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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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springe durchs Zimmer und halte mir den Daumen.«
    Â»Genau. Das nennt man Ursache und Wirkung. Und nach diesem Muster verhalten wir uns alle. Andererseits geschehen Dinge in unserem Leben, die uns einzigartig erscheinen. Sei es durch Zufall oder nicht – unsere Reaktion darauf ist ebenfalls vorprogrammiert.
    Und jeder von uns ist anders programmiert, Geschlecht, Intelligenz, Arm oder Reich, großer Bruder oder kleine Schwester und so weiter. Jeder hat bestimmte Gründe, warum er so oder so reagiert. Das nennt man Motivation. Als Autor muß ich wissen, was einen bestimmten Menschen motiviert, auf bestimmte Weise auf eine bestimmte Situation zu reagieren.«
    Â»Du studierst die Natur des Menschen.«
    Â»In all ihren Formen.«
    Â»Und liegt es in der Natur des Menschen, die Geheimnisse zu begraben?«
    Â»Wie’s ein Hund mit seinem Knochen tut. Nur daß wir sie selten wieder ausbuddeln und drauf rumkauen.«

    Â»Was ist dein Geheimnis, Sigmund?«
    Â»Kann ich nicht sagen. Ist ein Geheimnis.«
    Sie hielt an einer Kreuzung an und sah zu ihm hinüber. »Ich glaube, du hast mehr als nur eines.«
    Er schnappte den Köder nicht. Statt dessen erwiderte er ihren Blick. »Gehen wir heute zusammen ins Bett?«
    Sie überlegte, bis die Ampel umschaltete und der Fahrer hinter ihr hupte. »Ich glaube nicht«, sagte sie und trat aufs Gaspedal.
    Â»Wieso nicht?«
    Â»Weil du zuviel davon gesprochen hast, mich zu studieren. Und jetzt bin ich verlegen. Wäre ich der erste Fernsehstar, mit dem du ins Bett steigst? Die erste Frau mit Herztransplantation? Die erste Rothaarige mit Schuhgröße achtunddreißig? Willst du nur mit mir schlafen, damit du diese Erfahrung in deiner geistigen Enzyklopädie der menschlichen Natur abheften kannst?«
    Er widersprach ihr nicht, und das irritierte sie. Sie wünschte, er hätte sich mit aller Macht dagegen verwahrt. Sie schaute zu ihm hin. Er beobachtete sie, sagte nichts, gab nichts zu erkennen. Sein eisiges Schweigen bestätigte sie in ihrem Entschluß.
    Â»Tut mir leid, Alex. Ich hab keine Lust, mich in deinem nächsten Buch als Aufriß wiederzufinden.«
    Er drehte sich von ihr weg und starrte durch die Windschutzscheibe. Sein Kiefer mahlte ärgerlich, und sie fürchtete, daß er es tat, weil sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Wenigstens besaß er den Anstand, nicht zu lügen, was seine Motive betraf. Trotzdem war sie schrecklich enttäuscht.
    Â»Du läßt mich ja wie einen echten Scheißkerl dastehen«, sagte er.
    Â»Ich denke, daß du auch einer bist.«
    Sein Kopf fuhr herum, doch als er sah, daß sie schmunzelte,
lachte er leise. »Ja, hast recht. Aber manchmal gilt auch für Scheißkerle – im Zweifel für den Angeklagten.«
    Â»Na gut. Kaffee bei mir?«
    Â»Gern. Ich nehm mir dann ein Taxi.«
    Â»Aber nur Kaffee. Mehr nicht.«
    Â»Hör zu, ich bin kein Tier. Ich kann mich zusammennehmen, wenn es sein muß«, scherzte er, doch dann wurde er wieder ernst. »Macht mir wirklich großen Spaß, mit dir zu reden, Cat.«
    Â»Ist das jetzt eine neue Taktik?«
    Â»Nein, im Ernst. Du bist intelligent. Smart. Machst was mit.«
    Â»Hm, hört sich ja wirklich toll an, muß ich schon sagen.« Sie lachte.
    Den Rest der Fahrt über verlief das Gespräch ungezwungen. Sie lachten noch immer über eine Anekdote der heutigen Party, als sie in Cats Straße einbogen.
    Plötzlich bremste sie. »Wer ist das?«
    Am Straßenrand war auf Höhe ihres Hauses ein dunkler Kombi geparkt, nicht sofort zu sehen unter den tief herabhängenden Ästen der großen Eiche in ihrem Vorgarten.
    Â»Du kennst den Wagen nicht?« fragte Alex.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Erwartest du Besuch?«
    Â»Nein.«
    Sie hatte sich eingeredet, die beiden anonym zugesandten Zeitungsausschnitte seien kein Grund zur Beunruhigung, doch sie war sich bewußt, daß es dumm war, sie einfach so abzutun. Manche Fans übertrieben ihre totale Fixierung auf ihr Idol und kamen dann auf reichlich dumme Gedanken.
    Sie hatte schon immer besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen, hatte Türen und Fenster verriegelt, schaute sich auf dem Parkplatz um, bevor sie ein Gebäude verließ, sah auf dem Rücksitz nach, ehe sie in ihr Auto stieg. Sie war nicht
völlig paranoid geworden, aber ein wenig gesunder Menschenverstand und Vorsicht konnten

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