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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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vergisst!«
    Zuletzt deutete der Getreue mit dem schwarz behandschuhten Zeigefinger auf den Wüstenwind. »Und jetzt verschwinde endlich! Ich habe noch eine Menge zu tun, und meine gute Laune schwindet. Das Ziel ist nah, aber nicht erreicht, und die Zeit wird knapp.«
    Das Dröhnen kam immer näher, wurde ohrenbetäubender. Von Süden her erlosch der Himmel und wich einer fahlgelben Leere. Eine riesige Sandsturmwand brauste auf den Verhüllten zu.
    Der stieg ungerührt weiter den Hang hinauf. »Ich warne dich ein letztes Mal. Du wirst es bereuen.«
    Chamsin hörte nicht auf ihn. Der gigantische Sandsturm schwappte über dem Getreuen zusammen und riss ihn mit sich. Er versuchte noch, sich nach vorn zu werfen und in die Düne einzugraben, doch es war vergebens. Der Gipfel des Sandberges wurde einfach mitgerissen und von den Fluten einverleibt.
    Na, wenigstens geht es nach Norden
, dachte der Getreue, sich selbst verspottend. Allmählich wurde er ziemlich wütend. Nichts lief wie geplant, dabei hatte er sich so viel Mühe gegeben. Nicht mehr lange, und sein Geduldsfaden zerriss endgültig; dann würde er den Welten sein wahres Gesicht zeigen – und sie mit seinem Zorn heimsuchen. Er würde ihnen entziehen, was er sonst gab; es war doch sowieso bald nichts mehr zu retten. Seinetwegen konnte ruhig alles untergehen. Sie waren sowieso alle uneinsichtig. Begann er eben noch einmal von vorn, und …
    Beruhige dich, Bruder, ich bin hier
, unterbrach ihn eine Stimme in seinem Inneren.
    Ich kann mich nicht beruhigen! Ich will mich nicht beruhigen! Ich bringe alle um, ich

    Das sind noch die Nachwirkungen des Stabsetzens. Du stehst unter Schock. Was kein Wunder ist
.
    Dann bring mich sofort nach Siwa, und alles ist in bester Ordnung!
    Tut mir leid, in deinem jetzigen Zustand kann ich das nicht verantworten. Du bist zu zerstörerisch, und der Zustand unserer Welten ist labil genug. Komm erst einmal zu dir und beruhige dich. Ich würde dir ja eine Partie Schach mit unserem grauen Bruder vorschlagen, aber der hat gerade selbst genug damit zu tun, dass Annuyn nicht aus allen Nähten platzt
.
    Willst du mich etwa maßregeln? Was erlaubst du

    Ich habe Angst vor dir, wenn du so bist
.
    Mühsam bezähmte er sich. Er spürte die Furcht seines jüngeren Bruders körperlich, und sie schmerzte ihn.
Tut mir leid. Ich will dir nicht schaden
.
    Alles bricht auseinander, und ich fürchte um uns. Ohne dich kann es nicht gelingen
.
    Ich habe nach wie vor alles im Griff. Du kannst mir vertrauen
.
    Das weiß ich. Ich habe es gesehen … gewissermaßen. Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich nichts mehr erkennen kann, weil alles offen ist. Und dahinter wage ich nicht zu blicken
.
    Allmählich beruhigte sich der Getreue. Er fing an, den Sand wahrzunehmen, der überall war, um und in ihm, und den Sturm, der ihn mit sich riss. Was ließ er sich eigentlich alles gefallen? Verdammte Instabilität!
Was machst du mit diesem Idioten Chamsin?
    Ich werde ihn ausblasen, bis er nur mehr ein Lüftchen ist, für mindestens ein Jahr. Der Sturm braust bereits durch sämtliche Welten, aber das wird jetzt ein Ende haben. Ich musste nur zuerst dich zur Vernunft bringen
.
    Gut. Bin ich. Bring mich unverzüglich nach Siwa
.
    Ich sagte dir schon, dass ich das für keine gute Idee halte
.
    Und ich sage dir, ich bin wieder bei mir!
    Siwa ist nicht mehr fern, Bruder. Das schaffst du allein. Ich muss jetzt weiter, aber ich werde später noch einmal nach dir sehen
.
    »Ich warne dich …«, setzte der Getreue laut an, doch da brauste der Sandsturm schon an ihm vorbei und weiter, ohne ihn mitzunehmen. Für einen kurzen Moment hielt der schwarz Verhüllte verblüfft inne, und dann ging es im freien Fall abwärts.
    »Kleiner Bruder!«, rief er, während er durch die balkenlose Luft sauste und für einen Moment völlig die Orientierung verlor, weil oben zugleich unten war. »Das wirst du …« Da prallte er schon in einer gewaltigen Sandfontäne auf und versank in einer Düne.
    Schnaubend vor Wut, hustend und Sand spuckend, arbeitete er sich wieder nach oben. Er war so außer sich, dass sich trotz der Sonnenglut ringsum eine Eisschicht auf dem Sand bildete. Schließlich hatte er sich so weit aufgerichtet, dass er sich umschauen konnte. Ein Meer von Dünen umgab ihn, nur Richtung Norden zeigten sich ferne Berge am Horizont. Und davor lag ein grünes Band. Er hob den Kopf zum Himmel, der frei von Sand und Staub schien; der Sturm war weitergezogen und längst zu weit

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