Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
des Beraters nur an. »Das wäre möglich?«, fragte sie nach einer Weile.
Goru wies um sich. »Euer Schloss besitzt keinen Graben, geschweige denn irgendwelche Schutzwehren, Mauern oder Schanzen. Am Tor habt Ihr zwei schläfrige Wachen stehen, und Eure Palastgarde zählt insgesamt … wie viele Mann?«
»Nun, äh … Harmbickel?«
»Ich glaube, acht.«
»Das ist alles, was Ihr zur Verteidigung aufbietet!«, setzte Goru mit Leichenbittermiene fort. »Ihr besitzt kein Heer und auch sonst nichts, um Llundain zu verteidigen.«
Bethlana nestelte nervös an den Rüschen ihres Ärmels. »Ich habe solche Dinge nie gebraucht. Ich bin eine gute Fee des Friedens …«
»Eben deshalb«, sagte Harmbickel rasch, bevor Goru fortfahren konnte, »müssen wir etwas unternehmen, und zwar sofort, Majestät. Wir brauchen Krieger, wir brauchen Schutzmauern, magische Verteidigungswälle … all das. Königin Bandorchu dürfte Llundain wegen seiner guten strategischen Lage zu schätzen wissen.«
»Mein Reich ist klein und abgelegen und … und …«, klammerte die Königin sich hartnäckig an etwas, das nicht mehr existierte. Doch nicht alle Wünsche waren erfüllbar.
»Gebt uns die Erlaubnis, sofort etwas zu unternehmen«, verlangte Goru. »Wir brauchen Eure Unterschrift auf den erforderlichen Papieren. Jeder Augenblick zählt.«
Damit war die Königin endgültig überfordert. Hilfe suchend sah sie sich um und entdeckte in der Nähe, unübersehbar, endlich ihre Vertraute und beste Freundin. »Adelaide!« Sie wedelte hektisch mit den Armen. »Komm zu mir, bitte, ich brauche dich!«
Die Berater zogen indignierte Mienen, als der Boden unter den schweren Tritten der Herannahenden leicht bebte. Adelaide war ein Prachtexemplar ihrer Art, ein wenig wie moosbewachsener Stein und von großer und kräftiger Statur.
»Mylady«, dröhnte die Stadttrollin so laut, dass sich einige die Ohren zuhalten mussten. »Ihr habt mich gerufen.«
»Hast du alles mitgehört?«
»Klar. War ja keine Flüsterrunde.«
Adelaide musterte die Berater, die sich leicht duckten, mit scharfen Blicken. »Wird Euch nich’ gefallen, was ich dazu zu sagen hab, Mylady.«
»Oh …« Bethlanas rosiges Puppengesicht wurde bleich. »Dann bist du also auch gegen … gegen …«
»Euch? Nich’ die Spur, Ma’am. Und die annern hier sin’s auch nich’, auch wennse tranfunzelige Männer sin’.«
»Erlaube mal!«, quakte der Froschelf empört, doch die Trollin winkte mit einem Windstoß ab.
»Sagen wir mal so, Mylady, in Middleark steht’s echt nich’ zum Besten«, fuhr Adelaide fort. »Nach allem, was mit mei’m Sohn Pocky passiert is’ und so, und die Stimmung is’ allgemein ziemlich schlecht. Ich hab auch das Gefühl, als verschwömmen die Grenzen immer mehr, und die Sterblichen oben merken’s auch. In Middleark selbst breiten sich immer mehr Gangs aus, üble Typen, wie die Unseelie beispielsweise … Es heißt, die gehör’n zum Host … Wenn das wahr is’, na dann guten Tag! Dann isses zu Eurem Schloss nich’ mehr weit. Wir woll’n Euch ja nur schützen und dieses wundervolle Reich, was?«
Die Berater entspannten sich und wirkten erleichtert.
Adelaide lachte dröhnend. »Ja, das hättet ihr nich’ geglaubt, was? ’ne Trollin, die denken kann. Aber vergesst nich’, mein Vater war einer der zweiundvierzich Steinweisen!«
Königin Bethlana zog ein Schnupftüchlein und betupfte damit die zarte Haut über der Oberlippe. »Also, dann hat uns der Niedergang eingeholt«, stellte sie resigniert fest. Einige Launen lösten sich aus ihrer kunstvollen Frisur und flatterten über ihrer umwölkten Stirn. »Ich hatte so sehr gehofft, es möge nie dazu kommen.« Sie hob die weiten Falten ihres Kleides an. »Seht her, speziell dafür habe ich dies anfertigen lassen, um das Volk dort draußen die Angst vergessen zu lassen! Llundain sollte unangreifbar sein …«
Sämtliche Berater, selbst der düstere Goru, verneigten sich ergriffen vor ihr. »Wir werden Euch schützen, Mylady, das schwören wir bei unserem Leben!«, versprachen sie pathetisch im Chor und schritten eilig von dannen, um die nötigen Papiere vorzubereiten.
Bethlana wandte sich Adelaide zu. »Und du wirst mich jetzt auch verlassen, nicht wahr?«, fragte sie kummervoll.
»Ich muss, Mylady«, bestätigte die Trollin. »In Middleark geht’s wahrscheinlich drunter und drüber. Da muss ich zusehen, dass Fanfreluche keinen Unsinn macht. Irgendwer hat dort Ordnung zu halten, un’ ich hab auch die
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