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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Miene an, die keinen Widerspruch duldete. »Wir brauchen uns nicht zu sorgen. Die Götter wollen ihn gar nicht.«
    »Am besten ist es, wenn du jetzt schweigst. Sonst verscherzt auch du es dir noch mit unseren Ahnen, Weib«, knurrte der Alte verhalten. Mit mürrischer Miene goss er etwas Wasser in eine Schüssel, um sich gründlich die Hände zu waschen.
    »Am Chekosee ist eine neue Expedition eingetroffen«, bemerkte Leonid beiläufig und mit vollem Mund, um vom Thema abzulenken. »Russen und Deutsche.«
    »Deutsche?« Seine Großmutter, die ein weiteres Glas mit Tee einschenkte, sah erstaunt auf. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe gestern zufällig draußen auf dem Sportplatz in Vanavara eine Frau getroffen, die an der Expedition teilnimmt. Versehentlich hat sie die unerfreuliche Bekanntschaft mit Ajacis Temperament gemacht. Wegen ihm ist sie ausgerutscht und in den Dreck gefallen.«
    »Du warst in Vanavara?« Die alte Frau sah ihn erschrocken an.
    »Nur kurz. Auf dem Weg zu Taichin hab ich beobachtet, wie die Helikopter landeten – das hat mich neugierig gemacht.«
    »Hat dich jemand gesehen?« Ihr ängstlicher Blick streifte ihn nur.
    »Nein, außer ein paar Kindern und dieser Frau war niemand auf der Straße. Sie ist eine Deutsche. Ich habe mich sogar kurz mit ihr unterhalten.«
    »Du hast Deutsch gesprochen?« Leonids Großmutter machte ein entsetztes Gesicht.
    »Warum nicht? Du hast es mir schließlich beigebracht. Ich kann mich noch an alles erinnern.« Sein Blick verriet einen gewissen Stolz über das Erlernte. »Guten Tag, gute Nacht, auf Wiedersehen, wie geht es dir … und … ich liebe dich.« Er grinste breit.
    Der ansonsten gütige Gesichtsausdruck der alten Frau verfinsterte sich merklich. »Ich habe es dir beigebracht, weil es das Erbe deines Urgroßvaters ist. Ich wollte nie, dass du jemandem davon erzählst. Erst recht nicht irgendwelchen Fremden.«
    »Ich habe vom Eintreffen der Expedition gehört«, bemerkte der Großvater mit zusammengekniffenen Lidern. Er hatte sich ebenfalls ein Glas Tee genommen und setzte sich nun wieder zu seinem Enkel auf das Sofa.
    |69| »Bei drei riesigen Helikoptern, kein Wunder«, scherzte Leonid mit einem Augenzwinkern. »Sie waren so laut wie ein herannahender Orkan, als sie über die Stadt geflogen sind.«
    »Ich hatte eine Einladung«, fuhr der Alte ungerührt fort. »Als Stammesältester sollte ich an der Begrüßungsveranstaltung teilnehmen. Uljanowitsch wollte es so. Aber ich habe abgesagt.« Der Blick des Alten war nicht zu deuten.
    »Warum?« Seine Frau sah ihn erstaunt an.
    »Bashtiri hat bei der Sache seine Finger im Spiel, und ihr wisst, was das zu bedeuten hat. Ich will ihn hier nicht haben. Nicht nur wegen Leonid. Ich habe gehört, er will das Land oben am Chekosee aufreißen und sich die feinsten Stücke für sein neues Gas-Imperium unter den Nagel reißen. Er wird die gesamte Gegend zerstören, so wie sie schon einmal zerstört wurde, und auch diesmal werden die Geister den Menschen nicht wohlgesinnt sein. Wenn wir ihn nicht aufhalten, wird es zu einer weiteren Katastrophe kommen.«
    »Bashtiri?« Die Augen der alten Frau waren voller Sorge. »Heilige Mutter, ausgerechnet Bashtiri.« Wieder lenkte sie ihren vorwurfsvollen Blick auf ihren Enkel. »Und du rennst auch noch durch die Stadt! Was wäre, wenn du ihm und seinen Leuten direkt in die Arme läufst?«
    »Erstens rechnet er nicht mehr mit mir, und zweitens würde ich ihn dorthin schicken, wo seinesgleichen hingehört!« Leonid grinste boshaft. »Geradewegs in die Unterwelt!«
    Der Großvater sah Leonid von der Seite an. Seine Miene blieb undurchsichtig
    »Denkst du, ich kann dich hinauf an den See schicken, damit du dich dort einmal umsiehst und mir sagen kannst, was Bashtiri und seine Schergen dort oben treiben. Ohne dass er dich sieht oder du ihn gleich massakrierst – wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Leonid? Bist du verrückt geworden?« Der entsetzte Blick der alten Frau wanderte zwischen ihrem Mann und dem erstaunt dreinschauenden Enkelsohn hin und her. »Als ob es niemanden anderen gäbe. Das fehlte noch, dass dieser Hund auf ihn aufmerksam wird. Der Kerl geht mit dem russischen Präsidenten zur Jagd. Und wie du nur zu gut weißt, sagt man ihm Verbindungen zu Geheimdienstkreisen nach. Wenn sie erfahren, dass Leonid noch am Leben ist, werden sie ihn an |70| die Wand stellen! Als Vaterlandsverräter und was weiß ich sonst noch.«
    »Dedka hat recht mit dem, was er sagt«, widersprach

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