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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sind?«
    »Wir werden es nicht erfahren, wenn wir nicht hinuntergehen.«
    »Du bist wahnsinnig.«
    |243| »Manchmal«, erwiderte er lakonisch. »Doch in erster Linie bin ich ein neugieriger Mensch. Ich will wissen, wohin dieser Einstieg führt.«
    Leonid befahl Ajaci, hinter einem dicken Baum Platz zu nehmen und auf ihn zu warten. Der Hund trat ungeduldig auf der Stelle und gab ein leises Winseln von sich, als sein Herrchen in dem düsteren Schacht verschwand. Viktoria konnte das Tier nur zu gut verstehen, ihr war die Sache auch nicht geheuer.
    »Hier unten kann man aufrecht stehen, und es gibt einen Gang, der weiter ins Innere des Berges führt.« Leonids Stimme hallte an den steinernen Wänden empor.
    Beim Abstieg registrierte Viktoria, dass der Abgang nach wenigen Metern gefrorener Erde in schiefergrauen Fels überging. Unten angekommen, hatte sie tatsächlich genug Platz, um neben Leonid aufrecht stehen zu können, während ein breiter Gang in eine weitere Kammer führte. An der Decke hatte man eine Stromleitung festgenietet. Daran befestigt fand sich alle fünf Meter ein kreisrunder Lampenschirm, aus dessen metallischem Teller eine zerborstene Glühbirne herausragte.
    »Wer baut so etwas, mitten in der sibirischen Einöde?«, flüsterte sie beinahe ehrfürchtig, während sie Leonid zögernd folgte. Er zeigte keinerlei Furcht.
    »Vielleicht hat es etwas mit den Goldgräbern zu tun, die in dieser Gegend jahrhundertelang Abbau betrieben haben«, bemerkte er sachkundig und legte ihr wie zur Beruhigung seine große, warme Hand auf die Schulter.
    Viktoria drängte sich näher an ihn heran, während er sie wie selbstverständlich mit sich zog.
    »Ich habe da gestern ein Gespräch belauscht«, erklärte sie leise. »Zwischen Lebenov und Bashtiri. Nachdem es zu der Flut gekommen war, sind zwei merkwürdig entstellte Leichen gefunden worden.«
    »Leichen?« Leonid war stehen geblieben und sah sie fragend an.
    »Laut Lebenov gibt es Hinweise, dass sie im Jahre 1902 eine Verbindung zum Polytechnischen Institut von Sankt Petersburg hatten. Wenn mein Kollege Sven Theisen recht hätte, stammen sie vermutlich von der Wega. Er hat sie kurz gesehen. Ihr Erscheinungsbild ähnelte wohl nicht unbedingt menschlichen Wesen.« Ein spöttisches Lächeln flog über ihre Lippen »Mein deutscher Kollege verfolgt da eine nicht |244| ganz ernst zu nehmende Theorie, dass es möglicherweise Außerirdische waren, die mit einer Bruchlandung ihres Raumschiffs die Explosion von Tunguska verursacht haben könnten.«
    Leonid erwiderte nichts, sondern lauschte konzentriert ihren Worten, ganz so, als ob er grundsätzlich nichts für unmöglich hielt.
    »Bevor die Gasblase im See aufgestiegen ist, hat Theisen eine Aluminiumstange entdeckt«, fuhr sie fort, »die seine Phantasie in Sachen Science Fiction noch weiter beflügelt hat. Bei dem anschließenden Erdrutsch ist die Stange in der Tiefe des Sees verschwunden. Gestern Nachmittag hat Bashtiris Team Theisens Entdeckung am Grund des Sees aufgespürt, doch sie verweigern sogar den anwesenden Professoren die Möglichkeit, die Angelegenheit zu untersuchen. Offenbar gibt der Fund tatsächlich ein paar Rätsel auf.«
    »Und du denkst, es könnte etwas mit dieser Höhle zu tun haben?« Leonid rieb sich den Stoppelbart, bevor er abermals in die Umgebung leuchtete. Drei weitere Ausgänge führten in verschiedene Richtungen. »Keine Ahnung.« Viktoria fröstelte. Die glatten Felswände glitzerten wie funkelnde Diamanten, als das Licht darauf fiel.
    Sechs Grad unter null war es hier unten, wie Leonid ihr beiläufig erklärte – eine konstante Temperatur, die in unterirdischen Gewölben in Sibirien sommers wie winters gemessen wurde. »Hier fühlt man sich wie in einem Gefrierschrank. Ich frage mich ernsthaft, wozu ein solcher Ort nützlich sein sollte.«
    Leonid spürte Viktorias Unbehagen.
    »Komm, ich bringe dich an die Oberfläche zurück«, sagte er schließlich. »Ich kann später selbst noch einmal herkommen und nachschauen, welchen Zweck dieser Ort erfüllt haben könnte. Außerdem kann ich meinen Großvater oder Taichin, meinen Onkel, fragen. Vielleicht hat einer von beiden eine Idee, wer sich hier verewigen wollte.«
    »Nicht nötig«, entgegnete sie fest, dabei straffte sie ihre schmalen Schultern und blickte ihm entschlossen ins Gesicht, als ob sie sich selbst Mut machen wollte. »Mich interessiert nicht weniger als dich, was das hier zu bedeuten hat. Die Explosion von Tunguska ist ein einziges

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