Scharade
ihr turbulentes Verhältnis zu Melia King.
»Sie hat am Ende sogar zugegeben, meine Medikamente weggeworfen zu haben, aber ich traue ihr die Sache mit dem Studioleuchter nicht zu. Sie wurde wieder eingestellt, kurz nachdem ich sie gefeuert hatte. Ich sehe sie jeden Tag. Wir wechseln so gut wie nie ein Wort. Wir können uns zwar nicht ausstehen, aber ich bin mir sicher, daà ihre Abneigung mir gegenüber nichts mit meiner Transplantation zu tun hat.«
»HäÃliche Braut?«
»Wie bitte?«
»Wie sieht sie aus? Könnte ja sein, daà sie grün vor Neid ist.«
Cat antwortete mit einem kurzen Kopfschütteln. »Sie sieht bildhübsch aus und kann sich die Männer aussuchen.«
»Aber vielleicht schmeckt ihr die Konkurrenz nicht.«
Seine Miene war fast ein anzügliches Grinsen. Cat warf ihm einen strafenden Blick aus ihren stahlblauen Augen zu. Er räusperte sich und rutschte auf seinem Stuhl herum. SchlieÃlich griff er zum Nachruf. »Das ist irgendwie nicht besonders... gewählt geschrieben.«
»Das ist mir auch aufgefallen. Es liest sich nicht wie in den Zeitungen.«
»Und die Todesursache fehlt auch.«
»Weil mich das ja warnen würde. Ich wüÃte dann, was mich erwartet.«
»Und niemand ist auf Sie zugekommen, hat Sie bedroht oder sich in der Nähe Ihres Hauses rumgetrieben?«
»Bis jetzt noch nicht.«
Hunsaker grunzte, bià sich auf die Unterlippe und schnaufte. Um mehr Zeit zu gewinnen, las er sich ein weiteres Mal die Zeitungsausschnitte durch. Ehe er das Wort ergriff, räusperte er sich wichtigtuerisch. »Die kommen ja aus allen Ecken des Landes. Der Mistkerl ist weit rumgereist.«
»Was ihn meiner Ansicht nach noch bedrohlicher macht«,
sagte Cat. »Er ist offensichtlich besessen vom Schicksal dieser Transplantationspatienten. Ob er nun für den Tod dieser Menschen verantwortlich ist oder nicht â er hat jedesmal viel Mühe auf sich genommen, sie ausfindig zu machen.«
»Glauben Sie wirklich, daà er hinter diesen sogenannten Unfällen steckt?« Hunsakers Ton verriet, daà er nicht sonderlich viel von Theorie hielt.
Cat war sich nicht sicher, also vermied sie eine direkte Antwort auf seine Frage. »Mein Gefühl sagt mir, es hat eine Bedeutung, daà diese Personen am Jahrestag ihrer Operation ums Leben kamen, ein Datum, an dem sich auch meine Transplantation jährt. Das kann kein Zufall sein.«
Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe. »Haben Sie jemals die Familie Ihres Spenders kennengelernt?«
»Glauben Sie, daà es da eine Verbindung gibt?«
»Gut möglich. Was wissen Sie über Ihren Spender?«
»Nichts. Bis vor kurzem wollte ich auch gar nichts wissen. Aber gestern habe ich Kontakt zu der Organbank aufgenommen, von der mein Herz stammt, und mich erkundigt, ob die Familie des Spenders eventuell nach mir gefragt hat. Sie überprüfen die Aufzeichnungen der Agentur, die das Herz aufgetrieben hat, und es wird noch einige Tage dauern, ehe ich eine Antwort darauf habe. Wenn niemand versucht hat, meine Identität herauszufinden, wissen wir, daà diese Spur ins Leere führt.«
»Wieso das?«
»Geschäftspolitik. Die Identität von Spendern und Empfängern wird streng vertraulich behandelt, es sei denn, beide Parteien erkundigen sich nach den anderen. Erst dann geben die Agenturen Informationen heraus. Es liegt an jedem einzelnen, ob man einen solchen Antrag stellt oder nicht.«
»Und das ist der einzige Weg, wie man herausfinden kann, ob jemand ein bestimmtes Herz bekommen hat?«
»Es sei denn, man dringt in den Zentralcomputer in Virginia ein und besorgt sich die UNOS-Kennziffer.«
»Was ist das?«
Sie erklärte ihm, was Dean ihr kürzlich erklärt hatte. »UNOS ist die Abkürzung für United Network of Organ Sharing. Jeder Organ- oder Gewebespender erhält hier eine Kennziffer, die Jahr, Monat und Tag der Entnahme und Annahme bei einer Organbank enthält. Es ist eine Art Identitätskode, um den Schwarzmarkt für Organe auszuschalten.«
Er rieb sich das Gesicht. »Meine Güte. Da würde er aber gerissen sein müssen.«
»Genau das versuche ich Ihnen ja schon die ganze Zeit klarzumachen.«
Je mehr Ãberlegungen sie anstellten, desto mehr wuchs ihre Sorge. »Womit wir wieder am Anfang wären, Lieutenant. Was werden Sie unternehmen, um ihn zu finden, ehe er
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