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Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Titel: Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Nilos
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Unsicherheit, verweigerte und warf mich ab. Ich landete im weichen Gras, aber der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen und mir wurde schwarz vor Augen. Als ich wieder zu mir kam, hatten sich einige unserer Freunde um mich geschart.
    “Wir sollten sie nicht bewegen, bevor wir nicht sicher sind …”, sagte der Oberst gerade, als ihn ein anderer barsch zur Seite stieß.
    “Miss Marianne!” Träumte ich, oder war das tatsächlich Willoughbys Stimme, die ich hörte, sein Gesicht, das sich über mich beugte, seine Augen, die mich besorgt anblickten, seine Finger, die sich kraftvoll und zugleich zärtlich um meine schlossen? “Miss Marianne, Gott sei Dank, Sie sind bei Bewusstsein.” Er nahm mich auf seine starken Arme, wie er es schon einmal getan hatte, setzte mich auf sein Pferd und schwang sich hinter mich. “Ich werde Miss Dashwood in mein Haus bringen, das liegt näher als das Ihre, Brandon. Verständigen Sie Miss Elinor und Mrs Dashwood. Ich selbst werde nach dem Arzt schicken.”
    Der Oberst presste ob Willoughbys arrogantem Tonfall die Lippen zusammen, und ich konnte sehen, wie seine Kiefer arbeiteten. Dann nickte er aber, saß ebenfalls auf und galoppierte wie von Teufeln getrieben zurück.
    Willoughby ritt in gemächlichem Trab, einen Arm besitzergreifend um meine Taille geschlungen. “Ein beachtliches Schauspiel, um in meine Nähe zu gelangen”, sagte er nach einer Weile.
    Ich war immer noch leicht benommen und sein anmaßender Tonfall verärgerte mich, auch wenn ich nicht leugnen konnte, dass es mir gefallen hatte, wie zielstrebig er mich an sich gerissen hatte. “Sie sind ein Ausbund an Arroganz, Mr Willoughby”, antwortete ich. “Ich hatte gehofft, den Tag in Mr Brandons Gesellschaft verbringen zu können. Ein wahrer Gentleman, der es nie wagen würde, mir so unverfroren zu nahe zu treten.”
    Willoughby lachte, gab dem Pferd die Sporen und es fiel in einen leichten Galopp. “Oh, Miss Dashwood”, sagte er, “ich kann Ihre Gedanken hören. Sie sind heilfroh, dem alten Langweiler entkommen zu sein.”
    Wir schwiegen den Rest des Weges. Willoughby, weil er sich seiner Sache sicher war, und ich, weil mich der Körperkontakt mit ihm nervös machte.
    Er wies die Dienerschaft an, ein Gästezimmer zu richten und schickte nach dem Doktor. Ehe ich wusste wie mir geschah, lag ich in weiße Laken gehüllt in einem großen Baldachinbett in Willoughbys Haus, und starrte auf ein Gemälde, auf dem eine Jagdszene dargestellt war. Besser hätte er es nicht planen können. Und hatte er das vielleicht sogar? Das waren natürlich törichte Gedanken, wie hätte er meinen Sturz planen können? Eine Fügung des Schicksals?
    Der Arzt trat nach flüchtigem Klopfen in mein Zimmer und untersuchte mich. Kurz darauf stürmte Elinor herein. “Marianne, gütiger Gott, geht es dir gut? Sagen Sie, Doktor, hat sie sich etwas gebrochen?”
    “Ihre Schwester hat keine Knochenbrüche davongetragen, Miss Dashwood, aber sie hat einige Prellungen und sicher einen Schock. Sie braucht Ruhe und ich halte es für das Beste, wenn sie einige Tage hier bleibt.”
    Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. Hier, in Willoughbys Haus, mit ihm? Mehrere Tage und Nächte?
    Elinor dankte dem Arzt und versprach dafür zu sorgen, dass ich die nötige Ruhe bekäme, vorausgesetzt, der Hausherr erklärte sich damit einverstanden, mir seine Gastfreundschaft weiterhin zu gewähren, woran ich nicht den geringsten Zweifel hegte.
     

13
    Ich fühlte mich klein in dem riesigen Bett, unter der schweren Daunendecke. Das Wissen, dass Willoughby jeden Augenblick mein Zimmer betreten konnte, machte mich unruhig. Ich fieberte diesem Moment entgegen und fürchtete ihn gleichermaßen.
    Elinor hatte sich mit dem Versprechen verabschiedet, gleich am nächsten Morgen nach mir zu sehen. An der Tür wandte sie sich noch einmal um und sah mich lange an. “Ich werde Oberst Brandon deine Grüße ausrichten”, sagte sie dann. “Ich denke, das ist in deinem Sinne. Er sorgt sich gewiss um dich.”
    Brandon. Den Oberst hatte ich in dem Moment vergessen, als Willoughby mich an sich gerissen hatte. Ich nickte. “Danke, Elinor. Und sag Mutter, dass es mir gut geht.”
    Die Tür schloss sich mit einem gedämpften Geräusch hinter ihr und ich war allein. Allein mit meinen Gedanken, allein mit Willoughby. Natürlich war seine Tante anwesend, sonst hätte Elinor niemals zugestimmt, dass ich mich in seinem Haus erholte, aber das war ein nebensächlicher Umstand.

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