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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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heute auf den Weg machen, um sich die Sache hier vor Ort anzusehen. Er hält eine intensive Untersuchung des Bunkers und auch des Sees und seiner Umgebung für unabdingbar. Außerdem ist er sehr interessiert an unserem Ewenken. Seiner Meinung nach könnte der Mann bemerkenswerte pyrokinetische Fähigkeiten besitzen, wenn Schenkendorffs Äußerungen zutreffen.«
    Bashtiri, der in seinem bequemen Sessel saß und gerade dabei war, ein paar Zahlen in seinem Laptop zu schönen, schaute erstaunt auf. »Und was sagt er sonst noch?«
    »Sollten sich seine Vermutungen bewahrheiten, rät Swerew, unverzüglich den Präsidenten zu informieren.«
    Bashtiri bedachte Lebenov mit einem überraschten Blick.
    »Wann wird Swerew hier eintreffen?«
    »Morgen Mittag.«
     
    Viktoria stand kurz davor, sich vor Aufregung zu übergeben, als sie der alten Frau durch die Dunkelheit folgte. Vera Leonardowna hielt die Makarov fest in ihrer von Altersflecken übersäten Hand.
    Lieber Gott
, betete Viktoria stumm, obwohl sie sich nicht als gläubig bezeichnen durfte,
wenn es zu einer Schießerei kommen sollte, lass uns bitte nicht sterben.
Sie dachte an ihre Mutter, deren einzige Sorge bei ihrer Abreise dem passenden Mückenschutzmittel gegolten hatte und dass sie nicht in schlechte, männliche Gesellschaft geriet. Mit beiden Befürchtungen hatte sie in fataler Weise recht behalten. Viktoria versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn ihre Mutter jemals das ganze Ausmaß der Geschichte erfahren sollte.
    Sie dachte an Leonid und an seinen Großvater, der nicht mehr zu |373| retten war und aufgebahrt in der Jurte lag. Schließlich an Theisen und Rodius, die sicher schon in ihren weichen Betten schliefen und sie bis zum nächsten Morgen nicht vermissen würden.
    Plötzlich stupste sie etwas an, als sie sich unmittelbar vor dem Absperrzaun befanden: eine kalte Nase, die zwischen zwei Sträuchern hervorlugte. Nur knapp gelang es Viktoria, nicht loszuschreien. Im Zwielicht der Lagerbeleuchtung sah sie das Fell des Hundes.
    »Ajaci«, flüsterte sie atemlos, und vor lauter Freude kraulte sie dem gefährlich aussehenden Hund vorsichtig den Hals.
    Leonids Großmutter hatte das Tier ebenfalls bemerkt und machte ein hastiges Kreuzzeichen. Doch dann wurde ihre Miene plötzlich unruhig, und ihre Bewegungen wurden fahriger. Sie kniete sich auf den Waldboden und schaute aufmerksam in die Umgebung.
    »Er ist hier«, sagte sie so leise, dass es sich wie ein heiseres Röcheln anhörte.
    »Wer?« Viktoria verstand gar nichts mehr.
    »Mein Bruder. Ich kann ihn spüren. Er muss irgendwo da draußen sein.«
    »Was hat das zu bedeuten?« Viktoria schöpfte neue Hoffnung. Selbst wenn der Bruder von Vera Leonardowna kein junger Spund mehr sein konnte, so war er doch ein Mann, der sich mit solchen Situationen sicher besser auskannte als eine zierliche, grauhaarige Frau, die man eher in der Obhut eines Altersheimes vermuten durfte als schwer bewaffnet in einem sibirischen Wald.
    »Wird er uns helfen?« Viktoria rückte ganz nahe an Vera heran.
    »Ich befürchte, er wird alles nur noch schlimmer machen.« Für einen Moment kniff Vera Leonardowna ihre ohnehin schmalen Lippen zusammen, immer noch bemüht, eine Gestalt im Dunkel der Nacht auszumachen.
    Viktoria konnte unterdessen beobachten, wie die beiden Soldaten abrupt ihr Gespräch unterbrochen hatten. Dann sah sie einen plötzlich huschenden Schatten, wie ein Vogel, der kurz durch das Sonnenlicht flog. Einer der beiden redete auf den anderen ein, doch sein Kamerad antwortete nicht. Es war merkwürdig, er wirkte von einer Sekunde zur nächsten erstarrt. Dann konnte Viktoria sehen, wie er in einer unnatürlichen Haltung blitzschnell seinen Dolch zog und auf |374| den völlig überrumpelten Gefährten einstach. Der andere zückte mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Pistole, doch er brach blutüberströmt zusammen, noch bevor ein Schuss fiel. Dann marschierte der zweite Soldat mit eigentümlich anmutenden Schritten wie eine Marionette in Richtung Wald und verschwand lautlos zwischen den Bäumen.
    »O mein Gott«, stieß Viktoria hervor und krallte ihre Finger in den Oberarm der alten Frau. »Warum hat er das gemacht, und wo ist er hin?«
    »Komm, Schätzchen«, forderte die alte Ewenkin sie auf, »wer zu viel fragt, erhält verwirrende Antworten. Eine bessere Gelegenheit, Leonid zu befreien, kriegen wir nicht.«
    In gebückter Haltung rannte Viktoria hinter Vera Leonardowna her. Der Achtzigjährigen schien die Distanz von

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