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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Rätsel, dessen Lösung zu wichtig ist, als dass man ein solches Indiz außer Acht lassen könnte. Vielleicht ist das hier eine frühe Forschungsstation. |245| Möglicherweise gibt es sogar Hinweise auf den Meteoriten.«
    »Dann gehen wir also weiter.« Spontan entschied er sich für einen breiten Gang, der nach links führte. Ihre Schritte hallten in die Dunkelheit. Nach gut einhundert Metern erreichten sie eine weitere rechtwinkelige Kammer.
    »Vielleicht sollten wir an den Wänden irgendwelche Zeichen anbringen, damit wir zurückfinden?« Viktorias Stimme zitterte leicht. »Ich muss gestehen, ich habe in Deutschland schon Stunden damit verbracht, in totaler Hektik über mehrere Etagen einer Tiefgarage zu laufen und mein geparktes Auto zu suchen.«
    »Keine Angst.« Leonid nickte ihr mit einem beruhigenden Lächeln zu. »Hier gibt es keine verwirrenden Parkdecks, und ich habe einen Orientierungssinn wie eine Fledermaus.«
    Immer noch zaudernd folgte ihm Viktoria um die nächste Ecke herum in eine quadratisch angelegte kleine Halle.
    »O mein Gott!« Fassungslos starrte sie auf ein Gebilde, das wie eine Schrankwand aussah und sich etwa zwei mal drei Meter groß an der seitlichen Felswand erhob.
    Leonid hatte den Strahler darauf gerichtet und beleuchtete zahlreiche Knöpfe und Hebel, dazu halbkreisförmige Messregler mit geschwungenen messingfarbenen Zeigern und viktorianisch verschnörkelten Zahlen. Sämtliches Glas, das die handtellergroßen Messuhren schützte, war zerbrochen und trübe. Das dunkle Metall wies Spuren von grünlicher Oxidation auf. Kabel und Drähte ragten wie die Arme eines Kraken daraus hervor.
    »Also, wenn ich es nicht besser wüsste«, bemerkte Viktoria staunend, »würde ich denken, wir sind bei Käpten Nemo auf der ›Nautilus‹ gelandet.« Mit einem Finger rieb sie vorsichtig den Frost von der gläsernen Umhüllung eines Voltmessers. »AEG Königsberg, 1889.«
    »Das war lange vor der Katastrophe von 1908«, stellte Leonid nüchtern fest.
    Viktoria untersuchte die übrigen Anzeiger und Regler. Dabei stieß sie auf ein weiteres Metallschild, das an der merkwürdigen Apparatur angebracht war und Rückschlüsse auf den Hersteller zuließ. Sie ging in die Hocke, hauchte auf das Messingschild und polierte es mit ihrem Ärmel.
    |246| »Marconi, London, 1906.« Sie stand auf, während Leonid sich zu dem seltsamen Kasten hinunterbeugte und ihn näher beleuchtete.
    »Das ist ein vorsintflutliches Funkgerät«, befand er fachmännisch.
    »Die Firma Marconi war Anfang des Jahrhunderts ein Monopolist in der noch jungen Branche der Funksystemhersteller.« Leonid unterzog das Gerät einer genaueren Betrachtung.
    »Du kennst dich damit aus?« Viktorias Gesicht verriet die Verblüffung, die sie empfand.
    »Auch wenn ich dir wie ein Waldschrat vorkommen muss«, erwiderte er mit einem säuerlichen Lächeln, »in meinem letzten Leben gehörte der Umgang mit Funkgeräten zu meinem Geschäft.«
    Bevor Viktoria eine Bemerkung loswerden konnte, glaubte sie ein Poltern gehört zu haben und ein entferntes Fluchen, als ob jemand gestolpert wäre. Für einen Moment stand sie wie erstarrt da. Leonid senkte instinktiv das Licht und zog sie hinter die Maschine in eine Nische, die genug Raum für sie beide bot.
    »Was war das?« Ihr Flüstern klang erstickt. Leonid legte einen Zeigefinger auf die Lippen und sah sie mit einem schweigenden Kopfschütteln an. Schritte! Es waren Schritte, kein Zweifel. Leonid hob seinen Zeigefinger ein zweites Mal, was wohl bedeuten sollte, dass es sich um eine einzige Person handelte. Dann löschte er das Licht und zog Viktoria in einen natürlichen Erker, direkt neben der Maschine. Sie kniete an seiner Seite. Er hatte einen Arm um sie gelegt, ihr Herz pochte unter seiner schützenden Hand, während die Schritte stetig näher kamen. Von ferne war ein schwacher Lichtschein zu erkennen, der aus einem der weitverzweigten Gänge heraus leuchtete. Jemand hustete. Es folgte ein gepresstes Räuspern.
    Plötzlich brach der Lichtschein aus dem Dunkeln hervor und beleuchtete die Maschine. Leonid hielt Viktoria eng umfasst; es war seltsam, für einen Moment fühlte sie sich, als ob ein Stromstoß durch sie hindurchfahren würde, und dann spürte sie plötzlich Leonids Hand nicht mehr – und auch ihr Körper erschien ihr wie unsichtbar. Es war ihr, als ob sie sich mit ihm zusammen in Luft aufgelöst hätte. Der Lichtschein traf sie im gleichen Moment mitten ins Gesicht, und eigentlich hätte ihr

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