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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Das, woran ihr Nacken stieß, fing an, sich herabzusenken. Gleichsam als Widerstand oder … weil irgendwo eine Stütze zusammengekracht war. Denn sie hörte es knirschen und ächzen, wie die Wanten eines Schiffes, das nur noch von Farbe zusammengehalten wurde. Dann neigte sich das Weiß sogar noch von zwei weiteren Seiten ab, und Nadja musste ihre Hände zu Hilfe nehmen, um sich abzustützen.
    Ihre Beine stemmten sich in den Boden, Rücken und Arme drückten gegen die herabsinkenden Wände.
Das
, dachte Nadja Oreso frustriert,
ist also das Ende meines Weges. Nun bin ich angekommen. Und ich werde hier festsitzen, bis die Wände sich wieder stabilisieren oder bis ich unter ihnen zusammenbreche und zerquetscht werde
.
    Sie schrie ihre bittere Wut auf den Getreuen hinaus, der ihr das angetan hatte. Obwohl sie den Eindruck hatte, dass das nicht seine ursprüngliche Absicht gewesen war. Hatte es nicht eher wie eine Affekthandlung gewirkt, weil sie ihn verärgert hatte? Tja, aber wie wollte er das wiedergutmachen? Indem er sie ablöste und selbst ihren Platz einnahm?
    Es war klar, was gerade vor sich ging: Solange Nadja die Stütze spielte, würden die Welten draußen nicht ineinander stürzen. Manchmal genügte ein ganz einfacher Mechanismus, um eine große Wirkung zu erzielen.
    »Das ist alles verrückt.« Nadja stöhnte. »Was mache ich da nur?«
    Sie hatte keine Wahl. Die ganze Zeit hatte sie herumgetönt, die Welt retten zu wollen. Nun, es war so weit! Vorwärts!
    »Aber wie?«, rief sie. »Wie kann es mir gelingen? Was muss ich tun?«
    Es war still und leblos. Immerhin konnte Nadja ihre eigene Stimme hören, konnte atmen, und sie spürte die Schwerkraft ganz erheblich. Aber sonst war da nichts. Musste sie etwa bis ans Ende aller Zeit ausharren? Gab es Aussicht auf Erlösung, oder lief es darauf hinaus: Alles funktionierte prächtig, bis Nadja den Geist aufgab? Oder ihren Körper?
    »Was passiert, wenn ich wahnsinnig werde? Verrückt hier im Nichts? Hat da schon mal jemand dran gedacht?«
    Fein. Sie war kaum angekommen, schon fing sie an, Selbstgespräche zu führen. Der Wahnsinn kam ja schnell.
    »Ist ja auch egal, oder?«, rief sie hinaus. »Auf wen muss ich Rücksicht nehmen? Wer sollte mich komisch anschauen? Die menschlichen Regeln gelten hier nicht mehr. Ich bin jetzt die Herrin meines eigenen Universums! Und abgesehen von dem Druck, der irgendwie und von irgendwo auf mich ausgeübt wird, geht’s mir prächtig. Hunger und Durst sind sicher passé, denn wer im Nichts ist, braucht auch nichts. Perfekt organisiert.«
    Sie rieb die schweißbedeckte Stirn an ihrem Arm. »Der Getreue? Ich sollte ihm dankbar sein. Endlich keine Zweifel mehr, keine Abenteuer und keine Ängste um Mann und Sohn. War ich auf der Suche? Ach was, angekommen bin ich! Hier kann mir nichts mehr passieren.«
    Doch gerade das war ein Trugschluss. Sie war nämlich gar nicht allein. In dem konturlosen Weiß musste es Risse geben, Öffnungen und Löcher. Nadja sah auf einmal lange schwarze Spinnenbeine. Zuerst kamen sie nur an einer Stelle durch, dann wurden es mehrere.
    Nadja stellten sich die Nackenhaare auf. War das einer dieser Psychotricks? Einer, der ihre ureigensten Ängste zum Vorschein brachte, sie über sie herfallen ließ, und sie starb an ihrer eigenen Angst? »Weg! Geht weg! Haut ab!«, schrie die junge Frau, sowie der Rest zum Vorschein kam: Spinnen mit langen haarigen Beinen, großen Augen und roten Hinterleibern, aus denen unaufhörlich klebrige Tropfen quollen. Sie krabbelten die unsichtbaren Wände herunter und auf Nadja zu, die nur noch lauter brüllte.
    »Ich lasse los! Ich renne davon, oder ich zertrample alle! Jawohl, das tue ich! Das Schicksal der Welten bedeutet mir nichts!« Ihre Beine zuckten unruhig, und beinahe hätte sie den Halt verloren.
    Die Spinnen wuselten auf Nadja zu – doch bevor sie sie erreichten, kamen andere. Von unsichtbaren Decken herab fielen handtellergroße Käfer, die brummend ihre Flügel ausbreiteten und zum Angriff übergingen. Sie schnappten sich die Spinnen mit ihren langen Kneifzangen, eine nach der anderen, und kehrten an oder in die Decken hinein zurück.
    »Gut gegen Langeweile.« Nadja kicherte. Ihr Kopf sank nach hinten, ihr Körper bestand nur noch aus Schmerz. »Bitte, hilf mir jemand, irgendjemand …«
    »Soll ich für dich tanzen?«
    Nadjas Kopf ruckte nach vorn, und sie riss die Augen auf. »Pavo?«, fragte sie ungläubig.
    Der Weiße Pfau, Jangalas Gott und Schützer. Er hatte schon

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