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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach Kostenlos Bücher Online Lesen
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nur diejenigen mit hohem Status ein, höchstens zwei abgeschlossene Zimmer bewohnen durften, mussten sich die meisten, Mensch wie Elf, mit einer »Großraum-Wohnung« begnügen, in der die einzelnen Bereiche lediglich durch notdürftig aus allerlei Resten zusammengezimmerten Trennwänden abgegrenzt wurden. Praktisch in aller Öffentlichkeit wurde gelebt, geliebt, geboren und gestorben. Allerdings war es aufgrund des ständigen Geräuschpegels möglich, wenigstens ein Gefühl von Privatsphäre zu bekommen, sobald die Vorhänge zugezogen waren, insofern man solchen Luxus besaß.
    Doch findige Köpfe fanden immer etwas. Bei den Elfen waren es die Gärtner mit den Wucherschlingern, die im Nu ein einfaches Gestell um ein abgestecktes Quadrat blickdicht zuwucherten. Wer sie ausreichend fütterte und an bestimmten Knospentrieben kitzelte, hatte lange Nutzen an ihnen.
    Für Trollnasen war der Geruch, der vorherrschte, kein Problem. Im Gegenteil: Frischluftzufuhr gab es nur wenig, höchstens dank nicht vollständig abgedichteter Schächte und der Tunnel, durch die mancher Wind hereinwehte. Manchmal waren diese Winde heiß, an diesem Tag waren sie kalt.
    Fanfreluche hatte für sich eine ganze Zimmerflucht beansprucht, die innerhalb kürzester Zeit aufgebaut werden musste – mit Mauerwerk! Schließlich hatte eine Vizekönigin entsprechend repräsentabel zu sein und Hof zu halten, so ihre Vorstellung.
    Entsprechend ihrem nur allzu passenden Namen waren die Wände ihres Hofes bis auf den letzten Fleck mit abstruser Kunst, Flitterkram, Rheinkiesel, Katzengold und allem, was glitzerte, bedeckt. Dazu waren überall Vorhänge drapiert, Samtkissen und allerlei Plüschplunder, dessen Sinn und Zweck niemand kannte. Das alles war pompös und an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten – zumindest hatte dies ein von oben Verirrter einst naserümpfend geäußert, woraufhin Fanfreluche ihren berüchtigten Zappzauber einsetzte –, doch den Bewohnern Middlearks gefiel es. Es wirkte sinnlich-wohnlich, nahezu anheimelnd, und Derartiges war in der Tiefe nahezu nirgends zu finden.
    Auch Fanfreluche war ein wandelndes Kitsch-Kunstwerk. Ihre ziemlich große, magere Gouvernantengestalt mit den überlangen Gliedmaßen, Spinnenfingern und sogar Spinnenzehen – sie trug immer offene Sandalen – war übersät mit billigem Talmi, seien es nun glänzende Stoffe mit aufgestickten bunten Perlen und Glassteinen oder Glitzerschmuck in Massen, klingelnden Arm- und Fußreifen und massenweise Ringen. Dass sie unter alldem nicht zusammenbrach, mochte ein Wunder sein. Ihr glattes kupferrotes Haar trug sie aufgetürmt und in einem Dutt verschnürt, der mit Essstäbchen, Kämmen und Spangen dekoriert war.
    Auf dem hageren Gesicht mit den großen dunklen Augen war großzügig Make-up aufgelegt, das sie aber kaum weniger verbiestert aussehen ließ. Sie hatte nun einmal nie gute Laune. Bethlana musste sie ihr heimlich weggenommen haben, um sie ihrer eigenen Sammlung an Moodys hinzuzufügen.
    »Ach, es ist ein Jammertal!«, drang die hohe, dünne Stimme der Vizekönigin an Adelaides in dieser Hinsicht empfindsame Trollohren, die eher tiefe Töne bevorzugte. »Wo soll das alles enden?«
    Das konnte ja heiter werden. Nun lamentierte sie schon außerhalb des Klagezimmers! Da gingen am Ende noch die Greiner ein, weil sie sich in ihrem Kummer selbst aufaßen.
    Ohne anzuklopfen oder Anmeldung durch einen der beiden Wächter – Horneber mit prächtigen Kopfschilden – betrat Adelaide die »Prunkhalle«. Sie war eine von zwei Personen, die das durften. Fanfreluche stelzte vor ihrem schmalen, sehr hohen Thron auf und ab. Daneben stand, geduldig und bleich wie immer, Sweeney Todd. Der berüchtigte Barbier der Fleet Street, der schon seit über hundert Jahren davon träumte, wieder »nach oben« zurückzukehren und einen »Singenden Friseursalon« zu eröffnen. Ein singender Kehlenaufschlitzer, das wäre was, fand Adelaide. Die Menschen würden mit einem fröhlichen Refrain auf den Lippen sterben. Sie selbst hielt die Idee für gut, aber Fanfreluche weigerte sich, Todd das benötigte Darlehen zu gewähren. Lauter tote Menschen, so Fanfreluche, mochten in der Oberwelt nur Scherereien bringen, die sich bis nach Middleark auswirkten. Womit die Vizekönigin vielleicht nicht ganz unrecht hatte. Aber auch nachdem Sweeney versprach, nur an jedem siebten Samstag ein kleines Opfer zu erwählen, eines, das nicht auffallen und das niemand vermissen würde, lehnte die Fee ab.
    »Ich

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