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Schalom

Titel: Schalom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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niedergeschlagenen Sohn trösten könnte, und plötzlich war er Gils Onkel und Guy musste sich anderswo Gehör verschaffen.
    Er hörte, wie sie laut rief: »Weiß jemand, wo Gil ist?«
    Warum klang sie so uninteressiert? Es handelte sich um Leben und Tod. Erst musste er sich versichern, dass alle am Leben waren, dann konnte er nachdenken, so viel er wollte. Auch Guy hätte sich zuerst darum gekümmert, herauszubekommen, ob es sich um Gil handelte.
    Die Stimme der jungen Frau kam aus dem Hörer. »Gil ist nicht hier, er ist auf einem Ausflug.«
    »Wissen Sie, wohin er wollte?«, fragte Avri und musste wieder warten, bis sie es für ihn herausgefunden hatte.
    Er erfuhr nichts Neues. Gil war an dem Tag, an dem der Bus in den Abgrund stürzte, mit einem Freund zu einem Ausflug aufgebrochen. Wohin, wussten sie nicht, auch nicht, für wie lange. Vielleicht wusste das die Direktorin des Hauses, aber sie war verreist und würde vor Mitte nächster Woche nicht zurück sein.
    »Sie könnten vielleicht seine Großmutter fragen«, fügte die junge Frau hinzu. »Sie wissen doch, dass er hier eine Großmutter hat, oder?«
    »Ich bin sein Onkel.« Er merkte selbst, wie beleidigt das klang.
    »Er telefoniert oft mit ihr, bestimmt weiß sie Genaueres.«
    Er wollte schon sagen, Gils Großmutter sei seine Mutter und er brauche solche Ratschläge nicht, doch er riss sich zusammen, bedankte sich höflich und legte auf.
    Er starrte den Apparat an, ohne sich zu rühren. Er war jetzt froh, dass er seinem Ärger nicht nachgegeben und die junge Frau grob angefahren hatte. Sie hatte ihm doch nur helfen wollen. Warum war er böse auf sie geworden? Wie konnte sie wissen, dass Gils Großmutter seine Mutter war? Schließlich hätte er irgendein Onkel sein können. Lange saß er im Auto, dann raffte er sich auf, nahm das Telefon aus der Station und ging in das Firmengebäude. Er beeilte sich, in sein Büro zu kommen, um Vicky anzurufen und ihr mitzuteilen, was seine Recherche im Altersheim gebracht hatte. Doch als er die Finger auf die Wähltaste legte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Ihm war plötzlich der Gedanke gekommen, dass er Jaki von dem Unfall erzählen musste. Er zog die Hand zurück.
    Die Sekretärin sprach über die Sprechanlage: »Avri, deine Frau hat gebeten, sie anzurufen, wenn du im Büro bist.«
    Er antwortete nicht.
    »Avri, hast das gehört?«, fragte die Sekretärin.
    Er bestätigte kurz, dass er die Nachricht gehört hatte. Dann drückte er auf Vickys Nummer.

15
    Menachem war es, der diese riesige Matratze gekauft hatte. Nechama hatte keine neue Matratze gewollt, aber er hatte darauf bestanden, und als sie sagte, es wäre zu schwer für sie, die Matratze umzudrehen, sagte er, dass sei nicht nötig. Aber wie konnte man die ganze Zeit auf der gleichen Seite schlafen? Sie hatte keine Matratze kaufen wollen, die man nicht mindestens ein Mal im Monat umdrehen konnte. Menachem hatte begriffen, dass es sinnlos war, mit ihr über solche Themen zu diskutieren, und ihr versprochen, er würde ihr helfen.
    Damals hatten sie nicht daran gedacht, dass er sie allein lassen würde, und seither musste sie ohne ihn mit dieser Matratze kämpfen, die sie nicht umdrehen konnte.
    Vielleicht war es besser zu warten, bis Avri kam. Eigentlich konnte auch Gil ihr helfen, aber er war diese Woche schon bei ihr gewesen. Leider kam Avri nie am Wochenende, wenn sie die Bettwäsche wechselte. Da war es wahrscheinlicher, dass Gil kam, aber sie wusste nichts von seinen Plänen. Er hatte ihr erzählt, dass er mit seinem deutschen Freund einen Ausflug unternehmen wollte, mit dem Freund, den sie nicht bei sich aufnehmen wollte. Sie hatte befürchtet, dass er bei seinem nächsten Besuch wieder von diesem Deutschen anfangen würde, der wegen ihrer Weigerung in einem Hotel übernachten musste, aber er hatte diesen Freund nicht mehr erwähnt. Vielleicht hatte er ja den Ausflug mit ihm verschoben.
    Erneut schob sie die Arme unter die Matratze und spannte ihre Kräfte, doch bevor sie versuchte, die Matratze anzuheben, schaute sie nach oben und sagte: »Und, hast du nicht versprochen, mir zu helfen?«
    Dann füllte sie ihre Lungen mit Luft, bückte sich und hob mit einem Ruck die Matratze hoch. Erstaunlicherweise gelang es ihr mit Leichtigkeit. Die Matratze hob sich und kippte mit einem lauten Aufprall nach hinten. Und obwohl sie das seltsam fand, war sie nicht wirklich verblüfft. Sie zweifelte nicht daran, dass Menachem ganz einfach sein Versprechen eingelöst

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