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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Explosion von Tunguska verlangsamt haben sollte, und auch die C14-Untersuchungen an diversen Moosteppichen hatten sich als irreführend erwiesen. Doch bisher hatten weder Botaniker noch Biologen die wahre Ursache für diese Phänomene herausfinden können.
    Bevor jeder Einzelne aufbrach, um sein Quartier zu beziehen, gab Professor Olguth erste Anweisungen für den weiteren Verlauf der Expedition. Gegen sechzehn Uhr wollte man sich zu einem ersten Briefing in einem eigens erbauten Versammlungszentrum treffen. Dort, so erklärte Kolja, hatten Bashtiris Leute neben einer modernen Computeranlage |46| auch ein Satellitentelefon installiert, mit dem man im Notfall Kontakt zur Außenwelt aufnehmen könne.
    Mit einer gewissen Erleichterung bezog Viktoria anschließend ein eigenes Refugium von vielleicht zwölf Quadratmetern Größe. In aller Eile hatte sie sich endlich ihrer schmutzigen Kleidung entledigt und sich Gesicht und Haare gewaschen. Das Wasser war kalt und kam aus Kanistern. Fünf Liter und eine große Schüssel für jeden mussten fürs Erste reichen. Wer mehr verlangte, durfte sich einer Gemeinschaftsdusche bedienen, deren Wasserversorgung man mittels Rohrleitungen und einer elektrischen Pumpe aus den Tiefen des nahe gelegenen Sees gesichert hatte.
    »Einmal am Tag wird ein Durchlauferhitzer zugeschaltet, dann gibt es auch warmes Wasser«, hatte Kolja erklärt. »Aber vorher muss man sich in eine Liste eintragen.«
    Nachdem Viktoria sich das schulterlange Haar nur mit einem Handtuch getrocknet, gekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, streifte sie sich eine olivenfarbene Hose und ein helles, langärmeliges Hemd über. Im Zimmer nebenan hatten zwei blassgesichtige Studentinnen aus Moskau Quartier bezogen, die kurz vor ihrem Examen in Geologie standen.
    Kolja verteilte in Absprache mit Professor Olguth die Aufgaben. Ohne zu murren, nahmen die beiden Mädchen die Einteilung zum Küchendienst entgegen, zumal ihnen ein gleichaltriger russischer Kollege die Angelegenheit mit einem umwerfenden Lächeln zu versüßen schien.
    Für weiteres Personal hatte Bashtiri also nicht gesorgt.
    Während Viktoria zum Versammlungsraum eilte, warf sie einen Blick auf den achteckigen Pavillon ihres Gönners, den man in Schnellbauweise am Rande des Camps hochgezogen hatte. Umgeben von einem improvisierten Garten, vervollständigt mit französischen Putten und italienischen Sitzmöbeln, garantierte der Platz einen grandiosen Ausblick auf den etwa fünfhundert Meter langen See. Fehlten nur noch die Gartenzwerge, dachte Viktoria in einem Anflug von Ironie.
    Offenbar hatte sich dieser reiche Spinner auf eine längere Dauer seines Aufenthaltes eingerichtet. Blieb die Frage, warum er überhaupt an der Expedition teilnehmen wollte. Vielleicht war es Romantik. Vielleicht aber auch eine keifende Ehefrau, die seine amourösen Eskapaden nicht |47| länger erduldete. Oder möglicherweise war es einfach das Gefühl, hier draußen sein eigener König zu sein, der sein Reich mit straffer Hand regierte, selbst wenn die Untertanen nicht gerade zahlreich waren.
    Wie man sich schon kurz nach der Ankunft flüsternd erzählte, verfügte Bashtiri über einen eigenen Butler, der ihn nicht nur bekochte, sondern ihm und seinen Gespielinnen auch sonst jeden Wunsch von den Augen ablesen würde. Seine Bodyguards hausten indessen in stattlichen Militärzelten, die sie nicht weit von der Villa ihres Chefs aufgestellt hatten.
    Nach einer kurzen Einweisung in die Örtlichkeiten und der Einteilung für den morgigen Tag führte Kolja seine Gäste in einen kleinen Laden, den man eigens für die Expeditionsteilnehmer hatte herrichten lassen. Adnan, ein kasachischer Angestellter Bashtiris, betreute das Geschäft, in dem es wohl kaum zu Warteschlangen an der Kasse kommen würde.
    »Kernseife und Klopapier«, frotzelte Viktoria lachend, während sie sich die Waren anschaute.
    »Aber auch eingelegte grüne Tomaten«, fügte Kolja mit einem Grinsen hinzu. Wer es etwas rustikaler wünschte, konnte kistenweise russisches Bier erstehen, das, nach Stärke nummeriert, angeblich nach einer getrockneten Fischbeilage verlangte, wie Viktorias Begleiter mit einem Augenzwinkern bemerkte.
    »Und wie isst man das?«, fragte sie arglos, während sie das mumienartige Gebilde von einem gut dreißig Zentimeter langen, hart getrockneten Dorsch mit spitzen Fingern am Schwanzende anhob und demonstrativ damit hin und her wedelte.
    »Das ist eine gedörrte Wjalenaja Wobla.« Kolja nahm

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