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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sie konnte, doch nur ein leises Stöhnen folgte. »Sven, wie geht es dir?«
    »Ich dachte schon, du hättest mich vergessen«, stieß Theisen hervor. »Oder ein Wolf wäre über dich hergefallen.«
    »Ich habe jemanden mitgebracht, der uns helfen wird, dich nach oben zu holen!«
    Theisen antwortete nicht, sondern stöhnte nur gequält.
    »Blja!« fluchte Leonid, was soviel wie »Scheiße« bedeutete. »Die Treppe ist zusammengebrochen«, murmelte er mehr zu sich selbst, während er mit der LED-Leuchte den Abgrund inspizierte. »Ich muss mich tatsächlich abseilen. Dabei darf ich mich auf keinen Fall ganz auf die Plattform hinunterlassen. Sonst brechen wir beide weiter nach unten durch.«
    »Du kannst ihn doch retten, nicht wahr?« Viktorias Stimme klang ängstlich.
    »Natürlich«, meinte Leonid beschwichtigend. »Ich tue, was in meiner Macht steht.« Wie mächtig er dabei war, würde sich erst noch herausstellen. Immerhin konnte er spüren, dass der Deutsche schwer verletzt sein musste.
    Nachdem er eine Stelle gefunden hatte, wo er den Karabiner einhaken konnte, legte er sich das Gurtgeschirr um und zog Handschuhe über. Dann schwang er sich in die Dunkelheit.
    »Pass bloß auf dich auf«, flüsterte Viktoria.
    Langsam ließ Leonid sich zu Theisen hinab.
    |322| »Kannst du dich bewegen, Mann?«
    »Ich weiß es nicht«, stieß Theisen ungeduldig hervor. »Ich habe höllische Schmerzen, aber vor allem habe ich Angst, dass der Boden unter mir nachgeben könnte.«
    »Wo tut es weh?« Leonid hing dicht über ihm. Die Springerstiefel immer noch an die Wand gestemmt, streckte er einen Arm zu ihm hinunter und berührte Theisens Rippenbogen mit seinen Fingerspitzen. Wie mit Ultraschall fuhr er spielend leicht über die einzelnen Erhebungen. »Es sind nur Prellungen, keine Brüche«, bemerkte er fachkundig.
    »Woher willst du das wissen?«, zischte Theisen verärgert.
    Leonid antwortete nicht, sondern ließ nun ein Seil zu dem Deutschen hinab. »Hier! Versuch dir das um die Taille zu legen und festzuzurren.«
    »Ich kann nicht«, murrte Theisen beleidigt.
    »Dann wirst du hier unten verrecken müssen, verdammt!« In solchen Situationen verstand Leonid überhaupt keinen Spaß. Er hatte im Krieg schon etliche Kameraden aus brenzligen Lagen befreit, aber immer war er auf deren Hilfe angewiesen gewesen.
    Mit Anspannung beobachtete Viktoria, wie Leonid sich noch weiter hinunterließ und das Seil, an dem er hing, bedrohlich zu schwingen begann. Ein Blick auf den verrosteten Türrahmen, an dessen Eisenriegel er die Schlinge befestigt hatte, ließ sie Schlimmes vermuten. Das Material war längst marode und würde ihn nicht ewig halten.
    »Komm schon, Kamerad«, stieß Leonid hervor. »Hilf ein wenig mit!«
    Theisen hob mühsam den Kopf an und stöhnte sofort, als er versuchte, sich auf dem maroden Rost auf die Ellbogen zu stützen. Er knickte ein, und die gesamte Konstruktion geriet so sehr ins Wanken, dass er abzustürzen drohte.
    »Scheiße«, zischte er.
    »Kannst du wenigstens einen Arm anheben?« Leonid versuchte sich in Geduld zu üben.
    »Nur den rechten.«
    Vorsichtig hob Theisen den Arm, und Leonid legte das Seil wie ein Lasso darum und schob das Seil hoch bis zur Schulter.
    »So, jetzt der Kopf.«
    Keuchend hob Theisen seinen Kopf, und Leonid half ihm durch die Schlaufe hindurch, bis das Seil halbwegs die Brust umspannte.
    |323| »Versuch die Schlaufe mit der unverletzten Hand über den anderen Arm zu schieben.«
    Theisen grummelte etwas in sich hinein, während Viktoria beobachten konnte, wie er sich abmühte, das Seil vollends um die Brust zu winden. Dabei gelang es ihm nur unter größter Anstrengung, die Schlinge wenigstens vollständig um den anderen Arm zu legen. Keine Sekunde zu früh. Mit einem Ruck sauste der marode untere Treppenabsatz in die Tiefe und zerschellte in seine Einzelteile, die Theisen und auch Leonid unweigerlich aufgespießt hätten, falls das Seil, an dem Leonid hing, nicht auch den Deutschen gehalten hätte.
    Theisen brüllte wie ein Stier, während sein gesamter Körper über der Tiefe baumelte. Leonid war rot angelaufen vor Anstrengung, während er versuchte, das Seil, an dem der Deutsche hing, über seinen Schultern zu fixieren, um ihn und sich selbst an der Steilwand zu stabilisieren.
    Viktoria hielt den Atem an. »Kann ich euch irgendwie helfen?«, rief sie kläglich.
    »Njet!«, stieß Leonid mit zusammengebissenen Zähnen hervor, derweil der Deutsche immer lauter zu wimmern begann, weil das

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