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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Toms Gedanken.
    »Sicher«, antwortete Tom, zugleich lachend und weinend. Nun war der Zeitpunkt der Frage gekommen, die ihm der Getreue seinerzeit auf der Brücke vorweg beantwortet hatte. Denn wer sollte es damals sonst gewesen sein? Alles fügte sich zusammen. Hatte der Mann ohne Schatten bereits vor sechzehn Jahren gewusst, was geschehen würde? Oder es so geplant? »Das ist alles … ziemlich bizarr.«
    »Wem sagst du das?«, murmelte der Schwarzhaarige. Der Blick, mit dem er Tom musterte, ging ihm durch und durch.
    »Also schön, dann suchen wir mal einen Weg nach oben, und unterwegs erzähle ich dir alles. Es gibt da nämlich ein, zwei Sachen, die du erfahren solltest, bevor wir … ähm … wieder zurück sind.«
    Tom hielt inne, als Marco einen Ruf ausstieß. Er stand da mit einem Strauß Seidentulpen.
    »Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, wo der herkommt!«
    Tom kam ein Verdacht. Er kramte eine Münze hervor und warf sie Marco zu, der sie geschickt auffing.
    »Behalte sie in der geschlossenen Hand«, sagte er. »Und hol sie mir mit der anderen Hand hinter dem Ohr hervor.«
    »Du spinnst ja.« Marco lachte. Neugierig trat er zu Tom – und hatte plötzlich die Münze in der anderen Hand. »He!«, rief er verdutzt. »Dann ist das der Anzug eines Bühnenzauberers? Du meinst, ich bin – ich kann das?«
    »Wir werden es herausfinden«, antwortete Tom grinsend. »Mal sehen, wie viele Tricks du beherrschst.«
    Tricks. Keine echte Magie. Nie wieder. Sie waren ganz normale Menschen. Nun ja, fast, wenn man bedachte, wem sie oben gleich begegnen würden.
    »Auf nach oben«, sagte Tom. Ganz egal, was ihn dort erwarten mochte – sein Herz sang, wenigstens für diesen einen unvergleichlichen Moment.

16 Familienbande
    Grauer Staubnebel wehte durch die Thronhalle, in der früher rauschende Feste stattgefunden hatten. Bilder und Statuen waren mit Schleiern verhängt, ur und düsteres Kerzenlicht verstreute flackernde Lichter. Auf dem Thron saß ein großer Mann in schwarzgrauer Rüstung mit den kältesten Augen, die Anne auf ihren weiten Reisen je gesehen hatte. Doch er war immer noch Ehrfurcht gebietend, einer von den Großen und Uralten, dem man Respekt, wenn nicht Demut zollen musste, ob man wollte oder nicht. Sie verneigte sich vor ihm.
    Sinenomen sprang auf, als er erkannte, wer da vor ihn geführt wurde. »Raus hier, alle!«, schrie er.
    Augenblicklich machten sich die Albtraumgeschöpfe und Fiach Duin aus dem Staub, hinaus aus dem Saal, und die Wachen draußen schlossen hastig die Tore.
    Mit rauschendem Umhang kam der Urvampir die Stufen herunter. Seine Stiefel dröhnten schwer auf den Boden. »Du also!«, sagte er zischend. »Wagst du es erneut, mir Widerstand zu leisten, Tochter?«
    »Ich muss dich aufhalten, Vater«, antwortete Anne ruhig. »Sag nicht, dass ich im Reich des Priesterkönigs falsch handelte. Im Gegenteil habe ich dich dadurch vor der ewigen Verdammnis gerettet. Und die kann nicht einmal dir gefallen.« Ihre Hände waren noch auf dem Rücken gefesselt, doch das war nur eine Farce. Sie konnte die Fesseln jederzeit abstreifen.
    »Denkst du, ich halte mich zurück, weil du Fleisch von meinem Fleisch bist?« Seine Stimme wurde zu einem glatten, tonlosen Raunen, wie immer, wenn er vor Zorn außer sich war.
    »Du würdest eine Blutschuld begehen«, warnte Anne. »Das bleibt nicht einmal für dich folgenlos.«
    »Du bist nicht mehr meine Tochter!« Sinenomen ging um sie herum, und die Wucht seiner Präsenz erschlug sie beinahe. Nur mit Mühe konnte Anne sich auf den Beinen halten. »Menschlich bist du geworden, ein verdorbenes Stück Fleisch, das nie und nimmer meinen Lenden entsprungen sein kann!«
    »Und doch war es dein Samen, der die Frucht im Leib meiner Mutter keimen ließ«, flüsterte Anne. »Ein Teil von mir bist du.« Sie entblößte ihre beeindruckenden Zähne. »Aber die andere Hälfte hat meine Mutter erschaffen und mir ein einzigartiges Geschenk gemacht.« Sie drehte sich ihm zu. »Hast du sie deswegen ermordet?«
    »Deine Mutter hat ihre Aufgabe erfüllt, mehr habe ich nicht von ihr erwartet. Sie gab, wozu sie verpflichtet war.«
    »Dir verpflichtet? Inwiefern?«
    »Ich habe sie auserwählt.«
    Anne musste kurz die Augen schließen, um sich darauf zu konzentrieren, sich nicht zu übergeben. Sehr leise, aber scharf sagte sie: »Du hast sie genommen, missbraucht, ausgesaugt und dann wie eine benutzte Hülle weggeworfen.«
    »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig«, versetzte er streng.

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