Scharade
dem Zeitungsausschnitt noch immer zu Hause auf. Eigentlich hatte sie es als üblen Scherz abtun und den Brief wegwerfen wollen, doch irgend etwas hatte sie gehindert, dies zu tun.
Sie hatte noch keine Schlüsse daraus gezogen. Und so war es sicherlich nicht ratsam, Bill davon zu erzählen. Er würde sie ohne Zweifel für paranoid halten.
»Alles in Butter«, sagte sie mit falschem Lächeln und wechselte das Thema. »Habe ich Ihnen eigentlich schon von unserem neuesten Erfolg erzählt? Chantal. Erinnern Sie sich?«
»Das kleine Mädchen, das eine neue Niere brauchte?«
»Genau die. Ihre Adoptiveltern haben grünes Licht für eine Operation gegeben. Gestern konnte ein Spender gefunden werden. Letzte Nacht wurde sie operiert. So weit, so gut.«
»GroÃartige Nachricht, Cat. Ich finde, damit lieÃe sich doch prächtig PR machen.«
»Finde ich auch. Ich habe bereits Jeff gebeten, eine Meldung
für die Presse aufzusetzen und rauszuschicken. Ron Truitt kriegtâs als erster. Wenn er darüber nichts bringt in seinem Blatt, dann können wir ihn zu Recht der einseitigen negativen Berichterstattung bezichtigen.«
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte sie leicht. »Und wegen der anderen Sache â Schwamm drüber, okay? Das sind doch Lappalien, verglichen mit der exzellenten Arbeit, die Sie leisten. Machen Sie weiter so und überlassen Sie den täglichen Kleinkram der Firmenleitung ruhig mir.«
»Ich werd versuchen, es mir hinter die Ohren zu schreiben. Ich fürchte nur, wenn mein Temperament mit mir durchgeht, läÃt mich mein Gedächtnis im Stich.«
Er lachte und brachte sie zur Tür. »Sie haben ja recht gehabt. Ich willâs auch wieder gutmachen. Nancy plant eine Dinnerparty. Sie möchte Sie gern mit einigen Honoratioren und Prominenten bekannt machen, die interessant sein könnten bezüglich der Spendenaktion, von der wir neulich gesprochen haben. Wie siehtâs aus am nächsten Samstag?«
»Wundervoll. Darf ich meinen eigenen Prominenten mitbringen?«
»Aber sicher. Wen?«
»Alex Pierce.«
»Den Schriftsteller?«
»Sie kennen ihn?«
»Wer nicht? SchlieÃlich wird er als der nächste Krimi-King gepriesen. Hab allerdings nicht gewuÃt, daà er in San Antonio zu Hause ist.«
»Ich habe den Eindruck, daà er nirgends so richtig zu Hause ist. Er arbeitet hier an seinem nächsten Buch.«
»Sie müssen ihn unbedingt mitbringen. Nancy wird begeistert sein.«
Kapitel 20
»Du kommst also mit?«
»Was soll ich anziehen?«
»Wie wärâs für den Anfang mit Socken und Schuhen?«
Alexâ tiefes Lachen am anderen Ende der Leitung kitzelte an Cats Ohr und verursachte ihr eine Gänsehaut auf den Armen. Das ist doch albern, dachte sie im stillen. Sie benahm sich ja wie ein verknalltes Schulmädchen.
Er spukte ihr ständig im Kopf herum. Gedanken an ihn überfielen sie bei der Arbeit, und sie wurde schon zappelig beim Klang seiner Stimme. Wie albern!
»Mal schauen, ob ich zwei passende Socken finde«, sagte er.
»Es ist zwar nicht gerade ein offizieller Empfang, aber ich möchte mich nicht mit meinem Begleiter blamieren. Es werden nämlich einige hohe Tiere dasein«, lästerte sie. »Nancy Webster stellt eine Spendenaktion für die Kids auf die Beine, also werde ich nie wieder ein Wort mit dir reden, wenn du irgendeinen Skandal verursachst, der die Kinder Geld kostet.«
»Ich verspreche hiermit hoch und heilig, mich von meiner besten Seite zu zeigen.«
»Na, vielen Dank«, seufzte sie. »Wahrscheinlich wirst du mich bis auf die Knochen blamieren. Oder dich gar nicht blicken lassen.«
»Ich streichâs mir dick auf dem Kalender an.«
»Du vergiÃt doch bestimmt, auf den Kalender zu schauen. Denk dran, so haben wir uns auch kennengelernt.«
»Der beste Patzer meines Lebens.«
Sie errötete und war froh, daà er ihr albernes Lächeln nicht sehen konnte. »Nur um ganz sicherzugehen, rufe ich dich ein paar Stunden vorher an und hole dich ab.«
»Gute Idee.«
»Schreibst du heute nacht noch?«
»Ja, aber in letzter Zeit habe ich mich schlecht konzentrieren können. Rate mal, an wen ich dauernd denken muÃte?«
Wieder verspürte sie eine heiÃe Woge der Freude. Es war schmeichelhaft, daà sie ihn von der Arbeit ablenkte. Seit ihrem
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