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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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später daran, die Tür zu öffnen. Erstaunlicherweise gelang es ihm. Mit einem quietschenden Geräusch schwang sie auf. Hinter ihr kam in der Dunkelheit eine eiserne Treppe zum Vorschein. Er leuchtete den Schacht aus und konnte sehen, dass die Gitterstufen sowohl nach oben als auch über einen tiefer liegenden Treppenabsatz weiter nach unten führten.
    »Könnte doch sein, dass du recht hast«, bemerkte er dumpf und setzte einen Fuß auf die erste Treppenstufe.
    Es folgte ein knarrendes Geräusch und ein Scheppern, dann ein gellender Schrei. Schließlich trat abrupt Stille ein.
    »Um Gottes willen!«, schrie Viktoria und leuchtete mit zitternden Händen in die Dunkelheit. Da, wo eben noch die Treppe gewesen war, tat sich ein Loch auf. Feuchte, modrige Luft drang zu ihr herauf – und ein lang gezogenes Stöhnen.
    Theisen war mit der ganzen Treppe abgestürzt. Er lag ein Stockwerk tiefer auf dem Boden und rührte sich nicht. Die verrostete Eisenkonstruktion war allem Anschein nach in verschiedene Teile auseinandergebrochen und unter dem Gewicht des stämmigen Deutschen auf die nächste Plattform gestürzt.
    »Alles in Ordnung?« Viktorias Stimme klang kläglich.
    »Was für eine Frage!«, zischte Theisen von unten herauf. »Ich habe mir wahrscheinlich alles gebrochen, was man sich brechen kann. Aber du kannst dich beruhigen«, stieß er gequält hervor. »Jetzt sind wir quitt.«
    Vergeblich versuchte Viktoria herauszufinden, wie schwer seine Verletzungen tatsächlich waren, indem sie ihn vom Kopf bis zu den Schuhen ableuchtete. Er lag auf dem Rücken und konnte von Glück sagen, dass das abgebrochene Treppenstück nicht auf, sondern neben ihm gelandet war.
    |316| Zwischen ihnen lagen gut und gerne drei Meter. Von weiter unten drang ein schwacher Lichtschein herauf. Offenbar hatte Theisen seine Lampe verloren, die ein oder zwei Etagen tiefer gelandet war.
    »Kannst du aufstehen?«
    »Wo denkst du hin? Ich kann kaum meine Finger rühren, geschweige denn mein linkes Bein. Vielleicht habe ich mir sämtliche Rippen und das Rückgrat gebrochen. Ich kriege kaum noch Luft, so sehr schmerzt mein Brustkorb. Verdammte Scheiße!«
    »Ich werde Hilfe rufen!«
    »Wen denn? Ich denke, Bashtiri und Konsorten sollen nicht wissen, dass es diesen Bunker gibt.«
    »Lass das meine Sorge sein«, rief Viktoria tapfer. »Ich bin bald zurück.«
    »Viktoria«, brüllte Theisen, als sie die Tür ins Schloss fallen ließ.
    »Es geht nun mal nicht anders«, flüsterte sie vor sich hin.
     
    Leonid hatte sich Einsamkeit ausbedungen, als er den Weg zurück zu seiner Hütte antrat. Nur Ajaci durfte ihn begleiten. Egal, wohin die Reise auch gehen sollte, auf seinen Hund würde er niemals verzichten.
    Taichin erklärte sich bereit, Vera Leonardowna nach Hause zu bringen, obwohl sie sich widerspenstig gab und eigentlich nie wieder mit ihrem Bruder sprechen wollte – allein schon, weil er Leonid jahrelang ohne ihr Wissen und gegen ihren und den erklärten Willen ihres Mannes zum Schamanen ausgebildet hatte. Auch Leonid hatte sein Fett weg bekommen, wenn auch nicht ganz so heftig wie Taichin.
    In Gedanken flog er zu Viktoria, die er aller Wahrscheinlichkeit nie wiedersehen würde. Falls sie überhaupt zu dem Bunker zurückkehrte, um ihn zu befreien, würde sie feststellen, dass er allein entkommen war. Genauer betrachtet war es auch besser so. Was sollte sie mit einem geächteten und mittellosen Schamanenlehrling anfangen, der nicht einmal selbst wusste, wie es um seine Zukunft stand? Außerdem würde sie nur weitere Fragen stellen, die er nun nicht mehr wahrheitsgemäß beantworten durfte.
    Seine Großeltern würden ihr auch nicht weiterhelfen und jedem, der es hören wollte, zu Protokoll geben, dass er verstorben sei und sie jede andere Vermutung als pietätlos und ehrverletzend empfinden würden.
    |317| Es hatte zu regnen begonnen, von Osten zog ein mächtiges Gewitter auf. Leonid stellte sich die Frage, ob dies ein weiteres Zeichen der Geister war, wie sein Großonkel immer gerne behauptete, um ihn an seine neuen Verpflichtungen zu erinnern.
    Leonid kümmerte es nicht, dass er und sein Hund in kürzester Zeit aussahen, als wären sie unter eine Dusche geraten.
    In Gedanken ging er durch, was er an Habseligkeiten mitnehmen wollte, bevor er sich auf den Weg nach Jakutsk machte. Wenn er jetzt ging, dann tat er es seiner Großmutter zuliebe. Sie und seinen Großvater in Gefahr zu bringen war so ziemlich das Schlimmste, was er sich vorstellen

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