Scharade
ihnen der Alkohol doch die Karriere ruiniert.«
Bei seiner Rückkehr nach Houston begab sich Alex in eine Entziehungsklinik, und als er sich dann daranmachte, die erste Fassung seines Buches zu überarbeiten, schienen die Worte aus seinen Poren zu dringen, zusammen mit dem Gift des Alkohols.
Villella hatte Alexâ vorbehaltlose Loyalität und sein Vertrauen gewonnen. Er war der einzige Mensch, dem sich Alex anvertraute, der einzige, der ihn kritisieren durfte. Es gab nur
sehr wenig, was Villella nicht über ihn wuÃte, und dennoch verurteilte der Agent niemals ihn oder seine Missetaten.
»Entschuldige, Arnie«, sagte Alex. »Ich bin heute abend nicht gerade zum Reden aufgelegt.«
»Wirst du schon noch.«
»Werde noch was ?«
»Mir sagen, weshalb du überraschend hierhergeflogen bist und mich gebeten hast, mir für ein Abendessen mit dir freizunehmen.«
»Ich hoffe, du hattest nichts Wichtiges vor.«
»Doch, das hatte ich, aber ich kann meine Termine immer verschieben, wenn es um meinen wichtigsten Klienten geht.«
»Ich wette, das sagst du all deinen Autoren.«
»Aber sicher doch«, antwortete er grinsend. »Ihr seid doch alle wie nörgelnde Kinder.«
»Von denen ich sicher das schlimmste bin, jede Wette.«
Villella war zu höflich, um zuzustimmen; er hob nur die Hände, um Alex zu bedeuten, daà er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. »Wie gehtâs mit dem Buch voran?«
»Bestens.«
»So schlimm?«
Alex lachte verdrieÃlich. »Ich sage mir immer wieder, daà es nur der erste Entwurf ist.« Er zögerte, dann sagte er mit für ihn ungewohnter Schüchternheit: »Trotz einiger holperiger Stellen glaube ich, daà es gut werden könnte, Arnie.«
»Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daà es groÃartig wird. Das ist dein spannendster und provokativster Plot bisher. Wird ein Bestseller.«
»Wenn ich es nicht vermaÃle.«
»Wirst du nicht. Entspann dich. Hab Spaà damit. Es wird schon kommen.«
»Reden wir über das Buch oder über Sex?« fragte Alex neckend.
»Ich rede vom Buch. Worüber redest du?«
Arnies intuitive Frage lieà das Grinsen auf Alexâ Gesicht erlöschen. Er gab der Kellnerin ein Zeichen nach mehr Kaffee, und als sie ihm nachgeschenkt hatte, umfaÃte er die dampfende Tasse mit beiden Händen.
»Du bist ja das reinste Nervenbündel«, sagte Arnie. »Was ist denn los? Du leidest doch nicht wieder an Depressionen, oder?«
»Nein.«
»Oder wieder diese Aussetzer?«
»Nein. Gott, nein.«
Villella meinte damit diese Stunden â mitunter gar Tage â, die Alex durch alkoholbedingte Blackouts verloren hatte. Wenn er wieder zu sich kam, erinnerte er sich an nichts mehr, was während dieser Zeit passiert war oder was er getan hatte, wo er gewesen war. Es war erschreckend gewesen.
»Das hat nichts mit Trinken zu tun. Ich bin trocken.« Er bemerkte, wie sich sein Agent entspannte, auch wenn er sich dessen gar nicht bewuÃt sein mochte.
»Wenn es also nicht das Buch ist, auch nicht der Alkohol â was dann?«
»Eine Frau.«
Villella blinzelte rasch, und Alex ahnte, weshalb sein Agent so überrascht war. Villella kannte seine Bettgeschichten. Die meisten jedenfalls.
»Diesmal ist es anders«, murmelte er verlegen.
»Ach ja?« Die Laune des Agenten erhellte sich schlagartig. »Diese Lady hat also mehr bei dir angerichtet als nur eine kräftige Aufwallung der Hormone?«
»Ja. Ich meine, nein.«
»Ja, was denn nun?«
»Sie ist kein Dummchen. Sie ist mehr als nur eine Bettgeschichte. Ach, zum Teufel, ich weià auch nicht, was sie ist.«
Villella faltete die Hände auf dem Tisch, bereit, zuzuhören.
Alex zierte sich noch etwas. SchlieÃlich sagte Villella: »Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
»Kein ScheiÃ.«
»Ich kann sehen, daà es dich wirklich getroffen hat. Ich würde dich nicht gerade als einen heiteren, sorglosen Menschen bezeichnen, aber ich spüre eine Verzweiflung, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr an dir erlebt habe. Weist diese Frau dich ab?«
Bilder von Cat schossen ihm durch den Kopf: ein einladendes Lächeln, ein verführerischer Blick, eine ermutigende Reaktion. Sanftheit und Sex. Wild und weich. Dann wieder rauh und verlangend. Eine leichte Berührung von ihm hatte verzückte Seufzer
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