Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
verständlich, denn er ist inzwischen Vater eines Sohnes, wohingegen mir das Glück der Nachkommenschaft verwehrt wird.«
»Lass uns das vor Beginn unseres Gesprächs festhalten, Tochter«, sagte Fanmór finster. »Ich habe diesen Bann nicht über dich gelegt.«
Rian spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. »Was?«, flüsterte sie.
»Du hast mir keine Gelegenheit zur Erklärung gelassen, Rhiannon. Wenn du mir nur zugehört hättest, hätte ich dir bereits vor deinem überstürzten Aufbruch sagen können, dass ich nicht dafür verantwortlich bin.«
Einige Zeit saß Rian schweigend und fassungslos da. Ihre Hand fuhr hoch zum Mund, als müsse sie die Worte festhalten, die unbedingt herauswollten. Schließlich schluckte sie alles hinunter und sagte beherrscht: »Dann erklärt es mir jetzt, Vater.«
Fanmór nickte. »Das war einer der Gründe, weswegen ich dich sprechen wollte. Ich habe dich und deinen Bruder hierher ins Schloss geholt, als ihr wenige Tage alt wart. Einen Viertelmond etwa, vielleicht etwas darüber. Bereits da lag der Schutzbann über dir.«
»Wer hat ihn gewoben? Vor so langer Zeit und warum? Wieso hält er noch?«
»Ich kann dir keine dieser Fragen beantworten, Tochter. Ich weiß es nicht.«
Rian ließ den Kopf hängen. »Spricht da der König oder der Elf?« Könige sagten vielleicht manchmal die Wahrheit. Elfen hingegen so gut wie nie.
»Ich spreche als dein Vater«, betonte Fanmór. »Es ist die Wahrheit.«
»Also gut.« Rian hob den Kopf und straffte ihre Haltung. »Dann sagt mir als mein Vater, weshalb Ihr nur mich und meinen Bruder ins Schloss geholt habt und nicht auch unsere Mutter. Sagt mir, wer unsere Mutter
ist
. Wo sie sich aufhält!«
»Das kann ich nicht.«
Sie hatte genug. »Ich verlange es!«, schrie sie ihren Vater an und sprang auf. »Oder ich schwöre Euch, ich werde Regiatus darin unterstützen, ein Elfengericht einzuberufen, indem ich, Eure Tochter, die Prinzessin der Crain, Euch das Misstrauen ausspreche!«
»Du vergisst dich.« Fanmórs schwarze Brauen zogen sich düster zusammen.
»Hören wir endlich auf damit!«, erwiderte sie. »Wie könnt Ihr Respekt von mir verlangen, wenn Ihr mir selbst keinen entgegenbringt? Habt Ihr je etwas für mich empfunden? Ich kann mich nicht erinnern, dass Ihr mich jemals in Eurem Arm gehalten habt. Das tat nur Regiatus!« Aufgeregt ging sie vor ihrem Sitz hin und her. »All dieser Zwang, ich ertrage es einfach nicht mehr!«
»Rhiannon, ich erlaube dir nicht, in dieser Weise mit mir zu reden!« Der König wirkte mittlerweile äußerst ungehalten.
»Ihr wiederholt Euch«, versetzte sie ungerührt. »Gebt mir endlich Antwort!«
»Ich muss mich erneut wiederholen. Ich kann nicht!«
»Also dann: Warum nicht, Herr?«
»Weil ich einen Bann ausgesprochen habe.«
»Das weiß ich!«
»Dieser Bann betrifft auch mich.«
Da blieb Rian die Luft weg. Sie blieb stehen und starrte ihren Vater an. »Ihr habt … Euch selbst in diesen Bann eingeschlossen?«
»Allerdings. Ich legte den Bann damals bewusst so an, dass selbst ich nicht darüber sprechen kann, bis eine bestimmte Situation eintritt.«
»Aber … warum?«, sagte sie erschüttert. »Vergesst es, das war eine dumme Frage. Ihr könnt ja nicht antworten …«
Fanmór erhob sich zu seiner vollen Größe. Sein Kopf stieß fast ins Geäst. »Meine damalige Entscheidung war die einzig richtige und mögliche. Aber kommen wir zum Wesentlichen, weswegen ich dich zu mir rief.« Er trat einen Schritt auf die Tochter zu.
Rian schwante Übles. »Kommt mir nicht zu nahe«, flüsterte sie verschreckt.
»Rhiannon, ich werde keinen weiteren Ungehorsam dulden, keinen Widerstand und keine Vorwürfe.« Die Stimme des Riesen klang kühl und nüchtern. »Deiner Jugend geschuldet habe ich mir in der letzten Zeit viel gefallen lassen, aber nun muss ich mich um den Krieg kümmern und kann keine Zeit für weitere Eskapaden deinerseits erübrigen.«
»Eska…«
»Schweig! Du hörst mir jetzt zu. Ich will vergessen, was du mir beim letzten Mal entgegengeschleudert hast. Trotz allem bist du meine Tochter, von meinem Fleisch und Blut, und deine Sicherheit geht mir über alles. Ich werde darauf achten, dass du keine Dummheit mehr begehst, nur weil du gefühlsmäßig überreizt bist.«
Rians Unterlippe fing an zu zittern, doch die Prinzessin sagte nichts. Sie wusste, es war nicht möglich. Ihre Stimme würde ungehört verhallen. Sie konnte nur dastehen und ihrem Vater zuhören.
»Ich weiß nicht, was
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