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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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so viele Arme und Hände besitzen konnte. Wieder wurde sie abgeklopft und gestützt, jemand hob ihren Rucksack auf, und dann ließ der Schwindel endlich nach, und die Sicht klärte sich. Sie musste immer noch husten und sich räuspern, fühlte Sand in Nase und Ohren und überall an ihrem Körper rau reiben, sobald sie sich bewegte.
    Es mussten Beduinen sein, die sie umringten, denn sie waren traditionell wie Nomaden gekleidet, alle in denselben Stammesfarben und bis auf das Gesicht vollständig verhüllt. Sie redeten auf Nadja ein, doch sie verstand kein Wort. Also befand sie sich nicht in der Anderswelt, sondern irgendwo in der Wüste der Menschenwelt.
    »Es tut mir leid«, sagte sie zuerst auf Englisch, dann auf Französisch, »aber ich spreche eure Sprache nicht.«
    »Wo kommst du her?«, erklang eine männliche Stimme auf Englisch. Ein junger Mann Anfang zwanzig bahnte sich seinen Weg zu ihr.
    »Aus Deutschland«, antwortete sie.
    Er grinste und zeigte prächtige weiße, gepflegte Zähne. »Passt mir gut«, sagte er auf Deutsch. »Das kann ich noch besser.«
    Nadja war für einen Augenblick verdutzt. »Dann muss ich in Ägypten sein«, sagte sie. An den Hochschulen in Kairo wurde Germanistik angeboten, wie sie von einer früheren Reportage wusste, und manche Schulen hatten Deutsch als Wahlfach.
    »Hattest du Zweifel daran?«, fragte der junge Mann und hob die Brauen.
    »Äh, nein«, antwortete Nadja schnell. »Aber bei all den Fahrten durch die Wüste verliert man schnell mal die Orientierung und passiert unter Umständen eine Grenze, ohne es beabsichtigt zu haben.«
    »Und was machst du hier, so abseits der Pyramiden?«
    »Ich … hab mich verirrt.« Nadja lächelte schüchtern, wie immer, wenn sie einen anderen friedlich stimmen wollte. »Ich bin übrigens Nadja Oreso, Touristin.«
    »Ich bin Jamal. Komm mit, Nadja. Im Zelt gibt es Schatten und Tee, und dann wirst du deine Geschichte dem Scheich erzählen, meinem Vater.«
    Die anderen Beduinen zogen sich zurück, während Jamal Nadja zu einem Zeltlager führte. Ein nahebei gelegener Brunnen speiste eine Tränke, aus der Dromedare und Ziegen tranken. Kinder rannten zwischen den Beinen der großen Dromedare hindurch und spielten lachend Fangen.
    In der Mitte des Lagers befand sich das große Zelt des Stammespatriarchen, in das Nadja nun geführt wurde. Der Boden des Zeltes war mit Teppichen und Kissen ausgelegt. Vor einer Schale Datteln saß der Scheich und trank gerade Tee, als sein Sohn den unerwarteten Gast ankündigte. Nadja wurde eingeladen, Platz zu nehmen und Tee zu trinken. Außerdem bot man ihr Wasser an, das sie gierig trank. Ihr Hals war immer noch rau. Eine Schale Datteln, Feigen und Aprikosen wurde vor sie hingestellt, und nach einem kurzen Blick zu Jamal bediente sie sich dankbar. Den Patriarchen sah sie nicht an, und ausnahmsweise ergriff sie auch nicht das Wort.
    Schließlich zeigte der Scheich seinem Sohn durch Nicken an, dass er bereit war, die Geschichte zu hören.
    »Wir fanden sie draußen vor der Düne«, berichtete Jamal, nachdem er Nadja vorgestellt hatte. »Wie aus heiterem Himmel war sie plötzlich dort. Allah mag wissen, woher sie kam.«
    Der Patriarch murmelte etwas.
    »Mein Vater möchte, dass du deine Geschichte erzählst«, erklärte Jamal. »Ich werde übersetzen.«
    »Zuerst möchte ich meinen Dank ausdrücken, dass ich die großzügige Gastfreundschaft deines Vaters in Anspruch nehmen darf«, begann Nadja höflich und wartete, bis Jamal übersetzt hatte. Der Scheich warf ihr einen kurzen Blick zu und nickte leicht.
    Sie neigte den Kopf und fuhr fort: »Wir waren auf einer Wüstentour unterwegs und hatten eine Panne. Ich nutzte den Halt aus, doch dann verirrte ich mich zwischen den Dünen. Seither sind viele Stunden vergangen, und ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, jemals wieder zurückzufinden.«
    Nachdem Jamal alles weitergegeben hatte, herrschte Schweigen.
    Er nimmt es mir nicht ab
, dachte Nadja entmutigt. Sie würde die Geschichte selbst nicht glauben. Aber sie hatte keine Wahl.
    Jemand brachte Nadjas Rucksack herein und sagte etwas. Daraufhin unterhielten sich Vater und Sohn leise, bevor Jamal ihr den Rucksack von seiner Sitzposition aus herüberreichte.
    »Kein Geld, keine Papiere«, sagte Jamal.
    Nadjas Herz begann wild zu schlagen.
    »Dafür jede Menge Utensilien, die Rätsel aufgeben, weil sie nicht so recht zu einer Touristin, die sich verirrt hat, passen wollen.«
    Ihre Finger zitterten leicht, als sie die

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