Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
verbarg.
Für einen Moment sah es so aus, als wolle er zurückweichen, doch er riss sich gerade noch zusammen.
»Fürchtest du mich?«, fragte Bandorchu kehlig.
»Wer nicht?«, murmelte er.
Ihre Hand legte sich in seinen Nacken, und sie ging langsam um ihn herum; die schlanken Finger strichen um seine Kehle, kehrten zum Nacken zurück. »Warum bist du hier?«
»Weil ich glaube, dass Ihr die Erlöserin seid.
Meine
Erlöserin. Dass ich endlich nach Hause zurückkehren kann. Ihr werdet mich von dem Fluch befreien und von Yevgenji, und ich werde wieder ein freier Elf sein und mich glücklicheren Dingen widmen – in meiner Heimat.«
»Könntest du ohne Kampf leben?« Ihre schnurrende Stimme war nah an seinem Ohr, während ihre Finger mit wenigen Bewegungen seinen Brustharnisch lösten und zu Boden gleiten ließen.
»Das ist mein Ziel. Es ist lang genug. Kein Elf sollte dazu verdammt sein, ewig zu kämpfen.«
»Aber dann verlierst du auch all das, was in dir ist – Leidenschaft, Verlangen, Sehnsucht und …Nun, nennen wir es Liebe …«
»Es verbrennt mich jeden Tag wie ein unbarmherziges Feuer«, wisperte er. »Ich will es nicht länger ertragen müssen.«
»Wie sehr du es vermissen wirst … Denn fortan wird dich die Erinnerung quälen, und das ist schlimmer als jede Folter, glaub mir. Deswegen habe ich alle meine Erinnerungen abgelegt.«
»Könntet … Ihr das bei mir auch tun?«, fragte er zögernd.
»Wenn du gut für mich kämpfst, durchaus«, raunte sie an seinen Lippen. Irgendwie hatte sie es geschafft, ihm das Wams auszuziehen. »Doch jetzt will ich dir zuerst deinen anderen Schmerz nehmen. Nähre mich mit deinem Feuer!«
Er schluckte hörbar. »Was sagt Ihr da …«
»Verbrenne mich in deinem unbarmherzigen Feuer, bade mich darin, nähre mich!«, wiederholte sie. Sie presste ihre weichen Brüste an seine Brust, sodass er ihre steifen Brustwarzen spüren konnte. Und ihre seidige Haut …
»Oh, Herrin …«, keuchte er mit trockener Kehle. »Ich darf das nicht tun …«
Sie erstickte seine Worte in einem Kuss, und er schloss die Augen, ließ es geschehen.
»Falls du Furcht vor meinem finsteren Liebhaber hast, er ist fern und wird nicht so schnell zurückkehren.« Sie lachte leise. Ihre Hände glitten über seinen Körper, und er erschauerte, als sie ihn zwischen den Lenden berührte. »Wie sehr du mich begehrst …«
»Wie könnte es anders sein?«, stieß er heiser hervor. »Ihr seid die schönste und sinnlichste Frau unter der Sonne. Man sollte Euch als Göttin verehren, nicht als Königin. Ich bete Euch an.«
»Dann gehorche mir«, murmelte sie, und ihre Zungenspitze fuhr die Konturen seiner Lippen nach. »Weihe mich in das Geheimnis deiner Gefühle ein, lass mich daran teilhaben … Ich will endlich verstehen …«
Spyridons Beherrschung hatte ihre Grenze erreicht. Und wenn es ihn das Leben kostete, sollte es ihm auch recht sein. Was konnte es für einen schöneren Tod geben, als während des Genusses dieses göttlichen Körpers dahinzuscheiden? Träumte nicht jedermann davon, auch er, seit er Bandorchu das erste Mal erblickt hatte? Und nun sollte der Traum sich für ihn erfüllen, noch bevor er sich im Kampf bewiesen hatte? Wenn dies Glückseligkeit war, so wollte er den grausamen Fluch gern noch weitere fünftausend Jahre auf sich nehmen. Das war jeden Preis wert.
»Verfügt über mich«, stieß Spyridon heißatmig hervor und riss sich die Kleider vom Leib. Er hob Bandorchu mit Schwung auf seine Arme und trug die gurrend lachende Königin, deren Gewand wie von selbst von ihrem wie Mondlicht schimmernden Körper glitt, zum Bett.
Yevgenji war eben doch der Pechvogel von ihnen beiden.
Caturix und Urguyll befahlen derweil den Abmarsch. Weiter ging es zur nächsten Verteidigungsstellung der Crain. Etwas anderes als direktes Vorgehen gab es nicht mehr, dafür waren beide Heerverbände zu groß geworden, und eine Aufspaltung wäre unsinnig. Keiner konnte den anderen von einer anderen Seite her aufrollen. Es ging nur noch um Konfrontation. Natürlich verstanden die beiden Heerführer die Bedenken der Königin, schon zur Finalschlacht aufzumarschieren. Sie musste sich ihrer Sache absolut sicher sein, denn niemand wollte zu große Opfer bringen. Der seltsame kleine Zahlmeister hatte schon recht damit gehabt, dass im Grunde genommen jeder tote Elf einen unwiederbringlichen Verlust darstellte.
Aber der Blutdurst einiger tausend Krieger konnte nicht mehr lange unterdrückt werden, und diese
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