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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Lage ihres Kollegen noch einmal eingehender geschildert hatte, packte er Verbandmaterial, ein paar Seile und ein Gerät zum Abseilen in einen Rucksack. Dann machten sie sich auf den Weg.
    Der Marsch zum Bunker war längst nicht so schön wie am Morgen zuvor. Kein Vogel zwitscherte, der Himmel erschien so düster wie kurz vor einem Weltuntergang. Viktoria hielt Leonids Hand umklammert, während sie durch den trostlos wirkenden Wald stiefelten. Sie war verkrampft und hatte Angst, das konnte er spüren. Ein Grund mehr, sie nicht mit der Wahrheit über ihn und sein Schicksal zu belasten.
    »Wenn wir das hier erledigt haben«, sagte er leise, »werde ich für eine Weile weggehen müssen. Familienangelegenheiten. Ich hoffe, du kannst das verstehen. Bestimmt werden wir uns irgendwann einmal wieder begegnen.«
    »Ich denke auch, dass es tatsächlich besser ist, wenn du eine Zeitlang verschwindest.«
    »Warum sagst du das?« Zwischen zwei ausladenden Tannen blieb er stehen und schaute Viktoria durchdringend in die grünen Augen.
    »Lebenov hat mich heute Mittag verhört – in Anwesenheit deines Großvaters« erklärte sie ruhig. »Ich habe ihm und seinen Leuten gesagt, dass ich mich wohl geirrt habe, als ich glaubte, dich auf dem Foto |320| in dessen Haus erkannt zu haben.« Sie sah ihn mit zweifelnder Miene an. »Ich weiß zwar nicht, was du in Tschetschenien ausgefressen hast, aber es scheint zu genügen, damit du besser ein toter Mann bleibst.«
    »Ich habe nichts ausgefressen«, gab er heftig zurück. »Ich war dabei, als man herausgefunden hat, dass Bashtiri und auch Lebenov sämtliche Kriegsparteien mit Waffen belieferten, um den Krieg zu verlängern und ihre eigenen Profite zu machen – der eine als Händler, der andere als Drahtzieher. Die Beweise befanden sich in einer einzigen Akte. Doch bevor die verantwortliche Delegation diese Beweismittel nach Moskau überbringen konnte, wurde unser Helikopter von einer Granate gestreift. Angeblich waren es feindliche Terroristen. Zu dumm nur, dass das gesamte Terrain bei unserem Start von der Armee in einem Radius von mehreren Kilometern bestens geschützt war. Keine Kakerlake hätte hindurchschlüpfen können. Wir stürzten aus einhundert Meter Höhe ab. Ich habe den Vogel noch halbwegs abfangen können, und eine defekte Elektroleitung hat den Aufprall zudem gemildert. Doch wir hatten vollgetankt, so dass es sofort eine Explosion gab. Ich wurde als Pilot aus dem Wrack geschleudert, weil ich noch nicht angeschnallt war. Alle anderen sind verbrannt. Sie hatten keine Chance zu entkommen.« Für einen Moment wandte Leonid sich ab, während er voller Schmerz das Gesicht verzog.
    Als sein Blick zu ihr zurückkehrte, nahm sie die Trauer in seinen Augen wahr. »Verletzt und völlig mittellos ist es mir mit der Hilfe von selbstlosen Einheimischen gelungen, das Land zu verlassen. Doch Lebenov ist mir auf die Schliche gekommen. An der Grenze zu Dagestan haben seine Leute mich erwischt und versucht, mich im Terek zu ertränken. Wie durch ein Wunder konnte ich mich von den Fesseln befreien und habe überlebt. Wenn Lebenov herausfindet, dass ich noch lebe, wird er alles tun, um mich endgültig zu erledigen. Ich weiß einfach zu viel. In diesem Fall bedeutete Wissen nicht Macht, sondern den Tod.«
    »Und es ist nicht möglich, den beiden nachträglich irgendeine Schuld nachzuweisen? Kannst du nicht zur Polizei gehen und sagen, wie es wirklich war?«
    Leonid lächelte unfroh. »Wir sind hier nicht in Deutschland. Es gab Zeugenaussagen, Videobänder und schriftliches Material. Alles ist bei dem Unglück verbrannt. Die vermeintlichen Zeugen waren kurze Zeit |321| später entweder wie vom Erdboden verschluckt oder im wahrsten Sinne des Wortes mundtot gemacht worden. Ich vermag nicht zu sagen, wer sonst noch in der Angelegenheit drin steckt.« Leonid stapfte weiter in die Dämmerung hinein. Viktoria folgte ihm mit gesenktem Kopf.
    Je mehr sie sich dem Einstieg näherten, desto schweigsamer wurden sie. Trotz Viktorias Aussage, dass außer Kolja niemand über den Bunker Bescheid wusste, misstraute er der Sache. Lebenov war ein alter Fuchs, und es wunderte ihn, dass er Koljas geheime Mission noch nicht entlarvt hatte.
    Unsicher führte ihn Viktoria zu der Stelle, wo sie Theisen vermutete.
    Als Leonid die Eisentür zum Abgrund öffnete, betete sie stumm, dass Sven Theisen noch am Leben sein möge und es ihn nicht so schlimm erwischt hatte, wie zunächst befürchtet.
    »Sven!« Viktoria rief so laut

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