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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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der Brust, und seine Furcht steigerte sich ins Unermessliche, als dieses Etwas mit erhobener Waffe auf ihn zumarschierte.
    »Bleib stehen!«, brüllte er, doch das unheimliche Wesen reagierte nicht. Er verfing sich mit seinem Stiefel in einer Wurzel, und bevor er das Gleichgewicht endgültig verlor, drückte er ab. Noch im Fallen riss er seine Waffe nach oben und verschoss das gesamte Magazin in Richtung des Feindes. In einem endlos erscheinenden Stakkato entweihten die Schüsse die Stille des Waldes.
    Dann war es plötzlich ruhig, nur ein leises Stöhnen drang in Wanjas Bewusstsein. Für einen kurzen Augenblick dachte er, er würde selbst stöhnen. Im Fallen war sein Kopf an einen Baumstamm geschlagen. Langsam, wie ein uralter Mann mit schmerzenden Gliedern, rappelte er sich auf die Knie und richtete sich mühsam auf, indem er, die Maschinenpistole im Anschlag, mit der freien Hand an einer Tanne Halt fand. Die Furcht saß ihm immer noch im Nacken, und der zuckende blutüberströmte Körper, der nur ein paar Schritte entfernt in einem mit grünlichem Wasser gefüllten Graben lag, vergrößerte seine Angst nur noch. Das Wesen schien noch zu leben. Wanja schluckte hart, während er wie in Trance das Magazin an seiner Waffe wechselte. Vorsichtig |213| setzte er einen Fuß vor den anderen, um zu sehen, wen oder was er da in Grund und Boden geschossen hatte.
    Doch als er nahe genug herangekommen war, konnte er die schmerzverzerrten, völlig verblüfften Züge seines Kameraden erkennen.
    »Wanja«, flüsterte Istvan kraftlos, während ihm das Blut aus den Mundwinkeln rann. »Warum hast du das getan?«
    Doch bevor Wanja eine Antwort hervorbringen konnte, brachen die Augen seines Kameraden, und sein Kopf sackte zur Seite. Er war tot. Wie vom Wahnsinn gepeinigt, suchte Wanja die Umgebung ab. Doch außer ihm und Istvan war weit und breit niemand zu sehen. Wanja spürte, wie er den Boden verlor und seine Knie einknickten, dann brach er über Istvan zusammen und schrie, geschüttelt von Weinkrämpfen, seine Verzweiflung hinaus.
     
    Verunsichert blickte Viktoria zurück. Leonid war wie eine unwirkliche Erscheinung mit seinem Hund zwischen Sträuchern und Bäumen verschwunden, ganz so, als ob die beiden mit der Vegetation verschmolzen wären. Ihr Herz pochte heftig, als sie Kolja und Sven Theisen am Ufer des Kimchu entgegenlief. Zu ihrer Überraschung waren die beiden ohne weitere Hilfe zurückgekehrt und hatten weder schweres Gerät noch Schaufeln dabei.
    Sven gestikulierte aufgebracht zu ihr herüber, derweil Kolja den Motor des kleinen Bootes am Laufen hielt.
    »Was ist los?« Aufgewühlt schaute Viktoria zu Sven Theisen auf.
    »Im Camp hat sich ein Zwischenfall ereignet«, stieß er atemlos hervor und fasste sie hart bei den Schultern. »Wir müssen unverzüglich zurückkehren. Anweisung von Bashtiri und seinem Sicherheitsoffizier.« Sven führte Viktoria regelrecht ab, was sie sich vollkommen verblüfft ohne Gegenwehr gefallen ließ.
    »Ein Zwischenfall?« Bevor sie endgültig im Boot Platz nehmen konnte, fiel ihr Blick auf den Magnetfeldmesser, der herrenlos in der Uferböschung lag. »Halt! Wir haben etwas vergessen!«
    »Den Feldmesser holen wir später«, entschied Theisen, der ihren Blicken gefolgt war. Viktoria wollte protestieren, weil es sich um ein teueres Messgerät handelte und der tunguskische Wald offenbar nicht so menschenleer war, wie man allgemein angenommen hatte.
    |214| Doch Kolja hatte bereits abgelegt. Sven berichtete ihr in knappen Worten vom Tod des Soldaten.
    »Angeblich war es ein Unfall«, erklärte er, während das Boot entlang des Schilffeldes an Fahrt zunahm. Seit dem Abgang der Gasblase war es ihnen nicht mehr erlaubt, den kürzeren Weg mitten über den See zu nehmen.
    Viktoria schüttelte verständnislos den Kopf. Der feuchte Wind blies ihr die Haare aus dem Gesicht, und ihre Hände krallten sich in die Seile, die an dem Boot angebracht waren.
    »Abgesehen davon, dass es mir um den Soldaten leid tut«, sagte sie mit lauter Stimme, um das Geräusch des Motors zu übertönen, »was hat das mit unserer Arbeit zu tun?«
    Kolja drosselte die Geschwindigkeit. Von weitem konnte Viktoria sehen, dass im Camp eine besondere Geschäftigkeit ausgebrochen war. Sämtliche Soldaten und auch die weiteren Mitarbeiter Bashtiris waren auf dem kleinen improvisierten Innenhof zum Appell angetreten. Die verbliebenen Söldner des Oligarchen und seines Freundes hatten sich in ihren olivgrünen Uniformen in einer Reihe

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