Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
flüsterte er dann an ihrem Ohr, streichelte sie und hielt sie ganz fest.
»Ich habe viel an dich gedacht und dich vermisst«, wisperte sie zurück. »Aber ich hätte nie gedacht, dass du hierherkommst … mit einem fliegenden Schiff …«
»Welche Wahl hatte ich schon? Ich bin nun mal keine Landratte, und der Weg ist furchtbar weit. Denkst du, ich überlasse dich einfach so der Gefahr?«
»Ich wusste nicht, dass du so … Ich dachte, nach dem, was passierte …«
»Aber das war es doch, Rian, was ich dir die ganze Zeit zu erklären versuchte: Dass nichts passierte, war das Wunder! Du ahnst ja nicht …«
Sie zwang ihn, sie anzusehen. »Also, dann sag es mir jetzt.«
»Es ist ein Fluch«, platzte es aus ihm heraus. »Jedes Mal, wenn ich eine Frau lieben will, verwandle ich mich in ein sabberndes Monster …« Er legte seine Hände an ihr Gesicht. »Sag mir, Rian, bist du meine Erlösung?«
Sie lächelte unter Tränen und bewegte langsam verneinend den Kopf. »Es tut mir leid, Arun. Für uns gibt es keine Zukunft. Ich kann dieses Reich nicht mehr verlassen. Ich bin hier gebunden. Verzeih mir.«
Für einen Moment brachte er vor Schock nichts hervor. Aber dann küsste er sie erneut. »Das ändert nichts, Rian, dass du meine
preyasi
bist. Das wirst du von nun an für immer für mich sein. Ich habe mein Schiff nach dir benannt, weißt du?
Cyria Rani
, das heißt Vogelkönigin. Im Grunde wusste ich, dass wir … niemals zusammen sein werden. Ich meine, ein mittelloser, wenig angesehener Pirat und die hohe Prinzessin von Crain und Earrach … das geht doch nicht. Selbst einem verwegenen Abenteurer wie mir, der sich nie um etwas schert, ist das klar. Aber ich wollte dich wenigstens noch einmal sehen, um mich zu verabschieden. Ich werde für dich kämpfen. Das ist ein gutes Ziel, finde ich, und förderlich für meinen Ruf. Und vielleicht bringt es mich eines Tages sogar der Erlösung näher. Jedenfalls kann ich den Fluch jetzt leichten Herzens ertragen, da ich das Glück, dich geküsst zu haben, für immer als Erinnerung in mir trage. Welche Strafe mag mich da noch treffen?«
»Du bist ein hoffnungsloser Romantiker, Arun, und schauerlich pathetisch«, stieß sie hervor. Eigentlich wollte sie weinen, doch sie musste lachen. Sie griff in eine verborgene Tasche ihres Kleides und zog ein Cairdeas hervor.
»Dieses Band schenkte ich einst Robert«, erklärte sie, ergriff Aruns Hand und legte es behutsam hinein. »Er gab es mir zurück, als er diese Gefilde verließ. Nun weiß ich, warum. Ich möchte, dass du es trägst. Wenigstens dieses Band kann uns einen.«
Arun war für ein paar Herzschläge erschüttert, dann streifte er sich das Cairdeas über das linke Handgelenk. »Danke«, sagte er leise. »Ich werde es in Ehren halten. Nun bist du immer bei mir.«
Ein letztes Mal umarmte sie ihn. »Es wird Zeit für dich. Guten Wind und ein scharfes Schwert, Korsar! Möge die See stets gut zu dir und die Beute stets reichlich sein.«
Als sie in den Saal zurückkamen, machte Naburo Kush gerade begreiflich, dass er bei Talamh bleiben sollte. Doch der Shishi stellte klar, dass Piraten keine Kindermädchen seien.
Naburo sah Arun hilflos an. »Sag du es ihm.«
»Kush«, sagte Arun streng zu dem Shishi, »willst du dem kleinen Talamh das Herz brechen? Seid ihr keine Freunde geworden?«
»Aber … aber ich dachte …«
»Sieh ihn dir an! Seine Augen füllen sich schon mit Tränen! Bald heult er los! Er ist ein Prinz, Knautschgesicht, ich jedoch bin nur ein Pirat, der von der Hand in den Mund lebt. Ich habe gar nicht genug Zeit für dich, wenn ich erst wieder auf See bin. Und du bist eine Landratte, du hasst das Wasser. Talamh … Nun, du könntest sein bester Freund und Beschützer sein.«
Kushs Falten um die Augen zogen sich zurück, und er starrte den Korsaren erstaunt an. »Ja, wenn das so ist …« Er stapfte zu dem kleinen Prinzen, der ihn ankicherte. »Kush!«, sagte der Knirps.
»Er kann meinen Namen sprechen!«, rief der Shishi begeistert.
»Also, das wäre dann wohl geklärt«, sagte Naburo erleichtert. »Lasst uns aufbrechen, Freunde. Wir haben viel zu tun.«
7 Irrwege 1
Wortlos hob David die Hände. Vier Männer in Uniform umringten ihn; an ihren Gürteln hingen Ersatzmagazine, Messer und Feldflaschen. Sie trugen militärische Kappen, ihre schwarzen Haare waren kurz geschnitten, die Haut sonnengegerbt, die Bärte ebenfalls kurz. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Vermutlich sahen sie zehn Jahre älter aus, als
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