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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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im Lager gesehen haben«, stellte der Russe ungerührt fest.
    |249| »Keine Ahnung«, versuchte Viktoria die Situation zu retten. »Vielleicht läuft er hinter mir her.«
    Kolja zog seine Pistole, und schneller als Viktoria zu reagieren vermochte, hatte er die Waffe auf Ajaci gerichtet.
    Viktoria riss ihm geistesgegenwärtig den Arm hoch. Die Waffe hatte einen Schalldämpfer, daher war der Schuss in die Baumwipfel kaum zu hören.
    Sie schluckte, als sie in Koljas wütendes Gesicht blickte.
    »Was hast du vor?« Viktoria flüsterte beinahe, als er auf sie zutrat, die Waffe im Anschlag.
    »Mach das nicht noch mal!«, zischte er. »Einer von uns hätte dabei draufgehen können.«
    Viktoria war für einen Moment sprachlos, als Kolja einen Stein in die Hand nahm und ihn auf Ajaci schleuderte, um ihn endgültig zu verscheuchen. Ein kurzes, schmerzhaftes Aufheulen des Hundes verriet, dass er ihn getroffen hatte. Dann steckte Kolja die Pistole unter seinen Gürtel und schickte sich an, den Deckel des Abgangs zu schließen.
    »Wieso lässt du den Eingang nicht offen?«, fragte Viktoria mit banger Stimme.
    »Warum sollte ich das tun? Nachher fällt noch jemand hinein. Oder ein Bär verwechselt den Einstieg mit seinem Bau.« Er grinste verhalten. »Es sei denn, dort unten ist noch jemand, auf den wir warten müssten?« Er drehte sich herum, als suche er nach Ajaci. Als sein Blick zu Viktoria zurückkehrte, hob er fragend eine Braue.
    »Nein, da ist niemand«, beeilte sie sich zu sagen. »Mir hat es vollkommen ausgereicht, dass du plötzlich hier aufgetaucht bist. Was machst du überhaupt hier?«
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen« gab er entnervt zurück. »Bashtiri hat doch allen Campbewohnern eine Ausgangssperre verordnet. Aber ich hätte mir denken können, dass du dich nicht daran hältst. Schon als ich dich zum ersten Mal sah, wusste ich, dass du nicht zu den Frauen gehörst, die sich an Vorschriften halten, schon gar nicht, wenn sie von so einem Typen wie Bashtiri kommen.«
    »Dann stehst du nicht auf seiner Seite?« Viktoria sah Kolja verwundert an, gleichzeitig keimte Hoffnung in ihr auf, dass sie ihn in ihre Begegnung mit Leonid einweihen konnte.
    |250| »Nein – nicht unbedingt«, erwiderte Kolja mit einem ironischen Unterton in der Stimme.
    »Gehörst du zu Lebenovs Leuten?« Sie musste sichergehen, bevor sie ihm die Wahrheit erzählte.
    »Gott bewahre!« Wieder nahm Kolja seinen Spaten zur Hand, und Viktoria musste sich mit aller Kraft zwingen, keinen Protest einzulegen, als er das Loch über der verschlossenen Einstiegsluke sorgfältig mit Erde bedeckte. Nun war Leonid lebendig begraben, und sie die Einzige, die davon wusste. Also würde sie wiederkommen müssen – so schnell es nur ging.
    Kolja klopfte mit den Spaten die Erde fest und verteilte Laub und Äste darauf, als ob er den Einstieg in den Schacht nicht nur verschließen, sondern gänzlich unkenntlich machen wollte, damit ihn auch sonst niemand fand.
    »Warum verschließt du die Stelle so sorgfältig?« Viktoria wirkte verstört. »Ich dachte, wir wollen noch einmal zurückkommen?«
    »Vorerst nicht«, sagte Kolja mit Bestimmtheit. »Niemand sollte erfahren, was wir beide dort unten gesehen haben. Hast du mich verstanden? Weder deine Kollegen noch Olguth und sein Team. Schon gar nicht Lebenov und Bashtiri.«
    »Und kannst du mir auch einen Grund dafür nennen?«
    »Es ist eine Regierungsangelegenheit«, fuhr Kolja unmissverständlich fort. »Klar?« Er schaute sie durchdringend an.
    »Wer bist du?« Allmählich dämmerte Viktoria, dass ihr harmlos humorvoller Tourist-Guide nicht der war, für den sie ihn die ganze Zeit gehalten hatte.
    Ein unfrohes Grinsen flog über seine Lippen, und Viktoria ahnte, dass er es bitter ernst meinte. »Es tut mir leid, junge Frau. Ich darf nicht darüber sprechen, und du solltest es auch nicht tun, ansonsten könnte es für uns beide gefährlich werden.« Obwohl er in seiner verwaschenen Jeans und seinem Trekkingparka mit den unzähligen bunten Aufnähern nicht wie ein Soldat wirkte, nahm er plötzlich eine militärische Haltung an. Ein Seitenblick verriet ihr, dass er ohne Boot hierhergekommen war. Sie war also auf Gedeih und Verderb auf ihn angewiesen. Eine Flucht, wohin auch immer, erschien ihr unmöglich.
    »Ich finde das nicht lustig.« Ihr Lächeln fiel reichlich gequält aus.
    |251| »Ich auch nicht«, antwortete Kolja mürrisch. Dann sah er ihr direkt ins Gesicht. »Ich bin Mitarbeiter der russischen Regierung.

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