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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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knapp zweihundert Metern überhaupt nichts auszumachen. Viktoria konnte kaum Schritt halten, zumal sich noch der Hund mit hechelnder Zunge zwischen sie beide gedrängt hatte.
    Die Baracke, in der man Leonid gefangen hielt, lag etwas abseits, und es kam einem Wunder gleich, dass niemand sonst dort herumlief. Als sie endlich von der Rückseite in die Nähe des Gebäudes gelangten, löste sich ein weiterer Schatten aus dem Nachbargebäude. Viktoria hielt Vera Leonardowna geistesgegenwärtig zurück, damit der Mann sie nicht sehen konnte. Es war Kolja. Er wirkte wie ein verfolgter Spion und sah sich nach allen Seiten um, bevor er sich bückte und dem leblosen Soldaten den Puls fühlte. Nachdem er augenscheinlich befunden hatte, dass der Mann tot war, stand er auf und warf einen Blick auf Bashtiris Domizil, bevor er in der Baracke verschwand, in der Leonid vermutet werden durfte.
    »Wer war das?«, zischte Leonids Großmutter, die Pistole noch entschlossener gefasst als zuvor.
    »Soweit ich weiß, gehört er der russischen Regierung an«, formulierte Viktoria vorsichtig. »Aber er steht nicht auf der Seite Bashtiris. Er gehört wohl zum FSB und hat seinen eigenen Auftrag.«
    »Jesus Christ«, flüsterte Viktoria Leonardowna.« Wir werden ihn töten müssen, bevor er Leonid etwas antun kann.«
     
    |375| Leonid hatte versucht, sich die Chancen auf eine Flucht auszurechnen. Solange er jedoch nicht wusste, was Lebenov mit Viktoria und ihren Kollegen angestellt hatte, war er sich nicht darüber im Klaren, ob ein zu früher Fluchtversuch nicht alles nur noch schlimmer machte. Trotz der starken Schmerzen, die Lebenov ihm beigebracht hatte, war er nach einer Weile in eine Art Tiefschlaf gefallen. Wie in einem Spiel aus Licht und Schatten stand plötzlich sein Großonkel vor ihm, so wirklich und echt wie aus Fleisch und Blut.
    »Was machst du hier, Taichin?«, flüsterte Leonid mit brüchiger Stimme.
    »Ich bin hier, um dir zu helfen, Junge«, sagte der alte Schamane leise. »Deine Babuschka und ich, wir werden dich nicht nochmal im Stich lassen.«
    Die Erscheinung verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Einen Moment später vernahm Leonid ein seltsames Geräusch vor der Barackentür und ein Stöhnen, dann trat wieder Ruhe ein.
    Aufmerksam beobachtete er den Eingang. Nicht lange danach spähte ein Rotschopf um die Ecke. Es war Kolja, der junge Russe, den er zusammen mit Viktoria im Bunker gesehen hatte. In der rechten Hand hielt er eine Pistole Bes’schumnyj – auch die »Lautlose« genannt. Leonid befürchtete, dass der Russe ihn töten würde, weil er die Mündung des Schalldämpfers direkt auf ihn gerichtet hielt.
    »Leonid Aldanov?« Kolja sah ihn fragend an.
    »Was willst du von mir?«, erwiderte Leonid mit fester Stimme.
    Der andere ging auf ihn zu und stellte sich hinter ihn. Leonid schloss für einen Moment die Lider, und als er den gedämpften Schuss vernahm, rechnete er schon damit, sich unvermittelt in der Anderwelt wiederzufinden. Doch Kolja hatte nur die Kette der Handschellen zerschossen, sodass Leonid von dem Eisenbett befreit war, an das man ihn gekettet hatte.
    »Komm schon!«, flüsterte Kolja gehetzt. »Wir sollten schleunigst von hier verschwinden.«
    »Was ist mit den Wachen?« Leonid wusste, dass draußen zwei Männer gestanden hatten.
    »Einer von denen ist tot, aber ich habe ihn nicht getötet. Der andere ist wohl abgehauen, er könnte jederzeit wiederkommen.«
     
    |376| Vera Leonardowna war auf dem Weg zur Baracke, als plötzlich Attilo auftauchte. Offenbar kam der Bodyguard aus dem Haus seines Chefs und wollte sich unweit des Eingangs im Gras erleichtern. Die alte Frau bemerkte er nicht, doch plötzlich fiel sein Blick auf die Baracke, in der man den Ewenken gefangen hielt. Viktoria gelang es gerade noch rechtzeitig, Vera Leonardowna zurückzuhalten und hinter die rückwärtige Wand des Gebäudes zu zerren. Gebannt beobachteten die beiden Frauen, wie der blonde Riese zu dem am Boden liegenden Mann ging. Die Pistole im Anschlag trat er zur Tür, die nur angelehnt war, und sah sich nach allen Seiten um, bevor er sie schließlich aufstieß.
    Ein kurzes Rumpeln und dann ein Poltern zeugten davon, dass er auf Widerstand stieß. Dann hörte man wieder nur dieses leise, verräterische Plopp. Kurz darauf lief Kolja nach draußen, gefolgt von Leonid, der nur mit einer schwarzen Unterhose bekleidet war und immer noch Handschellen trug, die allerdings nicht mehr miteinander verbunden waren.
    Ajaci war nicht

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