Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
Zeit erspart. Kein Grund, Trübsal zu blasen, Nadja, konzentrieren wir uns auf Siwa. Vielleicht finden wir da noch Verbündete, denn das Gebiet gehört nicht zu Swartson. Genau wie Tara steht es außerhalb davon.«
»Wir hätten gleich dorthin gehen sollen«, maulte Pirx.
»Einen Versuch war es wert, und noch haben wir nicht verloren. In Siwa bin ich nicht ganz so hilflos wie hier.« David klang zuversichtlich und energiegeladen. »Also los, wir haben ein paar Welten zu retten, der Auftrag hat sich nicht geändert!«
Während die Krieger und die beiden Kobolde zusammenpackten, nahm David seine Frau beiseite. »Du hast mir nicht alles erzählt«, sagte er ruhig.
»Ich habe dir gesagt, was du wissen musst«, murmelte sie ausweichend.
»Und warum schämst du dich dann?«
»Weil ich einfach weggerannt bin und dir Sorgen gemacht habe. Gerade jetzt darf das nicht passieren. Ich kann nicht erklären, warum ich so gehandelt habe. Es hat mich einfach weggezogen. Aber das entschuldigt nichts.«
Sie erzählte ihm nichts von der Warnung des Getreuen, dass sie ab sofort auf jeden ihrer Schritte achten musste. Dass die Realität für sie ferner denn je sein würde und sie irgendwo zwischen den Welten stand, ohne eindeutig zu einer zu gehören. Der Weg, der vorher so klar vorgezeichnet war, verschwamm vor ihren Augen. Nur das Ende konnte sie nach wie vor deutlich erkennen.
Noch gab David nicht nach. Er legte die Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf zu sich an. »Hat er dir wehgetan?«
Nadja verneinte. »Er würde mir nie etwas antun. Zumindest nicht, solange er noch etwas von mir erwartet, und das tut er wohl.«
»Womit wolltest du ihn zur Aufgabe bewegen?«
»Mit einem Handel.«
Daraufhin nickte David und stellte keine Fragen mehr. Er legte Nadja den Arm um die Schultern und zog sie mit sich.
»Wir sind bereit, mein Prinz«, meldete Aoibhe. »Leyth wird jeden Moment das Portal öffnen. Von dort aus erhalten wir einen direkten Zugang nach Siwa.«
»Gut«, sagte David zufrieden. »Also dann, auf zur letzten Etappe.«
Das Portal baute sich wie versprochen auf, und sie hasteten nacheinander hindurch. Aoibhe hatte darauf bestanden, zusammen mit zwei weiteren Kriegern vorauszugehen, dann folgten David und Nadja, Pirx und Grog und die restliche Garde. Es war diesmal allerdings nicht einfach eine Tür mit einem Schritt über die Schwelle, der in einen Raum führte, sondern vielmehr ein Durchgang.
»Das ist notwendig, weil Siwa außerhalb von Swartson liegt«, sagte David zu Nadja. »Wir müssen ein Stück durch die Geisterwelt zurücklegen.«
»Das ist nicht gut«, murmelte Nadja. »Gar nicht gut …« Nervös sah sie sich um.
»Was hast du?«, fragte Pirx und beeilte sich, zu ihr aufzuholen.
»Diese Verbindung …«, setzte Nadja an, doch plötzlich bebte es.
»Der Stab ist gesetzt!«, rief David. »Schnell, schnell!« Er packte Nadjas Hand und zerrte sie mit sich durch den stark schwankenden Tunnel. Bilder der Menschen- und der Anderswelt blitzten wie Schlaglichter an den Wänden auf. Der Durchgang würde bald zusammenbrechen.
In höchster Geschwindigkeit rannten sie, und dennoch hatte Nadja das Gefühl, überhaupt nicht von der Stelle zu kommen. Sie konnte auch Davids Hand nicht festhalten, sie entglitt ihr immer mehr. »David …«
»Nicht lockerlassen, Nadja, gleich sind wir durch!«, drängte der Prinz. »Gleich kannst du dich ausruhen …«
»Das ist es nicht«, stieß sie kraftlos hervor, während sie merkte, wie ihre Füße immer tiefer in den Boden einsanken.
»Verdammt!«, schrie David auf, der endlich merkte, dass etwas nicht stimmte.
Er warf sich herum, packte mit beiden Händen zu und versuchte Nadja zu halten.
Doch sie war nicht das einzige Problem. Der Tunnel bäumte sich auf, als ein zweites Beben folgte, und ein roter Blitz schlug ein, der die ganze Gruppe auseinanderriss.
David stürzte aus mehreren Metern Höhe im freien Fall ab und landete in einer aufwirbelnden Staubwolke im Sand.
Hustend und Sand spuckend richtete er sich auf – und starrte direkt in eine Gewehrmündung.
6 Warten
Yevgenji fuhr hoch und griff sich ans Handgelenk, das wie Feuer brannte. Als ob das Cairdeas in Flammen stünde. Gleichzeitig wurde er von einer Woge der Lust überrollt, die ihn keuchend wieder aufs Lager zurücksinken ließ.
»Spyridon«, ächzte er, während Welle um Welle über ihn kam und sich zu einem Tsunami aufbaute, der sich bald in einer gewaltigen Entladung brechen musste. Yevgenji zuckte und
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