Scharade

gehört, wandte sich Kismet direkt an Cat. »Etwa ein Jahr nach Sparkys Unfall ging ich ins Hospital, wo er gestorben war. Man sagte mir, ich solle die Organ-Dings anrufen.«
    Â»Die Organbank?«
    Â»Ja, so was. Sie haben mir die Telefonnummer aufgeschrieben.«
    Zyk machte einen drohenden Schritt auf sie zu. »Wirst du jetzt endlich die Klappe halten? Du mußt denen nichts erzählen. Und wann bist du überhaupt hin ins Hospital, hä?«
    Sie ignorierte ihn weiterhin. »Ich habe dann bei der Nummer angerufen. Die Frau, die sich meldete, war sehr nett, aber weil ich nicht mit Sparky verwandt bin, konnte sie mir keine Auskunft geben. Ich habe sie angefleht. Ich wollte wissen, ob –«
    Â»Halt den Mund, hab ich gesagt!« Zyk schlug blitzschnell zu und traf sie am Kopf.
    Jeder Versuch, Alex aufhalten zu wollen, wäre zwecklos gewesen. Er ging auf Zyk los, packte ihn mit beiden Händen am Hals und rammte ihn gegen die Hauswand.
    Â»Wenn du sie noch einmal anrührst, landest du im Knast, du Arschloch.« Sein Ton war ruhig, aber stahlhart. »Aber vorher kriegst du noch die Abreibung, auf die du es anlegst. Ich reiß dir dein verdammtes Auge raus. Und wenn ich mit dir fertig bin, bist du wirklich blind und blöde. Du wirst darum betteln, daß sie dich lange, lange einbuchten, damit ich dich nicht noch mal zwischen die Finger kriege.«
    Â»Verzieh dich, du Wichser«, grunzte Zyk. Ihm war anzusehen, daß er Schmerzen hatte. Alex hatte ihm das Knie zwischen die Beine gestoßen. »Ich tu ihr schon nix.«
    Cat schaute zu Michael. Der Junge stand da und krallte
sich an den Rockzipfel seiner Mutter, das Gesicht an sie gepreßt. »Alex, das Kind.«
    Die Worte zeigten sofort Wirkung. Alex ließ Zyklop los. Er trat zurück, bis er wieder neben Cat stand, blieb aber zum Sprung bereit.
    Kismet hatte sich die ganze Zeit nicht vom Fleck gerührt. Cat vermutete, daß solche Gewaltausbrüche sie nicht mehr erschrecken konnten, weil sie sie zu oft am eigenen Leib hatte erfahren müssen. »Kismet«, sagte sie, »wissen Sie, wer Sparkys Herz bekommen hat? Haben Sie irgendeine Information?«
    Sie schüttelte den Kopf, schaute zu Zyk, dann zu Boden.
    Cat wollte nachhaken, ließ es dann aber, um Zyk nicht noch wütender zu machen, weil er es sonst nur an Kismet und dem Jungen auslassen würde. Statt dessen wandte sie sich zu ihm um und fragte, ohne ihre Verachtung zu verbergen: »Wird den beiden auch nichts geschehen?«
    Â»Warum sollte es?«
    Â»Weil Sie sie schon öfter krankenhausreif geprügelt haben«, sagte sie voller Verachtung. »Sie sind armselig, wissen Sie das? Sie sind nichts weiter als ein stinkender Schlägertyp, der Frau und Kind verprügelt, um seine Männlichkeit zu beweisen.«
    Â»Cat.« Diesmal war es Alex, der sie leise, aber vernehmlich warnte.
    Zyk ballte die Fäuste. »Wir wissen nichts über Ihr Herz oder Sparkys Herz oder irgendwelche gottverdammten Briefe«, knurrte er. »Und wir wissen auch ganz bestimmt nichts über irgendwelche Morde. Also sehen Sie zu, daß Sie sich verziehen, und zwar ein bißchen schnell, ehe ich noch richtig stinkig werde.«
    Alex ergriff ihren Arm. »Komm, wir fahren.«
    Sie ließ sich zum Auto führen. Alex wollte, daß sie möglichst schnell losfuhren.

    Â»Ich fasse es einfach nicht«, sagte Cat. »Die ganze Zeit sind die beiden in meiner Akte gewesen. Zyklop und Kismet. Wie hast du sie gefunden?«
    Â»Onkel Dixies Unterlagen. Murphy hat ein langes Sündenregister, gleich bei mehreren Dienststellen. Und die Jungs vom SAPD hatten seine derzeitige Adresse.«
    Â»Als Michael aus dem Haus kam...« Sie verstummte kurz. »Er ist so lieb und wehrlos. Ich ertrage den Gedanken einfach nicht, daß er bei diesem brutalen Mistkerl lebt.«
    Â»Und die Frau?«
    Â»Ich glaube, daß sie ihren Sohn sehr liebt. Aber sie hat Angst vor Zyklop.«
    Â»Als er sie schlug –«
    Â»Ich wünschte, du hättest ihn zu Brei gehauen.«
    Er warf ihr einen erstaunten Blick zu. »Und das von dir, die mir vorgeworfen hat, ich würde erst zuschlagen und dann Fragen stellen? Was denn nun? Entscheide dich.«
    Â»Fang nicht wieder damit an, Alex. Mir reicht es für heute. Ich will mich nicht auch noch mit dir streiten.«
    Â»Dann mußt du wirklich erledigt sein. Ist mir ganz neu, daß du so schnell