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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein zweiter Mann hereintrat. Auch er trug Uniform, seinen Rangabzeichen nach zu urteilen, von einem höheren Kommando. Mit der gelassenen Autorität eines Mannes, der das Sagen hatte, kam er in den Raum, eine kurze Reitgerte in der rechten Hand, das Gesicht von einem Barett und einer großen Sonnenbrille halb verdeckt.
    Mit der Gerte schob er Davids Haare zurück und berührte die Spitze seiner Ohrmuschel, dann legte er die Spitze der Reitgerte unter Davids Kinn, hob seinen Kopf zu sich an und beugte sich leicht über ihn. Schneeweiße Zähne blitzten im Halbdunkel auf.
    »Prinz Dafydd von den Sidhe Crain«, sagte er im Hauptdialekt der Swartson, dem menschlichen Suaheli entfernt ähnlich. »Mein Herr wird überaus erfreut sein, dass Ihr lebt und in unserem Gewahrsam seid.«
    David schwieg, doch innerlich seufzte er.
Und der Getreue setzt jetzt wahrscheinlich gerade den Stab
, dachte er niedergeschlagen.
    Ein gewaltiger Rückstoß riss den Getreuen von den Beinen, der gerade den Stab in die Ley-Linie von Warqla getrieben hatte, und schleuderte ihn wie ein welkes Blatt durch die Luft davon. Die Welt raste unter ihm dahin, bis der Schwung endlich nachließ, sein Flug abrupt endete und dann in einen steilen Sturz überging. Der Getreue drehte sich, packte die Enden seines Umhangs und versuchte die Fallgeschwindigkeit zu verringern. Wie ein riesiger schwarzer Raubvogel sauste er dem goldenen Hang einer über hundert Meter hohen Düne entgegen. Nur zwei Atemzüge später schlug er darin ein – und durch sie hindurch. Auf der anderen Seite des Abhangs, die im Schatten lag, kam der Körper des Getreuen wieder heraus, rollte noch ein Stück weit hinab und blieb endlich liegen.
    Der Getreue keuchte. In der Ferne hörte er ein Geräusch. Das Dröhnen … einer Maschine? Auto, Motorrad, Flugzeug? Nein, das klang nicht nach menschlicher Technik. Doch es kam unaufhaltsam näher.
    Verdammt
, dachte er.
Das sind Sandkörner, die sich während des Flugs aneinander reiben. Zillionen davon. Ein Sandsturm!
    Schon brauste der Vorbote heran. Eine vier Meter hohe Gestalt aus Luftwirbeln senkte sich von oben auf den Getreuen nieder.
    »Freut mich, dich wiederzusehen«, fauchte Chamsin, der heißeste und gefürchtetste aller Wüstenwinde, dessen Stürme selbst die Pyramiden tagelang überspülten.
    »Gleichfalls«, murmelte der Getreue und richtete sich langsam auf. »Bietest du mir einen günstigen Transport zu meinem nächsten Ziel an?«
    »Dir wird die Frechheit noch vergehen!«, brüllte Chamsin. »Denkst du, ich habe vergessen, was du meinem Bruder angetan hast?«
    »Du hattest bereits deine Rache«, erwiderte der Getreue ungehalten, streckte sich und klopfte sich den Sand ab. »Es langweilt mich, wenn jemand derart nachtragend ist.« Er sah sich um. »Wo bin ich hier überhaupt?«
    »In meinem Reich!«
    »Ach, wirklich? Und ich hielt es fast für den Nordpol.«
    Chamsin brauste näher. »Du bist mir damals entkommen, aber diesmal werde ich gründlicher sein.«
    »Ach, verpfeif dich!« Der Getreue drehte sich von ihm ab und stapfte den Hang der Düne hinauf.
Das Große Sandmeer
, vermutete er.
Also muss Siwa irgendwo nördlich liegen. Wo verläuft nur diese verflixte Linie?
    »Wie kannst du es wagen?«, donnerte der heiße Wüstenwind mit der Kraft eines Orkans, dessen aufgewirbelte Luft den Getreuen an den steilen Hang presste. Rings um ihn wurde der Sand zu Glas gebacken. »Ich will dir eine Lektion erteilen, die du niemals vergessen wirst!«
    »Das wirst du schön bleiben lassen!«, gab der Getreue scharf zurück. »Und weil ich gerade ziemlich guter Stimmung bin, sage ich dir, warum.« Er wandte sich dem rachsüchtigen Chamsin zu, hob eine Hand und zählte an den Fingern ab: »Erstens: Ich bin wieder im Vollbesitz meiner Kräfte und werde sehr ungehalten reagieren, wenn man mich angreift. Was bedeutet: Ich zerfetze dich in zehntausend kleine Lüftchen, die über die Welt irren und hundert Jahre brauchen, bis sie wieder zusammenfinden und zu Chamsin werden. Zweitens: Falls es dir auf deinen Himmelsreisen entgangen sein sollte, sind die Welten instabil und werden bald ineinander stürzen. Schickst du jetzt den Sturm aller Stürme, wirkt er sich auf alle Welten aus, und das könnte ziemlich fatale Folgen haben. Drittens: Stellst du trotzdem deine Rache über die Vernunft und gegen alle Regeln, wird mein Bruder sich deiner annehmen, der über alle Winde gebietet, und
dich
eine Lektion lehren, die
du
ganz gewiss niemals

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