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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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abnahm, um etwas zu trinken, brach sie das Schweigen.
    »Warum hast du das getan?«
    »Was getan?« Er schaute sie durchdringend an, die dunklen Katzenaugen unergründlich und regungslos.
    »Du hast dich nur um mich gekümmert anstatt um deine Großmutter.«
    »Sie war nicht mehr da, als wir geflohen sind. Sie mag alt sein, aber sie ist ein tapferes Mädchen.« Er lächelte schwach.
    »Dein Großvater ist tot …« Ihre Stimme war belegt, und im Halbdunkel der Kontrollleuchten konnte Leonid den feuchten Schimmer in ihren Augen sehen.
    »Woher weißt du …?« Er flüsterte beinahe, sodass sie ihn eigentlich bei dem Lärm, den die Rotorblätter verursachten, gar nicht hören konnte.
    Stockend erzählte sie von ihrer Odyssee, nachdem sie das Camp verlassen hatte, und dass wahrscheinlich Lebenovs Männer beim Tod seines Großvaters eine finstere, wenn auch noch nicht vollends geklärte Rolle spielten.
    Leonid kniff für einen Moment die Lippen zusammen.
    »Taichin ist mir im Traum erschienen«, erklärte er unvermittelt. »Ich war eingenickt, und auf einmal habe ich ihn vor mir gesehen – strahlend und so wirklich, als würde er tatsächlich vor mir stehen. Er hat mir angekündigt, dass er mir helfen würde. Von da an hatte ich |381| keine ruhige Minute mehr. Als Kolja dann zu mir kam, dachte ich erst, jetzt ist es vorbei. Doch dann offenbarte er mir seine Absichten und sagte mir, dass du mit ihm geredet hast. Er meinte, er wolle Bashtiri und Lebenov ihrer Taten überführen und dazu benötige er dringend meine Aussage.«
    »Kolja ist auch tot.« Viktoria spürte, dass sie es immer noch nicht begreifen konnte, und doch war es die Wahrheit.
    »Und damit ist auch die Möglichkeit gestorben, Licht in die Angelegenheit zu bringen.«
    »Lebenov ist ebenfalls tot«, sagte Viktoria heiser. »Denkst du, er hat deinen Großvater wirklich umbringen lassen?«
    »Und wenn schon! Was kann das jetzt noch ändern?« Leonid verzog seinen Mund zu einem ironischen Lächeln. »Bashtiri lebt, das ist viel schlimmer. Er wird versuchen, alle zu liquidieren, die ihm gefährlich werden können. Gegenüber der Polizei und dem FSB wird er behaupten, dass ich all diese Menschen auf dem Gewissen habe. Wie er überhaupt mir die Schuld für das gesamte Desaster geben wird.«
    »Deine Großmutter sagte, sie habe ihren Bruder gespürt. Danach haben wir beobachten müssen, wie einer der Wachsoldaten vor der Baracke ohne erkennbaren Grund auf seinen Kameraden eingestochen hat. Dann ist der Mann weggegangen, wie ein Roboter. Es war gespenstisch.«
    »Du hast es mit angesehen?« Leonid schien überrascht zu sein. »Und Taichin? Habt ihr ihn auch gesehen?«
    »Wie sieht er denn aus?«
    »Groß. Hager. Grauhaarig.«
    »Nein. Ich glaubte, einen Schatten gesehen zu haben. Wie ein Vogel, der durch ein Licht fliegt. Aber da war niemand.«
    »Ich wusste es«, murmelte er. »Es war Taichin. Bestimmt hat Ajaci ihn zu mir geführt.« Leonids Blick fiel auf den treuen Laika-Rüden, der beinahe regungslos im Fußraum lag und mit einem Mal zu ihm aufschaute, als er seinen Namen hörte.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Wie ich dir schon sagte, Taichin ist ein initiierter Schamane. Auf seine Weise ist er gefährlich. Ich hätte mir denken können, dass er die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lässt.« Während Viktoria noch |382| rätselte, was er damit gemeint haben könnte, dachte Leonid darüber nach, dass seine Großmutter recht gehabt hatte. Taichin kämpfte seinen eigenen Kampf, und vielleicht war sein Geist weit mehr von Dämonen beseelt, als Bashtiri und Lebenov es je hätten sein können. Doch nun war es zu spät, um daran etwas ändern zu können.
    »Wie kann dein Großonkel die Schuld am Tod des Soldaten tragen? Ich habe niemanden außer den beiden gesehen. Somit konnte er ihn schließlich nicht selbst erstechen.«
    »Er besitzt die Gabe der Beschwörung. Er kann in die Köpfe der Menschen eindringen und sie manipulieren, wenn sie schwach genug sind.«
    Viktoria hatte immer noch Mühe, an so etwas zu glauben, aber dann dachte sie an die merkwürdigen Todesfälle im Camp.
    »Du meinst, er kann einen Menschen dazu bringen, dass er einen anderen tötet?« Ihr Blick schwankte zwischen Erstaunen und Entsetzen.
    »Wenn der Betroffene genug dunkles Gedankenpotential in sich trägt und sich nicht zu schützen weiß – dann kann es funktionieren.«
    »Und was ist mit dir? Sag nur, du kannst das auch?« Mit leiser Abscheu sah sie ihn prüfend von der Seite her

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