: »Warum verteidigst du dich mit dem, was andere getan haben? Es wird dadurch weder besser noch verständlicher. Es muß genügen, daß wir uns für einen bestimmten Weg entschieden haben. Betrachtungen über unsere Entscheidung anzustellen ist der Sache nicht dienlich. Unentschlossenheit führt nur ins Unglück.«
    Immer wieder sprachen sie über ihren Plan, sich mit Hilfe eines raffinierten Edelsteintausches unabhängig zu machen. Ein großes Leben wollten sie führen, und Rom war gewiß nicht der Ort, diesen Wunsch abzuschwächen. Plätze wie das Forum Romanum steigerten ihr Verlangen nach Reichtum. Der dort erkennbare einstige Glanz erregte die Phantasie und ließ Traumbilder aufsteigen. Natascha und Monsieur Dabrow konnten gehen, wohin sie wollten, alles lenkte ihre Gedanken auf den einen Punkt zurück. In der Basilica di San Pietro war es der unermeßliche Reichtum, an der Fontana di Trevi der Wunsch, das Glück zu beschwören, auf dem Pincio der beherrschende Ausblick über Rom, im Colosseum der monumentale Ausdruck der Macht, am Konstantinsbogen der Triumph über den errungenen Sieg, in der Sixtinischen Kapelle die verschwenderische Pracht, in der umstrittene Päpste gelebt hatten. Ja, selbst die bedrückende Atmosphäre in den Katakomben an der Via Appia steigerte ihr Verlangen, das Leben in vollen Zügen zu genießen.
    »Du mußt unbedingt das gute Verhältnis zu Fedor wiederherstellen«, sagte Monsieur Dabrow am Abend vor der Rückreise.
    Verrückte Situation, dachte Natascha. Erst empfiehlt mir Fedor, mein Auge auf Domnik zu werfen, und nun bittet mich der, nett zu Fedor zu sein.
    »Ohne ihn gibt es keine Imitationen«, fuhr er fast beschwörend fort.
    »Die wird er dir schon liefern, wenn du ihn beteiligst.«
    Monsieur Dabrow blickte nachdenklich vor sich hin. »Vielleicht hat Fedor den gleichen Plan wie wir. Die beiden Imitationen könnten ihn auf die Idee gebracht haben. Er sagte ja, daß er mit mir ein lukratives Geschäft machen möchte.«
    »Sei nur vorsichtig, daß er dich nicht übers Ohr haut.«
    »Wie sollte er das anstellen?«
    »Indem er dich erpreßt. Du darfst nicht vergessen, daß er, wenn es soweit ist, nichts anderes tut, als dir Nachahmungen zu liefern. Da behält er eine saubere Weste und hat dich in der Hand.«
    »Aber er ist doch dein Bruder!«
    »Das hindert ihn nicht, eiskalt und berechnend zu sein. Vor allen Dingen jetzt, wo er enttäuscht darüber ist, als Goldschmied nicht in der erhofften Weise weiterzukommen.«
    »Um so wichtiger ist es, daß du das gute Verhältnis zu ihm wiederherstellst!«
    Von diesem Augenblick an graute es Natascha vor der Rückreise. Sie hatte sich in den vergangenen vierzehn Tagen gewissenhaft geprüft und vorgenommen, künftig nicht mehr beiden Männern zu dienen. Es mochte kindisch sein, aber sie hatte Angst, vom Schicksal bestraft zu werden, wenn sie nicht Tabula rasa machte. Und nun kam Domnik und predigte, sie solle das gute Verhältnis zu Fedor wiederherstellen. Das war unmöglich, wenn sie sich Fedor verweigerte. Verweigerte sie sich ihm aber nicht, dann kam sie nie mehr von ihm los. Er war der bessere Liebhaber. Sie würde immer wieder schwach werden.
    Warum nur können Schwache nicht aufrichtig sein, fragte sie sich bedrückt.

11
    Natascha war ermattet, als sie von Rom zurückkehrte. Tag für Tag war sie auf den Beinen gewesen, und in den Nächten hatte sie viele Stunden

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