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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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See. Lebenov schien das heraufziehende Unwetter nicht zu interessieren, weil er seine Ansprache ungerührt fortsetzte, ohne darauf zu achten, dass die gesamte Besatzung des Camps bis auf die Haut durchnässt werden würde, wenn sein Vortrag noch länger andauerte.
    Viktoria straffte ihre Schultern und warf Rodius einen verständnislosen Blick zu. »Das wird ja immer besser«, raunte sie wütend. »Also doch Archipel Gulag. Meine Mutter hatte recht.«
    Olguth versuchte die deutschen Kollegen zu beschwichtigen. »Bashtiri denkt nur an unsere Sicherheit«, bemerkte er leise, doch seine Stimme klang wenig überzeugend. »Er befürchtet wohl einen terroristischen Angriff. Wie ich gehört habe, gibt es hier in der Gegend Kräfte, die ganz und gar nicht mit der Erschließung eines neuen Gasfeldes einverstanden sind. Dazu kommen die merkwürdigen Funde, die niemand zu erklären vermag.«
    Viktoria sah ihn erstaunt an.
    »Funde?« Theisen war hinter sie getreten und bedachte Olguth mit einem interessierten Blick. »Haben wir etwas verpasst?«
    |217| »Bashtiris Leute haben heute Nachmittag etwas auf dem Grund des Sees gefunden, das Ihrer Beobachtung kurz vor der Gaseruption sehr nahe kommt«, erklärte Olguth verhalten, während Lebenov erneut begonnen hatte, eine ganze Litanei von Verhaltensregeln herunterzubeten. »Ich habe den Gegenstand nur flüchtig zu Gesicht bekommen«, fügte der russische Professor mit verschwörerischer Miene hinzu. »Aber es sah ganz danach aus, als ob es sich tatsächlich um einen Aluminiumträger handelte.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was mit dem Fund geschieht?« Rodius’ fragender Blick ließ auf seinen Unmut schließen. Bashtiri und sein Team dachten anscheinend nicht daran, ihre Erkenntnisse mit den anwesenden Professoren zu teilen.
    »Sie wollen das Metall in einem Labor von GazCom untersuchen lassen, soweit ich von Bashtiris Mitarbeitern gehört habe«, erläuterte Olguth. »Angeblich soll dieser Fund keinen weiteren Einfluss auf unsere Arbeit haben.«
    »Mir reicht’s«, beschloss Viktoria mit einem zornigen Blick auf Rodius. Ohne Erklärung drehte sie sich um und verschwand in Richtung ihrer Baracke.
    In ihrer Kammer angekommen, schloss sie die Tür hinter sich und setzte sich auf ihr Bett, um über Leonid nachzudenken. Sie musste ihn wiedertreffen – selbst wenn es der reine Wahnsinn war. Was wusste sie schon von ihm, außer dass er aussah wie ein griechischer Gott – nein, wie ein asiatischer Gott, wenn man sein glattes schwarzes Haar und die schräg stehenden Augen berücksichtigte. Vielleicht trug er die Verantwortung für all diese merkwürdigen Geschehnisse; offenbar hatte er ein Problem mit Bashtiri und Bashtiri mit ihm. Schon allein deshalb würde es interessant sein, sich mit ihm zu unterhalten. Doch wie sollte das gehen? Draußen wimmelte es nur so von Soldaten. Alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Würden die Männer es wagen zu schießen, falls sie den Weg nach draußen fand und den Wachen versehentlich in die Arme lief?
    Entschlossen sprang Viktoria auf und entledigte sich ihrer Kleidung. Dann leerte sie den Wasserkanister in eine Schüssel, um sich zu waschen. Mit einem strengen Blick in den Spiegel bürstete sie ihr Haar aus und bändigte es mit einem elastischen Bändchen. Anschließend |218| verteilte sie Doktor Almuths Mückenschutzmittel auf Hals und Gesicht und betupfte die Lippen mit Citrusgloss. Plötzlich hielt sie inne. Was für eine absurde Geschichte! Ohne es zu bemerken, bereitete sie sich auf ein Rendezvous vor, dessen Vorzeichen schlechter nicht hätten sein können.
    Wenig später eilte sie in olivgrüner Kleidung über den Hof. Um nicht unnötig Aufsehen zu erregen, nahm sie mit den Kollegen in der Küchenbaracke das Abendessen ein.
     
    Bashtiri hatte sich mit Lebenov zu weiteren Beratungen in seine Behausung zurückgezogen, nachdem man den jungen Soldaten unter starken Beruhigungsmitteln noch am Abend in Begleitung von Frau Doktor Parlowa nach Krasnojarsk ausgeflogen hatte.
    »Was hältst du von der Sache?« Bashtiri fixierte Lebenov mit einem fragenden Blick, der seine ganze Beunruhigung offenbarte.
    Lebenov lehnte den Wodka, der ihm von Antonov, Bashtiris Butler, auf einem silbernen Tablett serviert wurde, überraschend ab. Unruhig wanderte er zwischen dem rasch hochgezogenen offenen Kamin und dem Liegesofa, das Bashtiri für sich eingenommen hatte, hin und her.
    Anstatt zu antworten, zückte Lebenov einen Faxauszug aus seiner Uniformtasche und

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