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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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ihr den Fisch ab und schlug mit ihm auf eine Holzkiste ein. »Siehst du? Das macht man solange«, antwortete er mit treuem Blick und schlug dabei weiter auf die Holzkiste ein, »bis alle Schuppen abgefallen sind und der Fisch geschmeidig geworden ist, dann zupft man das getrocknete Fleisch mit den Fingern ab. Schmeckt besser als Erdnüsse und Chips.« Er grinste breit, doch überzeugen konnte er sie nicht.
     
    Gegen Abend hatte sich der Regen verzogen. Die glutrote Sonne versank hinter der spiegelglatten Oberfläche des Sees wie in einem dunklen, |48| unergründlichen Meer. In den wenigen zarten Schleierwolken über dem Horizont verfing sich eindrucksvoll das letzte Licht des Tages.
    Kolja hatte mit drei Studenten und zwei weiteren russischen Wissenschaftlern in der Nähe des Sees ein Lagerfeuer entfacht. Dort saß man einträglich beisammen und ließ bei russischer Technomusik, die lärmend aus einem Gettoblaster dröhnte, die Wodkaflaschen kreisen, um die melancholische Stimmung zu vertreiben.
    Sven Theisen hatte in der Nähe von Bashtiris aufregenden Begleiterinnen Platz genommen und offenbar deren Aufmerksamkeit erregt, wie Viktoria mit einiger Genugtuung feststellen durfte. Doch nicht nur Theisen war an den tiefen Ausschnitten der Damen interessiert. Myriaden von Mücken bereiteten sich geräuschvoll auf ein unverhofftes Abendmahl vor; ihre pausenlosen Angriffe erinnerten an japanische Kamikazeflieger. Daher dauerte es nicht lange, bis sich die Frauen genervt verabschiedeten und Theisen alleine am Feuer saß. Dank Doktor Almuths Wundermittel blieb Viktoria von den blutsaugenden Plagegeistern weitgehend verschont. Nur Theisens anzüglichen Blicken vermochte die streng riechende Emulsion nichts entgegenzusetzen.
    Professor Rodius, der weder über eine fürsorgliche Mutter noch über ein entsprechendes Mittel verfügte, schlug mit seinen langen Armen permanent um sich, während er sich an einer halbwegs ungestörten Unterhaltung mit Professor Olguth versuchte.
    Plötzlich tauchte Bashtiri neben Viktoria auf. Sie ahnte, dass es für ihn ebenfalls kein wirksames Gegenmittel geben würde. Er kam direkt aus seinem luxuriösen Domizil, in das die Frauen verschwunden waren, und trug einen seidenen Hausmantel, der so gar nicht in die rustikale Umgebung passen wollte. Mit ihm setzten sich zwei seiner Wachhunde auf Viktorias andere Seite. Somit war an Flucht nicht zu denken.
    »Eine leibhaftige Geophysikerin aus Deutschland«, bemerkte Bashtiri mit einem süffisanten Lächeln. »Dabei so schön und so stolz wie eine russische Tatarin.«
    Wie auf Kommando reichte sein Butler, der lautlos hinzugetreten war, zwei halb volle Gläser Champagner auf einem silbernen Tablett.
    »Trinken Sie jetzt etwas mit mir?« Bashtiri sah sie mit honigsüßer Miene an. Nur die braunen Augen blieben kalt und berechnend. »Sie haben mich heute Morgen enttäuscht.« Sein Atem roch nach Alkohol, |49| als er ihr unvermittelt zu nahe kam. »Meine Freunde dürfen mich Sergej nennen.« Etwas Gönnerhaftes schwang in seinem Angebot mit, und seine tastende Hand bewegte sich schleichend über Viktorias angewinkeltes Knie. »Die Frauen sagen Sergejewitsch.« Wieder entwich ihm ein aalglattes Lächeln.
    Viktoria musste sich beherrschen, um nicht jäh zurückzuweichen.
    »Vielen Dank für Ihre Großzügigkeit«, erwiderte sie, um Diplomatie bemüht, und nippte an ihrem Glas, in der vagen Hoffnung, dass ihr fragwürdiger Verehrer nichts hineingekippt hatte, das sie ohnmächtig werden ließ und damit seinen Schergen ein Alibi lieferte, um sie in dessen abgelegene Behausung zu tragen.
    Während die Champagnerperlen durchaus angenehm auf ihrer Zunge zerplatzten, sah Viktoria beiläufig, wie Theisen voller Argwohn das Werben seines mächtigen Konkurrenten beobachtete. Bereits jetzt überlegte sie, wer von beiden – Bashtiri oder Theisen – das kleinere Übel sein würde.
    Mit einer beiläufigen Bewegung wischte sie Bashtiris Hand von ihrem Knie.
    »Acht Wochen sind genug Zeit, um sich richtig kennen zu lernen«, murmelte er hartnäckig und starrte dabei unentwegt auf ihre Oberweite. »Findest du nicht?«
    Viktoria verschluckte sich und begann augenblicklich zu husten. Bashtiri fasste wie selbstverständlich ihr freies Handgelenk und hob ihren Arm an.
    »Tief durchatmen«, sagte er mit der aufgesetzten Stimme eines fürsorglichen Vaters, »dann ist es gleich vorbei.«
    »Entschuldigen Sie mich bitte.« Viktoria kam wieder zu Atem und verdrängte das beklemmende

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