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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Büschen und Bäumen, erschien er ihr im Sonnenlicht wie ein glitzernder stahlblauer Diamant. Kaum vorstellbar, dass es ausgerechnet hier zu einer solchen Katastrophe gekommen sein sollte. Bisher gab es unzählige Theorien zur Ursache dieses außergewöhnlichen Phänomens.
    Ob ihre neuerlichen Untersuchungen tatsächlich zur Aufklärung des Rätsels führen konnten, blieb abzuwarten.
    Vitaly lächelte hilfsbereit, bevor er ihr das Geschirr anlegte, an dem die Sauerstoffflasche befestigt war.
    »Du kennst dich aus?« Seine Frage war eher rhetorisch gemeint, weil sie ihm bereits gestern hinreichend versichert hatte, dass sie auf jahrelange Taucherfahrung in sämtlichen Weltmeeren und zahlreichen Alpenseen zurückblicken konnte.
    »Außer einem Riesenwels, der es auf zierliche Taucherinnen abgesehen hat, lauern hier keine Gefahren«, scherzte er und lachte, als sie eine entsetzte Miene aufsetzte. Dabei kam eine seitliche Zahnlücke zum Vorschein, die ihn zusammen mit seinen ungestümen braunen Locken und dem struppigen Bart eher wie einen Piraten aussehen ließ und nicht wie einen ernst zu nehmenden Wissenschaftler.
    Sven war gleichfalls in seinen schützenden Neoprenanzug geschlüpft. Mit einiger Vorsicht schloss er den Reißverschluss über seiner behaarten Brust. Dann zupfte er hier und da, bis alles an seiner richtigen Stelle saß. Selbst in einem Taucheranzug stolzierte er wie ein Dandy umher, der sein Äußeres niemals dem Zufall überließ.
    »Ich werde schon dafür sorge, dass dir kein Riesenfisch in die Zehe beißt«, bemerkte er und grinste Viktoria selbstgefällig an.
    Bevor sie zu viert das kleine motorisierte Schlauchboot bestiegen, warf Viktoria noch einen Blick zurück zum Ufer. Bashtiri hatte sich den ganzen Morgen noch nicht blicken lassen. Vielleicht lag es am Champagner, den er gleich kistenweise getrunken hatte – mit etlichen Gläsern Wodka, eine noble und doch unselige Mischung, die ihm gewiss einen hartnäckigen Kater beschert hatte. Wahrscheinlich ließ er sich just in diesem Moment von seinen Schönen die Schläfen massieren. Seine Schergen waren dagegen schon früh auf den Beinen gewesen.
    |73| Attilo, der blonde Riese, der sie gestern in Vanavara an den Tisch seines Chefs gebeten hatte, war der vierte Taucher im Bunde. Bashtiri bestand darauf, dass sämtliche Aktivitäten – auch die unter Wasser – mit einer Kamera digital aufgezeichnet wurden.
    Olguth drückte Viktoria im Vorbeigehen einen engmaschigen Netzbeutel in die Hand, den sie an ihrem Bleigürtel einhaken konnte.
    Mit ein paar letzten Handgriffen überprüfte sie den Sitz ihrer Stirnlampe. Ab drei Meter Tiefe würde die Sicht extrem schwinden, hatte Vitaly ihr erklärt. Stufenweise wollte man bis in zehn Meter Tiefe vordringen, um im dortigen Sediment nach kleineren Gesteinsbrocken und abgestorbenen Pflanzen zu forschen, an denen man Hinweise zu finden hoffte, die endgültig den Niedergang eines Meteors beweisen würden. Schon zu früheren Zeiten hatte man in der Umgebung des Sees Millionen von glasähnlichen Kügelchen gefunden, die – kleiner als Schrotkugeln – metallisch schimmerten. Dazu hatte man Kupfer, Kobalt, Nickel sowie Spuren von Germanium entdeckt, was nicht minder einen Hinweis auf einen künstlichen Ursprung von eventuell nachrichtentechnischem Gerät gab, wie es auch in Flugzeugen früherer Entwicklungsphasen zu finden war. Iridium, welches man typischerweise bei anderen Impact-Ereignissen gefunden hatte, war hingegen kaum nachzuweisen gewesen. Erst gestern Abend hatte sich Sven Theisen zum wiederholten Male bestätigt gefühlt, als einer der russischen Kollegen leicht wodkageschwängert die Theorie eines niedergegangenen außerirdischen Raumschiffes zum Besten gegeben hatte.
    In rasanter Fahrt schoss das kleine Motorboot über den See. Die Heckwellen schlugen hoch, als Vitaly mit einer eleganten Drehung nicht weit von der Stelle stoppte, wo der Kimchu einen natürlichen Abfluss bildete.
    Ein letztes Mal überprüfte ein jeder seine Ausrüstung, bevor sich die Taucher einer nach dem anderen rückwärts in den zehn Grad kalten See fallen ließen. Viktoria folgte den drei Männern mit einer seltenen Mischung aus Freude und Aufregung, aber auch mit einer ungewissen Furcht, die sie in dieser Form bisher noch nie verspürt hatte. Zügig glitt sie in das dunkle Wasser und folgte ihren Vorgängern in die unwägbare Tiefe.
Was soll schon geschehen?
, beruhigte sie sich. Der See war zu klein, um sich darin zu verirren,

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