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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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achtete und ihr ohne Zögern die Scheine vorzählte, wobei er ihren tiefen Ausschnitt nicht aus den Augen ließ.
    |426| Noch während sie das Geld in ihrer Handtasche verstaute, dudelte ihr Mobiltelefon eine Ode an alle Mütter der Welt – »Mama«.
    Ungläubig starrte sie auf das Display.
    »Hallo?« Sie ging ein Stück vom Schalter weg.
    »Vicky, mein Schatz. Gott sei Dank. Wo bist du nur? Seit Tagen versuche ich, dich zu erreichen!«
    »Mutter?« Viktoria konnte es kaum glauben. »Was willst du denn?«
    »Begrüßt man so seine Mutter? Ich sitze hier am Kulkwitzer See und vergehe fast vor Sorgen. Warum meldest du dich nicht!«
    »Das ist nicht so einfach. Kein Empfang in Sibirien – das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Und warum hast du jetzt Empfang? Ich halte das für eine Ausrede. Du willst mich nicht sprechen, das ist alles.«
    »Es hat andere Gründe.«
    »Was denn für andere Gründe? Geht es dir nicht gut? Es ist doch nicht gefährlich, dort, wo du bist, oder?«
    »Nein, Mutter!« Sie seufzte entnervt. »Es ist nicht gefährlich.«
    Was sollte sie auch sonst sagen?
    Ich sehe nur gerade aus wie eine Dame vom horizontalen Gewerbe, in meiner Handtasche steckt ein falscher Pass, und ich befinde mich in Begleitung eines vermeintlichen Terroristen, und wir werden per Fernsehfahndung von der russischen Justiz gesucht. Aber sonst geht’s mir gut.
    »Hast du etwas gesagt, Kind?«
    »Nein, nein – ich habe nichts gesagt. Ich muss auflegen. Ich melde mich später noch mal.«
    Schwungvoll klappte sie ihr Mobiltelefon zu. Irgendjemand tippte ihr auf die Schulter. Für einen Moment schaute sie auf und blickte in das Gesicht einer äußerst maskulinen Frau.
    »Frau Doktor Vanderberg?«
    Viktoria spürte, wie ihre Knie nachgaben und das Blut in ihr Gesicht schoss. Voller Panik riss sie sich los und ergriff auf ihren schwarzen High Heels die Flucht über das helle Marmormosaik hin zu einer gläsernen Drehtür, bei der nur jeweils eine Person hindurchgehen konnte.
    »Frau Doktor Vanderberg!?« Die Stimme von Doktor Parlowa hallte bis zum Ausgang hinter ihr her.
    Verdammt, wieso lief ihr die russische Ärztin ausgerechnet hier |427| über den Weg? War sie nicht mit Professor Olguth nach Krasnojarsk geflogen, um die verrückt gewordene Studentin in ein Hospital zu begleiten?
    »Was ist los?« Leonid spürte sofort, dass etwas nicht in Ordnung sein konnte, als Viktoria aus dem Bankgebäude stürmte, als ob man sie dort überfallen hätte. Sie war bleich, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als er sie in den Arm nahm.
    »Lass uns direkt zum Bahnhof gehen und die Fahrkarten kaufen«, stieß sie atemlos hervor. Sie wollte Leonid nichts von der Begegnung mit der Ärztin sagen. Er kannte die Frau ohnehin nicht, und warum sollte sie ihn beunruhigen? Der Gedanke, dass Doktor Parlowa die Polizei verständigen würde, ließ Viktoria indessen nicht zur Ruhe kommen.
     
    Gleich zwei MI-24 Kampfhubschrauber der russischen Armee landeten bei Sonnenuntergang auf dem Sportplatz von Vanavara.
    Der örtliche Polizeikommandant und Bashtiri warteten am Rande des Fußballfeldes auf die Neuankömmlinge. Außerdem gesellte sich Fjodor hinzu, einer von den beiden Bodyguards, die Bashtiri zur Bewachung des Butlers zurückgelassen hatte. Im Laufe des Vormittags hatte man die drei Männer weitgehend unversehrt aufnehmen können. Antonov, den Butler, hatte man zu den drei völlig verstörten Studenten in die Krankenstation eingeliefert.
    Der dortige Chefarzt, Doktor Buckow, hatte Bashtiri dazu überreden können, seine Finger bis zum Nachmittag ambulant operieren zu lassen, weil er sonst einen Wundbrand befürchtete. Bashtiri trug seine eingegipste Hand wie ein Mahnmal des Schreckens vor sich her, als er Oberst Bogdan Bogdanowitsch Pokrovskij, den abgesandten Ermittlungsführer des FSB, mit offenen Armen empfing.
    Oberst Pokrovskij, ein durchtrainierter Rotschopf mit kantigem Gesicht, wirkte reichlich reserviert. Er begrüßte Bashtiri mit einem Nicken und nicht mit dem sonst üblichen Bruderkuss. »Hier geht es ja zu wie auf einem Bahnhof«, scherzte er, als die Rotorblätter des zweiten Helikopters zum Stillstand gekommen waren. Beiläufig stellte er sein Ermittlungsteam vor, das aus drei jungen, dynamisch erscheinenden Offizieren bestand. Ein weiteres Team war zum Chekosee unterwegs, um die Leichen zu bergen und Spuren zu sichern.
    |428| Dem zweiten Helikopter entstieg Doktor Swerew. Der hochgewachsene Wissenschaftler, dessen Erscheinen

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