Scharfe Sachen für die Diva
worden sein kann ?«
»Nein.«
»Nun, dann danke ich Ihnen
jedenfalls, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben«, sagte ich.
»Gern geschehen .« Er bedachte mich mit jenem offenen, geraden Blick in die
Augen, der sofort verdächtig wirkt. »Ich wünschte nur, ich hätte Ihnen besser
helfen können, Rick .«
Manny erwartete uns im Vorzimmer.
Seine Augen hinter den dicken Brillengläsern funkelten neugierig.
»Es ist alles okay, Manny «, sagte ich. »Craig hat gestanden .«
»Gestanden?« Manny schluckte hörbar. »Was denn gestanden ?«
»Er wird dir alles erzählen,
bevor die Polizei herkommt«, antwortete ich großzügig. »Auf Wiedersehen, Manny .«
»Warte !« schrie er mir nach, aber ich ging unbeirrt hinaus.
» Seefalke -Unternehmungen«
befand sich im dritten Stock des Bürohauses auf dem Wilshire Boulevard. Der Empfangsraum war weitläufig, und ein paar eindruckvoll
aussehende abstrakte Bilder schmückten die Wände. In der Mitte stand ein
Schreibtisch, dessen Platte mit goldgeprägtem Leder bespannt war. Ein antikes
Silbertelefon sorgte für einen Hauch Nostalgie. Hinter dem Schreibtisch saß in
einem bequem wirkenden Ledersessel ein weiblicher Drachen. Der Sessel war die
einzige Sitzgelegenheit, die ich erspähen konnte, und mich überkam der
Verdacht, daß Besucher hier nicht gern gesehen wurden. Der weibliche Drachen
hatte eisengraue Haare und ein Gesicht, das ihn aussehen ließ, als habe er
gerade einen Kampf über vierzehn Runden mit Muhammad Ali hinter sich.
Vermutlich hätte ein durchdringender Blick von ihm genügt, und der Star aus dem
»Weißen Hai« wäre mit eingezogenem Schwanz weggeschwommen.
»Ja ?« sagte sie kühl.
»Sie werden mir jetzt sicher
erzählen, daß Mr. Darrach niemand ohne vorherige Anmeldung empfängt«, begann
ich hastig, »aber...«
»Sie sind Holman«, fiel sie mir
ins Wort. »Sie würde er nicht einmal empfangen, wenn Sie ihm dafür Geld böten .«
»Ist das wahr ?«
»Er will Sie nicht sehen, weil
er sonst befürchtet, er könnte Sie vielleicht umbringen«, versetzte sie
gleichmütig. »Und so viel Ärger sind Sie ihm nun wieder nicht wert .«
»Vielen Dank«, sagte ich
reserviert.
»Ich bin übrigens Miss Grundy «, stellte sie sich vor. »Er brüllt mich häufig an,
aber dann brülle ich einfach zurück. Auf diese Weise kommen wir ganz gut
miteinander aus. Ab und zu, wenn ihm gerade danach zumute ist, zieht er mich
auch ins Vertrauen. So zum Beispiel über vergangene Nacht, als Sie ihn
niederschlugen, als er nicht aufpaßte. Teresa Klune hat ihm erzählt, was Sie wollten. Das heißt abgesehen von Miss Klune selbst. Aber sie ist besonders leicht zu haben, weil
sie darauf Wert legt, mit jedem Mann ins Bett zu gehen, der ihr über den Weg
läuft. Er hat mir eine Nachricht für Sie hinterlassen .«
»Mit der er mir ein paar
unsittliche Vorschläge macht ?«
»Das auch«, räumte sie ein. »Er
sagte, ich solle Ihnen ausrichten, daß sich Mr. Don Blake augenblicklich in
Europa befindet. Aber das können Sie selber feststellen. Mr. Martin beendet
gerade Atelieraufnahmen für einen Film bei Stellar. Mr. Darrach hat keine Ahnung über den Verbleib von
Miss Karen Morgan, aber er hofft, daß sie inzwischen tot ist. Falls nicht,
meint er, könnten Sie irgendwo in der Gosse nach ihr fahnden. Wenn er Mr. Friar das nächstemal sieht, wird
er ihm von Ihrem Interesse berichten. Er ist überzeugt, daß sich Mr. Friar dann
mit Ihnen in Verbindung setzen wird. Höchstwahrscheinlich mit einem Beil in der
Hand. Ende der Durchsage .«
»Und ich soll verschwinden«,
ergänzte ich. »Aber noch nicht gleich .«
»Ich fühle mich geschmeichelt,
Mr. Holman«, bemerkte sie trocken. »Aber Sie haben schließlich einen Ruf als
Weiberheld. Falls Sie beabsichtigen, mich auf dem Schreibtisch zu vernaschen,
passen Sie bitte auf die Lederplatte auf. Sie ist wertvoll .«
»Ich weiß Bescheid über fast
alle damaligen Gäste an Bord«, erklärte ich. »Mit Darrachs Brosamen brauche ich mich nicht abspeisen zu lassen! Nur Friar fehlt mir noch
in meiner Raupensammlung. Niemand kann ihn leiden, nicht wahr ?«
»Das haben Sie gesagt, Mr.
Holman .«
»Ein widerlicher Kerl,
behaupten alle .«
»Alle Männer sind widerlich«,
versetzte sie gleichmütig. »Ich habe vier davon geheiratet. Also sollte ich es
wissen .«
»Wenn Sie in dieser Beziehung
Expertin sind, können Sie mir vielleicht über Friar Auskunft geben ?«
»Schon möglich«, entgegnete
sie. »Aber das wird Sie etwas kosten
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