Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
durch.«
»Also gut«, sagte Yevgenji. »Sofort die Steinbarrikade errichten und dahinter Stellung beziehen! Diejenigen von uns, die drin sind, müssen wir leider verloren geben. Doch sie werden die Heranrückenden immerhin lange genug aufhalten, bis wir fertig sind.«
»Vielleicht schaffen es ja die einen oder anderen, sich durchzuschlagen«, sagte Arun.
»Wie viele Mann brauchen wir, um die Stellung bis, sagen wir, heute Abend zu halten?«, fragte Bairre.
»Bis morgen«, sagte Naburo und nickte in Yevgenjis Richtung. »Seine Leute und meine. Die Geflügelten. Arun.«
»Damit ist es entschieden.« Bairre gab Anweisung an seine Offiziere. »Ihr brecht sofort zum Baumschloss auf und kündigt Bandorchus Ankunft an. Dann kehrt zurück, zur Verstärkung. Gleichzeitig sollen sich fünfzig Heiler mit Versorgungswagen auf den Weg machen, aber auf anderer Route, um sich der Überlebenden anzunehmen.«
Die Befehlshaber wollten sich weigern. »Aber …«
»So lautet Fanmórs Befehl. Wir vernichten so viele wie möglich bei so wenigen Verlusten wie nötig. Deshalb verschwindet ihr jetzt.« Ohne ein weiteres Wort wandte Bairre sich ab, um den Aufbau der neuen Barrikade zu beaufsichtigen. Große Bergfexe schleppten gewaltige Felsbrocken heran und türmten sie auf.
Naburos Soldaten nahmen ihre Positionen ein. Auf zwei Fußsoldaten kam ein Reiter. Yevgenjis Schar bestand aus Vulkanspringern, Kampfpanthern, Riesensalamandern und Draconen, drachenähnlichen Echsen mit Hautflügeln. Sie strömten durch die sich rasch schließenden Lücken in die Schlucht hinein, warfen sich jedoch noch nicht ins Getümmel.
»Es wird Zeit«, sagte Arun und reichte Naburo die Hand. »Viel Glück, alter Knabe. War mir ein Vergnügen.«
»Pass auf dich auf.« Naburo drückte fest zu.
Plötzlich stieß Yevgenji einen unterdrückten Laut aus und hielt sich das Handgelenk. »Spyridon kommt.«
»Dann wird’s höchste Zeit«, stellte der Korsar fest.
Die beiden Männer liefen zu der ankernden
Cyria Rani
und legten in Windeseile ab. Und mit ihnen flogen vier Kolossale über die Schlucht hinweg zur Schlacht.
Es waren fünfhundert. Blutgierige, nach allem schnappenden Weißwölfe, die einst die
Geißel des Nordens
genannt worden waren, bevor sie bis an die Grenze von Annuyn getrieben wurden, wo sie seither zurückgezogen gelebt hatten. Nun kamen sie wie eine weiße Welle wogender Leiber heran, die wie eine brandende Flut gegen die Barrikade rollte. Die Kolossale stürzten sich auf die vordersten Angreifer und brachten die Flut zum Stocken. Doch den Weißwölfen folgten weitere furchterregende Geschöpfe, mit denen Yevgenjis Heer vollauf beschäftigt sein würde.
Die
Cyria Rani
hätte sich keinen passenderen Einsatz wünschen können. Zwölf Kanonen an Backbord wurden abgefeuert, und während die Kugeln unten donnernd einschlugen und nachgeladen wurde, kam Steuerbord zum Zuge. Die Attacke des fliegenden Piratenschiffes riss gewaltige Löcher in die heranstürmenden Massen und vermutlich auch in Bandorchus Strategie.
Doch die Dunkle Königin hatte sofort eine Antwort parat – Riesenadler, die mit Bogenschützen bemannt waren. Yevgenji befahl die Draconen herauf, um das Schiff zu schützen, während die
Cyria Rani
weiter feuerte. Unten war bald nichts mehr erkennbar, Freund von Feind nicht mehr zu unterscheiden. Sowie die Vulkanspringer zum Einsatz kamen, färbte sich das schimmernde weiße Fell der Wölfe rot und schwarz von Dreck und Brandwunden. In großen Sätzen landeten die Vulkanspringer mitten unter den Feinden und warfen ihre Brandbomben, bevor sie sich wieder abstießen.
»Dort ist Spyridon!«, rief Yevgenji und deutete aufgeregt vor sich. Tatsächlich, sein Widerpart näherte sich auf einem Riesenadler! »Arun – es ist so weit. Meine Leute wissen, was sie zu tun haben, und werden bis zum bitteren Ende kämpfen. Du kommst ohne mich zurecht. Ich muss jetzt gehen.«
Der Korsar legte ihm kurz die Hand auf den Arm. »Die Götter mit dir, Frieden und Erlösung.«
Yevgenji nickte, schwang sich auf die Reling, nahm kurz Maß und sprang direkt auf einen vorbeifliegenden Riesenadler hinab. Mit Leichtigkeit stieß er dessen Reiter aus dem Sattel, ergriff selbst die Zügel und nahm Kurs auf Spyridon.
Arun konnte nur bewundern, wie geschickt Yevgenji das Tier zu lenken verstand. Er zog das Schwert, und kurz darauf prallten die beiden Todfeinde in der Luft zusammen. Adler kreischten, spreizten ihre Fänge und hackten aufeinander ein. Große
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