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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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wurden heftiger und kamen in kürzeren Abständen. Sie rief erneut bei ihm im Büro an. »Er ist unterwegs«, wurde ihr gesagt. »Aber ich kann ihn ausfindig machen für Sie. Handelt es sich um einen Notfall?«
    War es ein Notfall? Eigentlich nicht. Frauen bekamen ihre Kinder in allen möglichen Situationen. Sicherlich würde sie die Fahrt ins Krankenhaus auch ohne ihn schaffen. Außerdem würde er dann nicht erst nach Hause und von dort zum Krankenhaus fahren müssen.
    Sie wollte nur so gern mit ihm reden. Seine Stimme zu hören hätte ihr Mut gemacht. Doch statt dessen mußte sie sich nun damit zufriedengeben, ihm die Nachricht zu hinterlassen, er solle so schnell wie möglich ins Krankenhaus kommen.
    Sie dachte sich, daß dies nicht die Situation war, um tapfer zu sein und selber zu fahren, aber sie konnte keinen ihrer Freunde oder jemand aus ihrer Familie erreichen. Also rief sie die Ambulanz. »Ich habe Wehen und muß schnell ins Krankenhaus.«
    Innerhalb von Minuten traf die Ambulanz ein. Der Notarzt checkte sie kurz durch. »Sonderbarer Blutdruck«, sagte er, als er ihr die Manschette vom Oberarm löste. »Wann etwa haben die Wehen eingesetzt?«
    Â»Vor einigen Stunden.«
    Die Schmerzen waren nun stark. Die Atem- und Konzentrationsübungen der vorbereitenden Kurse waren weniger wirkungsvoll, wenn man sie allein machte. Sie versuchte es, doch es milderte die Schmerzen nicht.
    Â»Wie weit ist es noch?« fragte sie keuchend.
    Â»Wir sind gleich da. Halten Sie durch. Sie haben es gleich geschafft.«

    Doch es sollte anders kommen. Und sie wußte, daß etwas nicht stimmte, als sie das Stirnrunzeln des Arztes nach der Beckenuntersuchung sah. »Das Baby ist in der Steißlage.«
    Â»O Gott«, wimmerte sie.
    Â»Kein Grund zur Aufregung. Das kommt öfter vor. Wir werden versuchen, es zu drehen. Wenn das nicht funktioniert, holen wir es mit Kaiserschnitt.«
    Â»Ich habe die Nummer angerufen, die Sie mir gegeben haben«, sagte die Hebamme, die Amandas Panik spürte. »Er ist unterwegs.«
    Â»Gott sei Dank«, seufzte Amanda und entspannte sich etwas. Nicht mehr lange, und er würde hier sein. »Gott sei Dank.«
    Â»Er ist Ihr Geburtshelfer?«
    Â»Er ist mein ein und alles.«
    Die Schwester drückte ihre Hand und begleitete sie plaudernd durch den nächsten dunklen Tunnel des Schmerzes, während der Arzt versuchte, das Baby in die richtige Position zu drehen. Dabei wurde ständig der Herzschlag kontrolliert. Die Schwester maß in immer kürzeren Abständen ihren Blutdruck.
    Schließlich sagte der Arzt: »Kaiserschnitt vorbereiten.«
    Die nächsten Minuten verstrichen in einem verschwommenen Kaleidoskop von Licht, Geräuschen und Bewegung. Sie wurde in einen Kreißsaal geschoben.
    Wo blieb er denn nur? Sie rief mit leiser Stimme nach ihm, biß die Zähne zusammen bei einem Versuch, die Schmerzen zu besiegen, die wie ein Messer in ihren Bauch stachen.
    Dann hörte sie, wie eine Schwester zur anderen sagte: »Auf der Autobahn hat es eine schreckliche Massenkarambolage gegeben.«
    Â»Ich weiß. Bin gerade hergekommen. Das ist ein Irrsinn da draußen. Etliche Tote, die meisten mit Kopfverletzungen.
Es sind einige Teams wegen Organ- und Gewebespenden unten und reden mit Angehörigen, sobald die eintreffen.«
    Amanda spürte, wie ihr eine Nadel in die Hand gestochen wurde. Ihr Bauch wurde mit einer kalten Paste eingestrichen; ihre Beine mit sterilen blauen Laken bedeckt.
    Ein Massenunfall auf der Autobahn Richtung Krankenhaus?
    Das war doch auch sein Weg...
    Er hatte es sicher eilig gehabt, hierherzukommen, ehe sie das Baby zur Welt gebracht hatte.
    Zu schnell gefahren.
    Risiken eingehend, die er normalerweise nicht eingehen würde.
    Â»Nein!« Sie stöhnte auf.
    Â»Halten Sie durch. Noch ein paar Minuten und Sie haben Ihr Baby im Arm.« Es war eine freundliche Stimme. Aber nicht seine. Nicht die, nach der sie sich so sehr sehnte.
    Und plötzlich wußte sie, daß sie seine Stimme nie mehr hören würde. In einem Moment grausam scharfer Klarheit wußte sie, unbegreiflich, aber nicht abstreitbar, daß sie ihn nie mehr wiedersehen würde.
    Am Morgen, als ihre Augen gebrannt hatten vor unvergossenen Tränen, hatte sie eine Vorahnung gehabt, daß ihr Abschiedskuß auch ihr letzter Kuß sein würde. Irgendwie hatte sie gewußt, daß sie ihn nie

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